Medizinforschung im Jahr 2025 Neue Behandlungsmethoden für Psychosen und Übergewicht
Eine neue Therapie gegen Psychosen, neue Gentherapien - und eine große Ernährungsstudie für bessere Diätvorhersagen. Ein Überblick über klinische Studien, die 2025 für Aufsehen sorgen könnten.
Diät-Spritzen gegen Übergewicht, neue HIV-Medikamente, Fortschritte bei KI-Analysen oder die erste in der EU zugelassene Gentherapie mit der Genschere CRISPR/Cas: Das Wissenschaftsjahr 2024 hatte viele Highlights. Und welche klinischen Studien sorgen 2025 für Aufsehen? Das Fachmagazin Nature hat klinische Studien ausgewählt, die 2025 für Schlagzeilen sorgen könnten.
Große Ernährungsstudie für bessere Diät-Vorhersagen
Warum nehmen manche Menschen schneller zu als andere? Und warum reagieren Menschen so unterschiedlich auf Diäten? Zwei Fragen, denen eine große Studie in den USA derzeit auf den Grund geht. In den USA wird die Ernährung von mehr als 8.000 Erwachsenen analysiert.
Dank neuer KI-Analysen sollen dabei deutlich mehr Faktoren berücksichtigt werden als bei früheren Analysen. Die beteiligten Forscherteams interessieren sich vor allem für genetische Faktoren, Mikroorganismen im Verdauungstrakt, Lebensgewohnheiten und relevante Vorerkrankungen.
Ziel der Studie: Die Analyse soll in Zukunft besser vorhersagen können, wie Menschen auf Nahrungsmittel, Diäten und langfristige Ernährungsumstellungen reagieren. Die Studie läuft bis Ende 2026, erste Zwischenergebnisse sollen Anfang 2025 veröffentlicht werden.
Im Bereich der Ernährung werden auch weitere Studien zu neuen Wirkstoffen von Diät-Spritzen erwartet. Nach dem Erfolg der ersten Wirkstoffe in 2024 wollen jetzt weitere Pharmaunternehmen in den Markt einsteigen.
Psychosen mit CBD aus der Hanf-Pflanze behandeln?
Mit einem Hanfwirkstoff Psychosen behandeln - das ist der Plan der Universität Oxford. Das Cannabidiol (CBD) aus der Hanf-Pflanze ist bereits zur Behandlung schwerer Epilepsie zugelassen. Im Gegensatz zum THC der Hanfpflanze hat CBD keine berauschende Wirkung und macht nicht süchtig. Der Wirkstoff wird derzeit an 1.000 Patienten mit Psychosen getestet. Dabei soll auch untersucht werden, wie CBD genau wirkt.
Außerdem sucht das Forschungsteam nach Möglichkeiten, durch Bluttests schon vor der Therapie einschätzen zu können, wie gut die CBD-Behandlung voraussichtlich wirkt. 2025 sollen Zwischenergebnisse veröffentlicht werden. Der Wirkstoff wird auch bei Betroffenen mit schweren Formen von Psychosen getestet, bei denen andere Therapien keine Besserung bringen. Gleichzeitig wird der Wirkstoff in der Studie auch dafür eingesetzt, bei gefährdeten Menschen eine Psychose im Vorhinein zu verhindern.
Neue Gentherapie gegen seltene Krankheit
Prionenerkrankungen wie die Creutzfeld-Jakob-Krankheit sind selten, aber fast immer tödlich. Eiweiße im Gehirn verändern sich und führen zu fortschreitenden Hirnschäden. Eine Behandlung ist derzeit nicht möglich. Die Betroffenen sterben oft innerhalb von zwölf Monaten nach der Diagnose.
Neue Therapien versuchen, die schädlichen Eiweiße zu zerstören oder ihre Bildung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Experten setzen derzeit auf das neue Medikament ION-717 des US-Biotechnologieunternehmens Ionis Pharmaceuticals. Das Unternehmen arbeitet derzeit an einer klinischen Studie, deren Ergebnisse für Ende 2025 erwartet werden.
2024 sorgte die erste Gentherapie gegen Sichelzellanämie für Aufsehen. Bei der Erbkrankheit ist das Hämoglobin im Blut durch einen genetischen Fehler verformt. Die erste Therapie mit der Genschere CRISPR/Cas konnte bereits ersten Patienten helfen. Mittlerweile laufen Tests, um auch Betroffene mit besonders schweren Formen der Sichelzellanämie behandeln zu können. Dafür werden Zellen vom Knochenmark entnommen und ein Gen im Labor verändert. Das Pharmaunternehmen Beam Therapeutics möchte die Studie Anfang 2025 beenden.
