Rakete Ariane 6 ist vor ihrem ersten Start am 9. Juli 2024 im Raumfahrtzentrum in Kourou, Französisch-Guayana, zu sehen.

Kourou in Französisch-Guayana Kuriose Fakten über den Weltraumbahnhof der ESA

Stand: 22.07.2024 06:01 Uhr

Die Trägerrakete Ariane 6 ist zwar ein Projekt der europäischen Weltraumagentur, startet aber nicht in Europa. Immerhin: Um den Brandschutz am Weltraumbahnhof in Kourou kümmert sich die Feuerwehr aus Paris.

Von David Beck und Emily Burkhart

Am 9. Juli 2024 startete die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zu ihrem Jungfernflug ins All. Doch warum starten die meisten europäischen Raketen von hier und nicht vom europäischen Festland aus?

Und weshalb ist für den Brandschutz am Weltraumbahnhof ausgerechnet die Feuerwehr aus dem rund 7.000 Kilometer entfernten Paris zuständig? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Weltraumbahnhof Kourou.

Warum ist Europas Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana?

Der Weltraumbahnhof Kourou liegt im französischen Überseedépartement Französisch-Guayana, in der Nähe des Äquators. Je weiter man von den Polen - also vom Nordpol und vom Südpol - entfernt ist, desto größer ist die Drehgeschwindigkeit der Erdoberfläche um die Erdachse. Diese hohe Drehgeschwindigkeit der Erde am Äquator nimmt die Rakete bei ihrem Start mit. Sie lässt sich von der schnelldrehenden Erde ins All schleudern und spart damit Treibstoff.

Außerdem ist dieser Standort auch für Starts in die geostationäre Umlaufbahn von Vorteil. Dort werden Kommunikationssatelliten platziert, die von der Erde aus gesehen immer am gleichen Punkt am Himmel stehen. Die geostationäre Umlaufbahn liegt direkt über dem Äquator, und je weiter nördlich oder südlich eine Rakete startet, desto größere Treibstoffmengen braucht sie, um diese Bahn zu erreichen.

Mit etwa 570 Kilometern Entfernung zum Äquator ist der Weltraumbahnhof in Kourou in dieser Hinsicht der beste Startplatz für Schwerlastraketen wie die Ariane 6. Doch der Weltraumbahnhof in Kourou zeichnet sich noch durch weitere besondere Details aus.

Ein Weltraumbahnhof so groß wie ganz Berlin

Das Centre Spatial Guyanais (CSG), also der europäische Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana, ist flächenmäßig etwa so groß wie Berlin. Nur ist auf dem riesigen Gelände in Kourou kein Großstadtdschungel, wie in der deutschen Hauptstadt, sondern tatsächlicher Dschungel.

Inmitten dieses Dschungels finden sich verschiedene Einrichtungen wie die Startrampen, Kontrollzentren, Wetterstationen und der Souvenir-Shop. Darüber hinaus besteht das Gelände hauptsächlich aus Feuchtsavanne und tropischem Regenwald. Insgesamt bedeckt der französisch-guayanische Regenwald etwa 90 Prozent des Départements und ist damit größer als Bayern.

Die Ariane 6 ist eine teure Rakete - auch für zuhause

Ein häufiger Kritikpunkt am europäischen Raketenprojekt: Die Ariane 6 ist, zum Beispiel im Vergleich mit der Falcon 9 von SpaceX, eine kostspielige Rakete. Dieser Preisunterschied macht auch vor den kleinen Modellen der Raketen nicht halt.

Während eine Falcon 9 im Maßstab 1:100 im Internet für knapp 300 Dollar erhältlich ist, kostet eine viermal kleinere Ariane 6 im bereits erwähnten Souvenir-Shop des Weltraumbahnhofs satte 430 Euro.

Pariser Feuerwehr zuständig für Weltraumbahnhof

Tatsächlich ist die Pariser Feuerwehr für den Weltraumbahnhof in Kourou zuständig. Der Grund dafür ist, dass die Feuerwehr in Frankreich fast komplett auf freiwilliger Basis organisiert ist - so auch in Kourou.

Lediglich die Feuerwehr in Paris und Marseille ist als Teil der Streitkräfte professionell organisiert. Wird also in anderen Teilen Frankreichs eine professionelle Feuerwehr benötigt, dann ist es in der Regel die aus Paris. Auch für die Sicherheit am Centre Spatial Guyanais sind die Gendarmerie Nationale und die Fremdenlegion zuständig.

Zünden Italiener Kerzen an?

Der Weltraumbahnhof wird zwar von der französischen Raumfahrtagentur CNES betrieben, aber es sind immer auch Vertretungen der anderen ESA-Mitgliedsstaaten vor Ort. So kommen auch unterschiedliche Kulturen nach Kourou. Eine Besonderheit der italienischen Einheit soll ein gewisser Aberglaube sein: Sie zünden angeblich vor jedem Start Kerzen in einer Kirche in der Nähe an.

Ob auch vor dem Jungfernflug der Ariane 6 Kerzen angezündet wurden, ist nicht bekannt. Wie sich gezeigt hat, war der Flug zwar ein großer, aber kein vollkommener Erfolg. Ein Hilfstriebwerk versagte nach gut einer Stunde, woraufhin das Haupttriebwerk der Oberstufe nicht wie geplant ein drittes Mal zünden konnte.

Das Lieblingsgetränk in Kourou: Kaffee

Die Mitarbeitenden haben es ausgerechnet: In den vergangenen drei Jahren wurden im Kontrollzentrum des Weltraumbahnhofs etwa 600 Kilogramm Kaffee getrunken. Die Vorbereitung für den Jungfernflug der Ariane 6 waren dabei nur eine der kräfteraubenden Aufgaben.

Zuvor waren von Kourou aus bereits das James-Webb-Weltraumteleskop und die JUICE-Sonde erfolgreich gestartet. Mit JUICE sollen die Eismonde des Jupiters mit Namen Ganymed, Kallisto und - passend zur europaweiten Zusammenarbeit am CSG - Europa, erforscht werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR Kultur am 17.07.2024 ab 16:05 Uhr.