Mainzer Firma baut neue Anlage Wann kommt die Krebstherapie von BioNTech?
Der Impfstoff-Hersteller BioNTech nimmt die Suche nach einer Immuntherapie gegen Krebs wieder stärker in den Blick. Dabei konkurriert das Mainzer Unternehmen mit Firmen aus den USA und auch Deutschland.
Das Unternehmerpaar Özlem Türeci und Ugur Sahin gründete 2008 die für seinen Corona-Impfstoff bekannte Mainzer Firma BioNTech, weil sie die Krebsbehandlung revolutionieren wollten. Auf ihrer Webseite formulieren sie ihr Ziel: "Wir haben BioNTech gegründet, weil wir Schlüsseltechnologien weiterentwickeln, die richtigen Leute zusammenbringen und unsere Vision für die Zukunft der Krebsmedizin verwirklichen wollen."
Für eine mögliche Immuntherapie entwickelten Biologen ein mRNA-Verfahren, das den Krebs ganz individuell bekämpfen soll. In den vergangenen zwei Jahren setzte das Unternehmen diese Technologie aber vor allem im Kampf gegen das Corona-Virus ein. Die Mainzer Entwickler brachten den ersten mRNA-Impfstoff in der Pandemie auf den Markt.
Seit September 2006 sind in der EU bereits Impfstoffe zugelassen, die auf Umwegen gegen den Krebs schützen. Eine Impfung beispielsweise gegen Gebärmutterhalskrebs wird zur Immunisierung gegen Viren eingesetzt, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Neue Produktionsstätte in Mainz
Nun nimmt BioNTech sein eigentliches Ziel wieder stärker in Blick: ein Heilmittel gegen den Krebs zu finden. In Mainz feierte das Unternehmen heute Richtfest für die "weltweit erste Anlage ihrer Art für die Herstellung individualisierter Produkte für die Krebs-Immuntherapie", wie es von dem Hersteller hieß.
Die Produktionsstätte soll 2023 in Betrieb gehen, 500 Menschen sollen dort einmal arbeiten. Türeci und Sahin wollen dort jährlich mehr als 10.000 Chargen für die maßgeschneiderte Therapie krebskranker Menschen herstellen. Basis soll wie beim Corona-Impfstoff die mRNA-Technik sein.
Erste Erfolge gibt es bereits: Im November wurde bekannt, dass eine Immuntherapie von BioNTech gegen Hautkrebs in den Vereinigten Staaten wohl ein beschleunigtes Zulassungsverfahren erhält. Die US-Arzneimittelbehörde FDA erteilte dem Präparat einen sogenannten "Fast-Track-Status", der die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung oder Vorbeugung schwerer Erkrankungen erleichtern soll. Aktuell befindet sich das Medikament noch in der klinischen Phase 2.
Auch eine Immuntherapie zur Behandlung von Dickdarmkrebs will BioNTech entwickeln. Anders als bei der Corona-Impfung sollen die Krebsmedikamente nicht vorbeugend wirken, sondern erst bei einer Erkrankung zum Einsatz kommen.
Konkurrenz aus den USA
Auch das US-Unternehmen Moderna, das ebenfalls mit einem mRNA-Impfstoff in der Corona-Pandemie erfolgreich ist, will seine Forschung auf Krebsmedikamente ausweiten. Man arbeite unter anderem an vier therapeutischen Krebswirkstoffen, teilte Moderna Anfang November mit.
Das US-Unternehmen Variantyx und die Tumor-Experten am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus forschen ebenso an einer personalisierten Krebsbehandlung. Diese soll die individuelle genetische Veranlagung des Patienten als Basis haben, wodurch der Behandlungsprozess verbessert werden soll.
Firmen verfolgen verschiedene Ansätze
Auch andere deutsche Firmen aus der Biotech-Branche versuchen sich in der Krebstherapie. So will Startup Abalos mithilfe von speziellen Viren das Immunsystem von Patienten gegen Krebs aktivieren. Dafür nutzt das Unternehmen einen speziell modifizierten Erreger aus der Gruppe der Arenaviren. Dieser soll speziell an die Tumorzellen angepasst und für gesunde Zellen unschädlich gemacht werden.
Viele dieser Methoden sind allerdings noch in der Entwicklungsphase und meist nicht marktreif. Wann die ersten Immuntherapien gegen Krebs auch Patienten zur Verfügung stehen, ist offen. Bei den BioNTech-Präparaten könnte es allerdings vergleichsweise schnell gehen, wenn sie die klinische Phase bestehen.