Gegen Hitzestress sollen kühlende Dächer helfen
Wie können Menschen in Zukunft besser vor Hitzewellen geschützt werden? Diese Frage untersucht das Heidelberg Institute of Global Health mit weiteren internationalen Partnern. Vor allem die besonders betroffenen Länder im zentralen Afrika stehen im Fokus. Die Dächer werden dabei einfach und schnell mit einer sonnenreflektierenden Beschichtung besprüht oder gestrichen. Diese einfache und kostengünstige Beschichtung soll die Innentemperatur senken. Mehr als 600 zufällig ausgewählte Haushalte sind in einer Studie beobachtet worden. Nur die Hälfte hat tatsächlich die hoch reflektierende Beschichtung erhalten.
Über zwei Jahre hat das Forschungsteam die ausgewählten Haushalte beobachtet und auch mögliche gesundheitliche Vorteile untersucht. Vor allem Herzfrequenzmessung, aber auch Stress, die psychische Gesundheit und die Schlafqualität waren Teil der Analyse. Die Ergebnisse der Studie sollen 2025 veröffentlicht werden. Planungen für größere Tests laufen bereits, um besonders betroffenen Gebieten mit Hitzewellen helfen zu können, schreibt das Forschungsteam.
Sich trotz Hitzestress gut ernähren - das ist das Ziel einer weiteren Studie zur Klimawandelanpassung im zentralen Afrika. Durch kleine Hausgärten sollen die Betroffenen besser versorgt werden. Die Studie läuft seit vier Jahren, Mitte 2025 erscheinen die Ergebnisse.
Personalisiertes Screening bei Brustkrebs
In den meisten Ländern beginnt die Brustkrebsvorsorge mittlerweile mit 50 Jahren. Trotz des großen Aufwands ist die Sterblichkeit nur um etwa 20 Prozent zurückgegangen, gleichzeitig erkennen Studien eine Tendenz zur Übertherapie. Die Zahl der unnötigen Behandlungen ist also nach dem Screening gestiegen. Bisher kann das individuelle Risiko für eine Brustkrebserkrankung nur schwer abgeschätzt werden.
Eine große Studie mit 53.000 Frauen aus sechs Ländern untersucht derzeit, ob personalisierte Screenings in Zukunft helfen können. Die Hälfte der Frauen nimmt eine Speichelprobe. DNA-Tests sollen zusammen mit weiteren Risikofaktoren wie die Erkrankungen von Familienmitgliedern aber auch Faktoren wie die Dichte der Brüste berücksichtigen. Das neue Screening wird dann mit der Standard-Methode des Abtastens und der Mammographie verglichen. Die Studie wird Ende 2025 abgeschlossen.
Radioaktives Medikament gegen Prostatakrebs
Im Bereich der Krebsforschung werden 2025 viele weitere klinische Studien mit neuen Wirkstoffen erwartet - unter anderem mit einem radioaktiven Medikament gegen Prostatakrebs. Das Medikament beinhaltet das radioaktive Lutetium-177, das etwa sechs Wochen lokal an der gewünschten Stelle möglichst viele Tumorzellen zerstören soll.
Seit 2024 wird das Medikament auch in Deutschland eingesetzt, aber nur nach der Chemotherapie. Eine neue klinische Studie untersucht, ob Betroffene das Medikament früher bekommen können. Damit könnten deutlich mehr Patienten profitieren, sagt das Forschungsteam. Das könnte bereits 2025 passieren.
Kommt die erste mRNA-Therapie gegen Krebs schon 2025?
Die ein oder andere Studie wird sicher für Überraschungen im Jahr 2025 sorgen. Das Pharmaunternehmen Moderna hofft auf eine beschleunigte Zulassung einer ersten mRNA-Therapie gegen bestimmte Formen des schwarzen Hautkrebses. Es wäre auch der erste individuell angepasste mRNA-Impfstoff, bei dem der Tumor analysiert und ein darauf abgestimmter Impfstoff hergestellt wird.
Auch Künstliche Intelligenz wird im Bereich der Medizin vermutlich weiter für Aufsehen sorgen - bei der Suche nach neuen Medikamenten, aber vor allem bei der computergestützten Diagnose von Krankheiten.