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Infektionswelle Was Mykoplasmen mit Lungenentzündungen zu tun haben

Stand: 27.09.2024 14:44 Uhr

Derzeit steigt die Zahl von schweren Lungenentzündungen. Ausgelöst werden sie durch spezielle Bakterien: die Mykoplasmen. Wie die Symptome aussehen und was man dagegen tun kann - wichtige Fragen und Antworten.

Was sind Mykoplasmen?

Mykoplasmen sind spezielle Bakterien, die Infektionen der Lunge, der Harnwege und des Genitaltrakts auslösen können. Sie haben keine Zellwand und können deshalb von Medikamenten wie Penicillin, die genau dort angreifen, nicht bekämpft werden. Der Erreger mit dem lateinischen Namen Mycoplasma pneumoniae kann eine sogenannte atypische Lungenentzündung auslösen. Mykoplasmen sind keine neuen Erreger. Sie wurden bereits 1938 beobachtet.

Wie gefährlich ist eine Infektion?

Infektionen mit Mycoplasma pneumoniae verlaufen im Allgemeinen mild, sagt Infektiologe Björn Jensen von der Düsseldorfer Uni-Klinik im Interview mit tagesschau24. Sie können aber manchmal auch schwer sein. Der Erreger wird vor allem durch Husten und Niesen verbreitet. Die Infektion ist eine Tröpfcheninfektion. Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome liegen zwei bis vier Wochen.

Björn Jensen, Oberarzt Uniklinik Düsseldorf, zu Lungenentzündungen durch Mykoplasmen

tagesschau24

Wie sehen die Symptome aus?

Am häufigsten ähneln sie denen einer Erkältung: Husten, Müdigkeit, Fieber oder Halsschmerzen. Bei Jüngeren können Durchfall, Erbrechen oder Keuchen auftreten. Die Krankheit beginnt eher schleichend und wird nicht unbedingt sofort erkannt. Um sicherzugehen, ist ein Rachenabstrich notwendig. Beim Verdacht auf eine Lungenentzündung wird außerdem ein Röntgenbild gemacht.

Anders als eine herkömmliche Lungenentzündung entwickelt sich eine Mykoplasmen-Pneumonie langsamer. Auch sind die Symptome nicht so stark ausgeprägt - daher der Begriff atypische Lungenentzündung.

Wie werden Mykoplasmen behandelt?

Die meisten Menschen erholen sich ohne Medikamente von einer Mykoplasmen-Infektion. Wenn die Beschwerden schwer sind, kommen spezielle Antibiotika zum Einsatz. Viele gängige Antibiotika wie Penicillin sind gegen diese Art von Bakterien nicht wirksam. Verabreicht werden dann beispielsweise Azithromycin oder Doxycyclin.

Warum kommt es jetzt vermehrt zu Infektionen?

Es gibt offenbar einen verspäteten Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie. Laut der Fachzeitschrift "Lancet" haben die Corona-Maßnahmen wie Masken-Tragen und Abstandsregeln dazu geführt, dass die Zahl der Mykoplasmen-Infektionen stark gesunken sind. Gleichzeitig hätten die Kontaktverbote und Hygienemaßnahmen jedoch die Herdenimmunität der Bevölkerung geschwächt. Das begünstigt Ansteckungen mit dem Bakterium.

Wie sind die Infektionszahlen?

In Deutschland gibt es nur ein Bundesland, in dem Mykoplasmen-Infektionen meldepflichtig sind. Das ist Sachsen. Dort gab es laut der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie 2018, also vor Corona, 1.238 Meldungen, 2023 waren es 2.019 Fälle und bis Mitte September 2024 schon 12.248 Fälle. Das ist eine Verzehnfachung gegenüber der Vor-Corona-Zeit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. September 2024 um 13:00 Uhr.