US-Finanzministerin in China Yellen lobt "offene und konstruktive" Gespräche
Schutzzölle, Subventionen und Importverbote: Washington und Peking liefern sich schon fast einen Handelskrieg. Erste Gespräche von US-Finanzministerin Yellen in China, lassen auf ein wenig Entspannung hoffen.
Bei ihrem Besuch in China hat US-Finanzministerin Janet Yellen eine positive Zwischenbilanz bei den Verhandlungen zur Beilegung von Handelsstreitigkeiten gezogen.
Sie nannte die Gespräche mit dem stellvertretenden chinesischen Ministerpräsidenten He Lifeng in Guangzhou "offen und produktiv". Es sei ein weiterer Austausch über ein ausgewogenes Wirtschaftswachstum in beiden Ländern vereinbart worden.
"Bewusst, wie besorgt wir sind"
"Ich denke, die Chinesen sind sich bewusst, wie besorgt wir über die Auswirkungen ihrer Industriestrategie auf die Vereinigten Staaten sind, über das Potenzial, unsere Märkte mit Exporten zu überschwemmen, die es amerikanischen Unternehmen schwer machen, zu konkurrieren", sagte Yellen.
Sie spielte damit vor allem auf Befürchtungen in den USA und Europa an, dass China den Bau von E-Autos und Solarmodulen subventioniert und anschließend mit entstandenen Überkapazitäten ausländische Märkte flute. "Ich denke, sie haben gehört, dass dies ein wichtiges Thema für uns ist. Es wird für unsere künftigen bilateralen Beziehungen und für Chinas Beziehungen zu anderen wichtigen Ländern von entscheidender Bedeutung sein."
Reaktionen chinesischer Medien unterschiedlich
Chinesische Medien wiesen die Kritik von Yellen an den Überkapazitäten zurück und bezeichneten sie als Vorwand für eine protektionistische US-Politik. In Kommentaren der unter staatlicher Kontrolle stehenden Medien hieß es, die USA wollten das Wirtschaftswachstum in China abwürgen.
Ungeachtet der Differenzen berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, die Gespräche seien "offen, pragmatisch und konstruktiv" gewesen. In chinesischen Medien wurde auch die Hoffnung auf den Abbau von Handelsbarrieren thematisiert. Expertinnen und Experten fürchten dagegen, dass im Gegenteil die zunehmende Kritik der US-Regierung am chinesischen Wirtschaftsmodell zu einer Erhöhung der US-Zölle auf bestimmte chinesische Produkte führen könnte.
Weitere Gespräche in Peking geplant
Yellen wird am Sonntag und Montag ihre Reise nach Peking fortsetzen. Dort will sie Gespräche mit Ministerpräsident Li Qiang, Finanzminister Lan Foan und Notenbank-Präsident Pan Gongsheng führen. Es ist ihr zweiter Besuch in China. Zwischen Peking und Washington gibt es eine ganze Reihe von Meinungsverschiedenheiten, vom Handel und der Chipproduktion über die Lage der Menschenrechte bis hin zu Pekings Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer.
Taiwan ist ebenfalls ein Konfliktherd zwischen beiden Staaten. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll, notfalls mit militärischer Gewalt. Die USA lehnen eine gewaltsame Eingliederung durch China ab.