Spitzmaulnashorn

Artenschutzkonferenz in Nairobi Die Rückkehr der Spitzmaulnashörner

Stand: 26.02.2024 12:32 Uhr

Vor Jahrzehnten waren Spitzmaulnashörner in Zentral-Kenia von Wilderern ausgerottet worden. Nun wurden 21 Exemplare in die Savanne nach Loisaba gebracht. Der Start einer neuen Population?

Das hat es seit 50 Jahren nicht mehr gegeben: Ein Spitzmaulnashorn streift durch die Savanne im privaten Loisaba Reservat in Zentralkenia. Wilderer hatten die Artgenossen in dieser Gegend ausgerottet. Nun wurden 21 Exemplare aus anderen Parks hier angesiedelt.

Daniel Yiankere ist Chef der Sicherheitseinheit im Reservat. Er freut sich über den Zuwachs. Jeden Tag ist er auf der Pirsch nach seinen Schützlingen. In der Ferne entdeckt er den sechsjährigen Dickhäuter William im hohen Gras. In der neuen Umgebung müssen sich das Tier noch eingewöhnen, erklärt Yiankere: "Der Lebensraum ist für sie hier optimal. Aber sie brauchen Zeit. Sie müssen erstmal die Gegend erkunden. Sie müssen ihr Territorium sorgfältig markieren, bevor sie sich hier heimisch fühlen."

Schwierige Umsiedlung

Noch merkt man den Nashörnern an, dass sie durch die Strapazen des Transports und die ungewohnte Umgebung noch etwas traumatisiert sind. So verstecken sie sich häufiger im dichten Buschwerk.

Die Art ist stark bedroht - Mitte der 80er Jahre waren von ursprünglich 20.000 Spitzmaulnashörnern in Kenia nur noch rund 350 übrig. Es wurde befürchtet, dass die Tiere in dem Land vollständig aussterben könnten. Inzwischen haben sich die Bestände durch intensive Schutzmaßnahmen etwas erholt.

Insgesamt gibt es wieder rund 1.000 Spitzmaulnashörner. In einigen Parks gibt es jetzt sogar zu viele. Nicht zuletzt deshalb wurden die 21 Tiere umgesiedelt. Denn wenn Nashörner zu eng aufeinander leben, bekommen sie keine Nachkommen mehr und tragen tödliche Revierkämpfe aus.

Aber so eine Nashornumsiedlung ist auch nicht ungefährlich. 2018 endete ein Versuch, elf Nashörner umzusiedeln sogar tödlich. Alle Tiere starben kurz nach der Ankunft in der neuen Heimat an Dehydrierung, Stress und Hunger. Sie vertrugen das salzigere Wasser in dem Reservat nicht.

Erster Versuch scheiterte

Schon vergangenes Jahr war eine Umsiedlung in das Loisaba Reservat geplant, die man aber wegen der damaligen großen Dürre verschieben musste. Es hätte weder genug Nahrung noch genug Wasser für sie gegeben.

Auch dieses Mal ist die Aktion nicht gleich geglückt. Vor Beginn des Einsatzes hatte es tagelang geregnet. Das benötigte schwere Gerät, war auf den nassen Böden nicht zu gebrauchen. Und dann bahnte sich auch noch eine Katastrophe an: Ein vom Hubschrauber aus betäubtes Nashorn rutschte in einen Fluss. Tierärzte und Ranger hielten den Kopf solange hoch, bis es mit einem Gegenmittel wieder aufweckt werden konnte. Dann konnte sich das Tier selbst retten, und die Aktion wurde erst Mal gestoppt.

Beim nächsten Anlauf lief alles glatt. Dutzende Helfer konnten die etwa eine Tonne schweren Säuger unbeschadet in Lastwagen verfrachten. Mit mehr als 300 Kilometern hatten die Spitzmaulnashörner aus dem Nairobi National Park die weiteste Anreise.

Auswahl bei der Population wichtig

Bei der Auswahl war den Wildhütern die richtige Mischung der Tiere besonders wichtig, erläutert Erustus Kanga, der Generaldirektor vom Kenya Wildlife Service stolz. "Bei der genetischen Zusammenstellung durfte es keine Kompromisse geben. Das Alter reicht von fünf bis 24 Jahren. Zusammen mit anderen Faktoren haben wir so eine Gruppe zusammengestellt, die wir eine entwicklungsfähige Subpopulation nennen."

Spitzmaulnashorn

21 Spitzmaulnashörner unterschiedlichen Alters wurden in Zentral-Kenia wieder angesiedelt.

Nun gilt es nur noch die Spitzmaulnashörner ausreichend zu schützen. Wilderer auf der Jagd nach deren Hörnern sollen keine Chance mehr haben. Dem 14 Jahre alten Donald stehen gleich zwei Ranger zur Seite, die ihn Tag und Nacht bewachen. Es gibt Elektrozäune, auch Drohnen werden eingesetzt.

Ziel ist Verdoppelung des Bestandes

Am Abend lässt sich William noch einmal blicken - er hat gerade ein Schlammbad gegen die lästigen Parasiten und Insekten genommen. In ihrer neuen Heimat, Loisaba, haben die Tiere mit 25.000 Hektar viel Platz. Die Hoffnung ist, dass sich die die Nashörner hier bald so wohl fühlen, dass sie sich auch fortpflanzen. Wenn alles gut geht, will Kenia in den kommenden zehn Jahren den Bestand auf insgesamt 2000 Tiere verdoppeln. Das wäre nach Angaben der Wildhüter eine Population, die groß genug wäre, um die Spitzmaulnashörner endgültig vom Aussterben retten zu können.

Caroline Imlau, ARD Nairobi, tagesschau, 26.02.2024 13:02 Uhr