Erhöhte Sonnenaktivität 2024 wird das Jahr der Polarlichter
Alle elf Jahre erreicht die Sonne einen Höhepunkt ihrer Aktivität. Die Sonnenwinde malen dann farbige Lichter an den Himmel. 2024 könnten sie vermehrt auch in Deutschland auftreten.
Normalerweise sind Polarlichter nur hoch im Norden zu sehen - rund um den Nordpol - oder tief im Süden in der Antarktis. Am Nachthimmel über Deutschland tauchen die Nordlichter selten auf. Doch schon im vergangenen Jahr wurden immer wieder Polarlichter in Deutschland gesichtet. Manchmal reichten sie sogar bis Süddeutschland. Das könnte 2024 wieder so oder noch häufiger werden.
Hohe Sonnenaktivität mit vielen Sonnenflecken
Grund dafür ist die derzeit schon hohe Sonnenaktivität, die im kommenden Jahr ihr Maximum erreichen könnte. Das ist nicht ungewöhnlich: Alle elf Jahre gibt es einen solchen Höhepunkt, dazwischen nimmt die Aktivität stark ab und dann langsam wieder zu.
Mit der richtigen Technik, wie sie beispielsweise die Sonnensonde SOHO an Bord hat, lässt sich das sichtbar machen: Die Zahl und Größe der Sonnenflecken auf ihrer Oberfläche wachsen mit zunehmender Sonnenaktivität. Daher spricht man auch vom Sonnenfleckenzyklus.
Vom Sonnenfleck zum Sonnensturm
Sonnenflecken markieren Stellen, die rund 1.500 Grad kühler sind als die übrige Sonnenoberfläche und daher auch weniger hell leuchten. Sie entstehen dort, wo sehr starke Magnetfelder Materie aus dem Sonneninneren in gewaltigen Bögen bis in die Korona hinauszwingen.
Ereignen sich in diesen Materiebögen magnetische Kurzschlüsse, wird das Sonnenmaterial als koronaler Masseauswurf ins All geschleudert - es kommt zu einer Sonneneruption. So ein Sonnensturm schickt Sonnenteilchen mit hoher Geschwindigkeit auch zur Erde. Die Wolke geladener Teilchen kommt ein bis zwei Tage nach der Eruption bei uns an.
Treffen Sonnenteilchen auf unsere Atmosphäre, regen sie deren Atome zum Leuchten an.
So malt der Sonnenwind Polarlichter an den Himmel
Sonnenteilchen haben eine ganz besondere Eigenschaft: Das Sonneninnere ist weder fest noch flüssig noch gasförmig, sondern Plasma. Dieser Aggregatszustand entsteht, wenn Atome durch große Hitzeeinwirkung zerlegt werden in positiv geladene Ionen und negativ geladene Elektronen.
Die Teilchen im Sonnenwind sind daher elektrisch geladen. So kann sie das Magnetfeld der Erde ablenken - zu den Polen hin. Treffen die hochenergetischen Sonnenteilchen auf unsere Atmosphäre, regen sie deren Atome zum Leuchten an. Und das in ganz typischen Farben: Die Sauerstoffatome geben vor allem grünes oder rotes Licht ab, Stickstoffatome dagegen blaugrünes oder violettes Licht.
Wo uns der Sonnenwind empfindlich trifft
Eigentlich sind Polarlichter das beste Zeichen dafür, wie gut uns das Erdmagnetfeld und die Atmosphäre vor den energiereichen Sonnenteilchen schützen. Doch bei moderner Elektronik können sie durchaus Schaden anrichten: Sonnenstürme führen immer wieder zu Ausfällen bei Satelliten und beeinträchtigen damit Navigationssysteme, Internet oder Telekommunikationsgeräte. Auch Radio und Stromversorgung können durch starken Sonnenwind gestört werden.
Wann genau der Höhepunkt eines Sonnenfleckenzyklus eintritt, lässt sich nicht vorhersagen, dazu unterscheiden sich die Zyklen zu sehr voneinander. Nur die Menge und Größe der täglich entstehenden Sonnenflecken lassen Rückschlüsse zu. Bis zu 150 Sonnenflecken können zum Maximum täglich entstehen.
Spaceweather meldet, dass es 2023 keinen einzigen Tag ohne Sonnenflecken gegeben hat, so wie zuletzt 2012 und 2013. Zum Aktivitätsminimum vor fünf Jahren zeigten sich hingegen an drei Vierteln der Tage gar keine Sonnenflecken. "Die Sonne nähert sich offensichtlich dem Aktivitätsmaximum," erklärt Natalie Krivova vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen.
Die Chancen auf Polarlichter in Deutschland
Normalerweise sind Polarlichter nur nördlich des Polarkreises zu sehen, jenseits des 66. Breitengrads. Selbst große Teile Norwegens und Schwedens liegen südlich davon. Doch je stärker die Sonnenaktivität, desto weiter entfernt können Polarlichter auftauchen.
Im Extremfall reichen die Nordlichter sogar bis zum 20. Breitengrad an den Äquator heran. So wie im Jahr 1859, als über Hawaii und der Karibik Polarlichter auftauchten. Da liegt Deutschland, zwischen dem 47. und 55. Breitengrad, deutlich günstiger.