Welttag des Hörens Wie Hörgeräte die Gesundheit fördern können
Hörgeräte werden immer kleiner und unscheinbarer. Trotzdem schämen sich viele Menschen sie zu tragen, wenn bei ihnen Hörprobleme diagnostiziert werden. Doch das kann zu Isolation und sogar Depressionen führen.
Gutes Hören gibt Sicherheit und ist wichtig für soziale Kontakte. Doch niemand findet es schick, mit einer Hörhilfe unterwegs zu sein. Selbst nach einer medizinisch diagnostizierten Hörschwäche sind nur zwei Drittel der Betroffenen in Deutschland bereit, ein Hörgerät zu tragen.
Anderseits bedauern es taut der EuroTrak Germany Hörstudie 2022 der Initiative Hörgesundheit 59 Prozent der Hörgeräte-Träger, dass sie sich nicht schon früher für eine Hörhilfe entschieden haben. Mit dem Welttag des Hörens am 3. März soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert werden.
Natürliche Abnutzungserscheinung
Es beginnt schleichend - meist zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr: Mitbewohner sind erstaunt, wie laut man den Fernseher stellt. Häufiger bittet man Gesprächspartner, einen Satz zu wiederholen. Klare Zeichen einer Beeinträchtigung des Gehörs. Eine Folge natürlicher Abnutzungserscheinungen der Sinneszellen im Innenohr.
Diese ersten Zeichen sollten ernst genommen werden. Sogar online lässt sich, ganz unter Wahrung der Privatsphäre, in drei Minuten ein Hörtest absolvieren, zum Beispiel bei Hörtest-online.de.
Schamgefühle und Hörgerät
Laut der EuroTrak Hörstudie lassen sich nur 19 Prozent der Deutschen, die bei sich eine Hörbeeinträchtigung vermuten, untersuchen. Knapp ein Drittel der Deutschen mit diagnostizierter Hörminderung verzichtet auf die Verwendung von Hörhilfen trotz ärztlicher Empfehlung.
Das ist fahrlässig, sagt Sara Friauf, HNO-Ärztin an der Uniklinik Heidelberg. "Wir sehen Isolation bei hörgeminderten Menschen. Sie nehmen nicht mehr an Gesprächen Teil, nicht mehr an sozialer Interaktion. Sie möchten sich nicht mehr in Gesellschaft begeben, weil sie ja sowieso nichts verstehen."
Darüber hinaus gäbe es mit Hörminderung eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Demenz zu entwickeln, und die Hörprobleme seien auch verbunden mit einem beeinträchtigten Gefühl für das Gleichgewicht und einem höheren Sturzrisiko.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Verschlechterung des Hörvermögens ohne Hörhilfe beschleunigt, weil die zuständigen neuronalen Netze im Gehirn verkümmern, wenn sie nicht mehr in gewohnter Weise mit Reizen gefüttert werden.
Hörtest und Alternativen zum Hörgerät
Genug Gründe, beim Verdacht auf eine Hörbeeinträchtigung den Akustiker aufzusuchen. Dort wird die Hörschwelle für unterschiedliche Tonhöhen und das Sprachverstehen in verschiedenen Lautstärken bestimmt. Liegt eine Hörminderung vor, muss der HNO-Arzt überprüfen, ob es eine altersbedingte Beeinträchtigung ist, oder ob andere medizinische Gründe vorliegen.
Die Heidelberger HNO-Ärztin Friauf erklärt: "Wenn man eine Verknöcherung der Hörknöchelchenkette hat, dann gibt es als Alternative zum Hörgerät auch eine Operation, die man durchführen kann. Auch eine chronische Knochenalterung sollte man vorher erst einmal operieren, bevor man in Richtung Hörgerät geht." Wenn das Innenohr hochgradig betroffen sei, sei ein Cochlear-Implantat die richtige Alternative für ein Hörgerät.
Große Auswahl an Hörgeräten
Bei normaler Hörminderung geht es dann wieder zum Akustiker oder zur Akustikerin, um das passende Hörgerät auszuwählen. Das Spektrum ist groß und erfüllt die unterschiedlichsten Anforderungen.
Es gibt Geräte, die sind fast unsichtbar. Sie sind allerdings nur für leichte Hörbeeinträchtigungen geeignet. Andere lassen sich besonders gut auf ein berufliches Lärmumfeld einstellen. Ganz wichtig: Zusammen mit dem Akustiker werden die Hörgeräte persönlich passend feinjustiert.
Bessere Akzeptanz für Hörhilfen
Friauf hofft, dass sich die Einstellung zum Hörgerät mittelfristig ändert. Analog zur Haltung gegenüber der Brille. "Eine Brille ist ja inzwischen auch ein Mode-Accessoire. Und es wäre schön, wenn das mittlerweile auch akzeptiert würde, dass das nicht für eine Behinderung steht, sondern nur ein Hilfsmittel ist. Das würden wir uns wünschen, dass das in der Gesellschaft mehr als normal angenommen wird."