Zölle und Subventionen Wohin der Protektionismus im Welthandel führt
Die EU und USA setzen auf Zölle, um die heimische Wirtschaft zu stärken. Doch gerade für die Exportnation Deutschland steht viel auf dem Spiel. Welche Auswirkungen hat der fortschreitende Protektionismus für die Weltwirtschaft?
Was sich lange schon abgezeichnet hat, ist jetzt beschlossene Sache: Die Europäische Union (EU) erhebt zusätzliche Abgaben auf Elektrofahrzeuge, die aus China importiert werden. Von sogenannten Ausgleichszöllen ist die Rede. Die chinesischen Autobauer profitierten von Subventionen, die ihnen erhebliche Vorteile auf dem europäischen Markt bescheren, wird argumentiert. Für Samina Sultan vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln ist das so etwas wie eine "rote Karte" und man zeige dem Handelspartner, dass er sich "so nicht verhalten kann".
Solche Maßnahmen passieren nicht zum ersten Mal. China, aber auch die USA und viele europäische Staaten haben in der Vergangenheit immer wieder importiere Waren mit Sonderzöllen belegt. Das war bei Solarzellen der Fall, bei Medizinprodukten, Halbleitern, Stahl und Aluminium bis hin zu Lebensmitteln. Die Auseinandersetzungen wurden oft mit so großer Härte geführt, sodass von "Handelskriegen" die Rede war.
China nicht mehr "die Werkbank der Welt"
Dabei bringe die globale Arbeitsteilung eigentlich durchaus große Vorteile für alle Beteiligten mit sich, so Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. "Wir hatten in den 90er Jahren den Hochpunkt der globalen Wirtschaftswelt. Die gesamte Wirtschaft auf der Welt war eine einzige Fabrikhalle", so der Ökonom. "Jeder konnte dort produzieren, wo es für sein Produkt am günstigsten war. Und umgekehrt auch dort verkaufen, wo die interessierten Käufer gesessen haben."
Doch vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Die Chinesen haben aufgeholt. China ist nicht mehr die "Werkbank der Welt", wo billig produziert werden kann, sondern ist längst zu einem wichtigen Player in der globalen Wirtschaftswelt geworden. Die Amerikaner wiederum fürchten um ihre jahrzehntelange Vorherrschaft. Donald Trump spielt dabei eine Schlüsselrolle: In seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hat er viel dafür getan, dass die USA - getreu seinem Motto "America first" - oberste Priorität bekommen.
Die Europäer, speziell die Exportnation Deutschland, sitzen dabei "zwischen den Stühlen". "Wir sind abhängig vom Handelspartner USA und von China", sagt Carsten Brzeski von der ING. "Wir brauchen Rohstoffe aus China. Wir brauchen Photovoltaik-Anlagen aus China. Und wenn wir jetzt mit starken Strafzöllen kommen, dann wissen wir, dann werden die Chinesen reagieren, und dann geht das auf Kosten von unserem eigenen Wirtschaftswachstum."
Zölle sind schlecht für deutsche Hersteller
Das Problem: Die Welt driftet immer weiter auseinander - wirtschaftlich wie politisch. Auf der einen Seite gibt es staatlich gelenkte und subventionierte Projekte, auf der anderen Seite ist das verhältnismäßig freie Spiel der Kräfte. Gleiche Wettbewerbsbedingungen gibt es immer weniger. Protektionistische Maßnahmen nehmen zu.
Doch keine Maßnahme ist ohne Folgen. Wenn Elektrofahrzeuge, die aus China importiert werden, mit Strafzöllen belegt sind, belastet das auch die deutschen Autobauer, denn sie produzieren in China für China und für den Welthandel. Maschinenbauer, Anlagenbauer, Elektrotechniker oder Unternehmer aus der Chemiebranche haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
Ökonom Kater schaut daher durchaus pessimistisch in die Zukunft. Man dürfe sich das zwar nicht so vorstellen, dass der Wohlstand zusammenbricht. "Es sind schleichende Entwicklungen, die dazu führen, dass Konsumgüter teurer werden, vielleicht auch Dinge an anderen Ecken der Welt vorhanden sind, die man selber im eigenen Land gar nicht bekommt oder wegen Zöllen zu teuer sind." Für viele Ökonomen ist das Ende des Freihandels längst da.