Aus Dollar wird "Simbabwe Gold" Währungsreform in Simbabwe mit Sorge erwartet
Inflation, Wirtschaftsflaute, Schwarzmarkt: Simbabwe hat viele Probleme. Jetzt soll eine Währungsreform für Ruhe sorgen. Doch viele Menschen bezweifeln, dass das funktionieren wird.
"Die Fahrpreise sind gestiegen. Wir müssen jetzt für jede Kurzstrecke einen US-Dollar bezahlen und nicht wie bisher 50 Cent! Und die Transportunternehmen weigern sich, die alte Währung anzunehmen." So wie der jungen Frau in der Hauptstadt Harare geht es gerade vielen Menschen in Simbabwe.
Seitdem die Regierung vor zwei Wochen aus heiterem Himmel eine Währungsreform verkündet hat, ist die Verunsicherung groß. Banken, Geschäfte, Mobilfunkanbieter, Strom- und Wasserversorger wurden genauso überrascht wie die Bürgerinnen und Bürger.
John Mushayavanhu, Gouverneur der Zentralbank von Simbabwe, stellt auf einer Pressekonferenz die neue Landeswährung Zimbabwe Gold, kurz ZiG, vor.
Ende April ist Schluss mit dem Simbabwe-Dollar
Die Preise steigen, der Simbabwe-Dollar verliert rapide an Wert. Denn die alte Währung wird schon Ende April aus dem Verkehr gezogen. Wer es bis dahin nicht geschafft hat, sein Bargeld umzutauschen oder auszugeben, kann seine Ersparnisse abschreiben.
Was das Chaos verschärft: Die neue Währung "Simbabwe Gold", abgekürzt ZiG, kommt erst am 30. April. "Das aktuelle Durcheinander wäre vermeidbar gewesen, wenn die Regierung den Menschen vorab genau erklärt hätte, wie die neue Währung funktioniert und wie man sie benutzen soll", glaubt der Student Danet Ngulube.
Der Schwarzmarkt entwickelt sich prächtig
Tagelang waren Bankgeschäfte so gut wie unmöglich. Kreditkarten und Onlinebanking funktionierten plötzlich nicht mehr, heißt es in Berichten aus Harare. Auf den Straßen blüht der Schwarzmarkt. Bündelweise werden alte Simbabwe-Scheine getauscht, gegen US-Dollar oder südafrikanische Rand, zu deutlich schlechteren Kursen, als die Regierung offiziell festgelegt hat.
Banken wechseln Bargeld nämlich nur dann, wenn es dafür einen Herkunftsnachweis gibt. Den aber kann kaum jemand vorlegen, weil die meisten Menschen ihre Geschäfte seit Jahren am Staat vorbei abwickeln.
"Kopfkissen oder Matratze als Bank"
Der Wirtschaftswissenschaftler Gift Mugano ist davon überzeugt, dass viele Bürger der Politik nicht über den Weg trauen, weil sie bei den fünf bisherigen Währungsreformen seit 2008 nicht nur viel Geld verloren haben, sondern auch ihre Pensionen, ihre Gesundheitsversorgung, ihre Lebensversicherungen.
"Es gibt einen großen informellen Finanzsektor, das ist so etwas wie eine Wirtschaft für sich, ein eigenes Land. 70, 80 Prozent laufen darüber, und diesem Sektor ist die Finanzpolitik völlig egal", erläutert Mugano. "Die Leute haben ihre Kopfkissen oder ihre Matratzen als Bank, da heben sie ihr Geld auf, für die zählt nur Cash, nur Bargeld. Es interessiert sie nicht, ob die Zentralbank Rücklagen in Gold oder US-Dollar hat."
Gold und Diamanten sollen neue Währung stützten
Genau diese Rücklagen sind es aber, auf die Simbabwe alle Hoffnungen setzt. Zweieinhalb Tonnen Gold und andere wertvolle Rohstoffe wie Diamanten sollen den Wert der neuen Währung garantieren, das Vertrauen in den ZiG stärken, die galoppierende Inflation bremsen, die Wirtschaft ankurbeln und den Anteil des US-Dollar zurückdrängen.
Finanzexpertin Happiness Zengeni glaubt, dass der Regierungsplan aufgehen kann. "Es könnte funktionieren, jedenfalls kurzfristig, wenn sie diszipliniert bleiben und kein frisches Geld drucken. Und sie müssen dafür sorgen, dass man die neue Währung in US-Dollar umtauschen kann."
Große Sorgen zum Unabhängigkeitstag
Die Zentralbank des Landes verspricht zwar, alles zu tun, damit der ZiG stabil bleibt. Die Menschen haben daran allerdings so ihre Zweifel.
"Die Zentralbank hätte kein Verfallsdatum für die alte Währung angeben sollen. Denn die wird jetzt schon auf dem Markt nicht mehr akzeptiert", beklagt sich eine Marktbesucherin. "Das ist ungerecht. Man darf das Alte, das man hat, nicht wegwerfen, bevor das Neue da ist. Das ist aber genau das, was unsere Zentralbank getan hat."
Die Sorgen im krisengeschüttelten Simbabwe sind also groß. Dabei hätte das Land eigentlich Grund zum Feiern. In dieser Woche jährt sich der Unabhängigkeitstag zum 44. Mal.