Lage am US-Arbeitsmarkt "Das schubst die Fed in Richtung Zinserhöhung"
Auch wenn im Juni weniger Jobs geschaffen wurden als erwartet, bleibt der Arbeitsmarkt in den USA stabil. Deswegen dürfte die Notenbank Federal Reserve angesichts der Inflation die Zinsen erneut anheben.
Ungeachtet der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Federal Reserve läuft der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten weitgehend rund und die Unternehmen schaffen viele neue Stellen. Außerhalb der Landwirtschaft entstanden im Juni 209.000 neue Jobs, wie die Regierung in Washington mitteilte. Ökonomen hatten allerdings mit 225.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet.
Auch im Mai kamen revidiert nur 306.000 Jobs hinzu und nicht wie ursprünglich gemeldet 339.000 Stellen. Analysten sprachen zwar teilweise von enttäuschenden Daten, dennoch gilt ein weiterer Zinsschritt durch die Fed als ausgemacht. So liegt der Jobaufbau weiter klar über der Marke, die aufgrund der Bevölkerungsentwicklung für stabile Arbeitsmarktverhältnisse nötig ist. Zudem ist die Arbeitslosigkeit gesunken, während die Löhne weiter spürbar steigen.
Kommt Ende Juli der vorerst letzte Zinsschritt?
"Auch wenn sich der Arbeitsmarkt abkühlt, bleibt er doch aus Sicht der US-Notenbank wohl zu stark", erklärte Commerbank-Experte Christoph Balz. "Damit dürfte die Fed die Leitzinsen noch in diesem Monat erneut anheben." Die US-Währungshüter hatten die Geldpolitik massiv gestrafft, um die hohe Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Die Leitzins-Spanne liegt derzeit bei 5,0 bis 5,25 Prozent.
Im Juni hatten die Fed nach zehn Erhöhungen in Folge eine Pause eingelegt, zugleich aber weitere Straffungen in Aussicht gestellt. Entscheidend sei die weitere Konjunkturentwicklung, hieß es bis zuletzt von vielen Notenbankern. Der Arbeitsmarkt sei insgesamt robust, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. "Die Fed dürfte das weiter in Richtung einer Zinserhöhung schubsen."
Nach den Job-Daten wurde am US-Finanzmarkt die Chance einer weiteren Zinserhöhung für Ende Juli um 0,25 Prozentpunkte auf rund 90 Prozent geschätzt. Hinsichtlich weiterer möglicher Schritte zeigten sich die Marktteilnehmer aber skeptischer. Die Wahrscheinlichkeit für eine Anhebung im November sehen sie nur noch bei etwa eins zu drei.
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank hält es für möglich, dass die allgemein erwartete Straffung der Geldpolitik Ende Juli "der finale Zinsschritt" sein wird. Denn "erste sachte Risse" im bislang so robusten Arbeitsmarkt der USA seien erkennbar.
"Ansehnliche Lohnsteigerungen" von mehr als vier Prozent
Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote in den USA sank derweil im Juni wie erwartet leicht auf 3,6 von 3,7 Prozent im Mai. Laut einer Faustregel von Volkswirten genügt ein Plus von 70.000 bis 100.000 Stellen pro Monat, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen.
Ein großes Thema für die Fed ist die Lohnentwicklung, weil durch starke Anstiege zusätzliche Inflationsrisiken entstehen können. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im Juni um 4,4 Prozent zum Vorjahr zu, nach revidierten 4,4 Prozent im Mai. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten hier nur ein Plus von 4,2 Prozent auf dem Zettel. Gegenüber Mai stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,4 Prozent und hielten damit das Tempo aus dem Vormonat.
Helaba-Experte Ralf Umlauf sprach von "ansehnlichen Lohnsteigerungen". Die Fed werde daher an der geplanten Zinserhöhung noch im Juli festhalten und "sich darüber hinaus alle Optionen in Abhängigkeit der Datenentwicklung offenhalten".