Weitere Schritte signalisiert Fed legt Zinspause ein
Wie erwartet hat die US-Notenbank den Leitzins unverändert gelassen - erstmals nach zehn Erhöhungen in Folge. Weitere Zinsschritte noch in diesem Jahr schlossen die Währungshüter aber nicht aus.
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) legt nach einer Serie von zehn Zinserhöhungen eine Pause ein. Die Zentralbank beließ ihren geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Die Entscheidung war von den meisten Beobachtern erwartet worden. Zuletzt hatte ein überraschend deutlicher Rückgang der Inflation auf 4,0 Prozent eine Zinspause wahrscheinlicher gemacht.
Mit ihrer aktualisierten Zinsprognose signalisierten die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell aber, dass der Zinsgipfel noch nicht erreicht sein dürfte: Zum Jahresende peilen sie im Mittel ein Zinsniveau von 5,6 Prozent an. Im März lag dieses Ziel noch bei 5,1 Prozent. Das legt nahe, dass die Notenbank dieses Jahr noch zwei Schritte nach oben im Umfang von jeweils einem viertel Prozentpunkt gehen könnte. Die Fed will die Ruhepause nun dazu nutzen, weitere Daten zu sichten, bevor sie über eine weitere Straffung entscheidet.
Zinsschritt im Juli erwartet
Wann mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist, bleibt also offen. Zurzeit gehen die meisten Beobachter von einem weiteren Zinsschritt auf der nächsten geldpolitischen Sitzung am 26. Juli aus. Die Währungshüter bekräftigten am Mittwoch, dass sie mit Blick auf die Inflationsrisiken weiter wachsam bleiben.
Zugleich senkten sie ihre Inflationsprognose für dieses Jahr von bisher 3,3 auf 3,2 Prozent. Die Kerninflation ohne Lebensmittel- und Energiepreise setzten sie allerdings mit 3,9 Prozent etwas höher an. Im März hatte die Notenbank noch eine Kernrate von 3,6 Prozent vorausgesagt. Die Notenbank peilt eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent an, ist also noch lange nicht am Ziel.
Die konjunkturelle Lage deutet ebenso auf einen weiteren Spielraum der Notenbank hin. Nach ihrer aktuellen Prognose soll die US-Wirtschaft in diesem Jahr um ein Prozent wachsen. Das wären 0,6 Prozentpunkte mehr als noch im März prognostiziert. Für das kommende Jahr sagt die Fed ein Wachstum von 1,1 Prozent voraus.
"In der aktuellen Lage angemessen"
"Die Pause bei den Zinserhöhungen ist in der aktuellen Lage angemessen", kommentierte Volkswirt Michael Heise von HQ Trust. "Die US-Notenbank vollzieht damit eine schwierige Gratwanderung zwischen einer konsequenten Inflationsbekämpfung und dem Vermeiden einer starken Rezession. Da die Projektionen der Notenbank in 2023 eine etwas robustere Konjunktur signalisieren als bislang angenommen, dürfte es sich tatsächlich nur um eine Pause bei Zinserhöhungen handeln." Der Ökonom rechnet damit, dass das Leitzinsniveau bis Ende des Jahres um weitere 50 Basispunkte steigt.