Anhaltende Wirtschaftskrise Inflation in Argentinien steigt und steigt
Die wirtschaftliche Lage in Argentinien verschärft sich weiter: Die Inflation hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Das Land verzeichnet eine der höchsten Preissteigerungen weltweit.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise in Argentinien wird immer prekärer: Die jährliche Inflationsrate ist auf 102,5 Prozent gestiegen. Allein im Februar stiegen die Preise im südamerikanischen Land um 6,6 Prozent, wie die Statistikbehörde mitteilte. Vor allem die Preise für Lebensmittel und Getränke sowie die Gebühren für Internet und Telefon legten demnach deutlich zu.
Staatliche Maßnahmen treiben Inflation an
Die Inflation in Argentinien gehört zu den höchsten der Welt. Die Zentralbank druckt ständig frisches Geld, um das Haushaltsdefizit zu finanzieren. Das Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht.
Der Schuldenberg wächst ständig, die Landeswährung Peso wertet gegenüber dem US-Dollar immer weiter ab. Zusätzlich befeuert wurde die Inflation in Argentinien nun von der globalen Lage wie dem Krieg in der Ukraine und den Störungen in den Lieferketten.
Preise für viele Produkte eingefroren
Um die Inflation zu bekämpfen, hat die Regierung einen Preisdeckel eingeführt. Der Plan "Gerechte Preise" begrenzt die Preissteigerungen für ausgewählte Produkte des täglichen Bedarfs zwischen dem 1. Februar und dem 30. Juni auf maximal 3,2 Prozent pro Monat.
"Dies ist ein Programm, das darauf abzielt, die Inflation zu verringern und Preisstabilität zu erreichen, um die Kaufkraft des Einkommens der Bevölkerung wiederherzustellen", lautet die Eigendefinition der Regierung.
Kritiker bemängeln jedoch die marktverzerrende Wirkung solcher Maßnahmen. Außerden würden Tatsachen verdreht. "Offiziell wird den Produzenten und ihrer vermeintlichen Spekulationsfreudigkeit die Schuld für die hohe Inflationsrate angelastet", so Lars-Andre Richter von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Buenos Aires gegenüber der Deutschen Welle. Verantwortlich seien jedoch "die quasi rund um die Uhr laufenden Gelddruckmaschinen".
Folgen für die Bevölkerung
Die Inflation frisst Löhne und die geringen staatlichen Sozialhilfen auf. Ein Drittel der Argentinier lebt in Armut, ist auf Nachbarschaftsnetzwerke und Suppenküchen angewiesen.
Viele versuchen, ihr Erspartes in US-Dollar zu retten. Doch die sind knapp, denn der Staat hat den Umtausch beschränkt und braucht seine Reserven selbst. Devisen sind nur auf dem Schwarzmarkt zu haben, zu einem deutlich höherem Wechselkurs als die offizielle Rate.
Regierung unter Druck
Doch nicht nur auf der individuellen Ebene herrscht Unklarheit und Unsicherheit. Auf Regierungsebene gibt es Medienberichten zufolge Uneinigkeit darüber, wie die wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes bewältigt werden sollen. Im vergangenen Sommer wechselten sich innerhalb von vier Wochen drei Wirtschaftsminister ab, als sich die Wirtschaftskrise des Landes vertiefte.
Die Regierung steht unter erhöhtem Druck, in diesen Jahr wird in Argentinien gewählt. Unter Präsident Alberto Angel Fernandez ist die Armutsrate gestiegen, die Umfragewerte gesunken.
Im Dezember genehmigte der Internationale Währungsfonds (IWF) Argentinien weitere sechs Milliarden US-Dollar an Hilfszahlungen. Dies war die neueste Auszahlung für Argentinien im Rahmen eines 30-monatigen Programms, das insgesamt 44 Milliarden US-Dollar erreichen soll.