Studie in Erlangen Rheuma schon vor dem Ausbruch verhindern?
Die Krankheit beginnt schleichend, doch bei der schlimmsten Form des Rheumas, der rheumatoiden Arthritis, können sogar Gelenke zerstört werden. Ein Forscherteam will die Krankheit schon vor dem Ausbruch verhindern.
Etwa einer von 200 Menschen ist von der rheumatoiden Arthritis betroffen. Eine Autoimmunkrankheit, bei der der Körper eigene Zellen angreift. Besonders häufig erkranken Frauen an dieser Art des Rheumas, die Krankheit kann in jedem Lebensalter auftreten.
Es beginnt meist schleichend mit Gelenkschmerzen. Im Verlauf der Krankheit werden Gelenke durch chronische Entzündungen geschädigt, bei schweren, unbehandelten Verläufen sogar zerstört. Typische Symptome sind Schwellungen, Schmerzen und Steifigkeit von Gelenken. Durch die Zerstörung von Knorpeln und Knochen kommt es zu dauerhaften Funktionseinschränkungen, etwa Schwierigkeiten beim Greifen oder Gehen.
Früherkennung und frühe Behandlung bei Rheuma extrem wichtig
Schon jetzt sind Früherkennung und eine entsprechende Behandlung wichtig, um schwere Verläufe zu lindern. Doch ein Forscherteam um den Erlanger Immunologen und Rheumatologen Georg Schett setzt nun noch früher an - vor dem Ausbruch der Krankheit. In einer Studie im Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) am Uniklinikum Erlangen konnte nun gezeigt werden, dass der Ausbruch der Erkrankung gehemmt werden kann, wenn eine spezielle Behandlung durchgeführt wird, die das fehlgeleitete Immunsystem reguliert.
Dafür untersuchen die Ärztinnen und Ärzte das Blut von Menschen mit einem erhöhten Rheumarisiko. Denn bereits vor Ausbruch der Erkrankung ist im Blut ein spezieller Antikörper zu finden, der sich gegen veränderte Eiweiße, sogenannte Citrullinierte Proteine, CCP, richtet. Diesen Antikörper findet man bei Gesunden normalerweise nicht.
Menschen mit CCP haben ein hohes Risiko, in nächster Zeit eine rheumatoide Arthritis zu entwickeln. "Wir haben in dieser Studie, die elf Zentren in Deutschland und drei Zentren im Ausland umfasst, Menschen mit CCP mit dem immunregulatorischen Medikament Abatacept für ein halbes Jahr behandelt und dann die Behandlung beendet. Dabei entwickelten Menschen, die mit Abatacept behandelt wurden, viel seltener eine rheumatoide Arthritis als jene, die ein Placebo bekamen", sind sich die beiden Studienautoren Jürgen Rech und Koray Tascilar einig.
Antikörper als Hinweis auf erhöhte Rheuma-Gefahr
"Durch diese Studie eröffnen sich für Menschen, die in ihren Blutuntersuchungen einen positiven Test auf Antikörper gegen CCP aufweisen, neue Möglichkeiten, den Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis zu verhindern", sagt Studienleiter Georg Schett.
Die Studien in Erlangen begleitete Ricardo Grieshaber-Bouyer. Über einen Zeitraum von sechs Monaten sei das Medikament Abatacept verabreicht worden, danach wurde es gestoppt. Die Patientinnen und Patienten wurden über weitere zwölf Monate beobachtet. "Im Anschluss dieses Beobachtungszeitraums hat sich gezeigt, dass die Intervention mit Abatacept sowohl die Entzündung im MRT als auch die Entstehung der rheumatoiden Arthritis verhindert hatte", erklärt Grieshaber-Bouyer.
Patientin merkt schnell Besserung
An der Studie nahm auch Stefanie Schatt aus Erlangen teil. Bei ihr lag der Verdacht auf rheumatische Arthritis nahe, sie zeigte erste Symptome wie etwa Gelenkschmerzen. "Und dann habe ich das Angebot bekommen, an dieser Studie teilzunehmen, natürlich auch mit dem Hinweis, entweder das Medikament oder Placebo, das weiß man ja nicht, aber es war die Hoffnung oder die Chance, dass es hilft, und die habe ich dann ergriffen."
Schnell war ihr klar, dass sie nicht zur Placebo-Gruppe gehörte. "Nachdem dann die Studie angesetzt wurde habe ich gemerkt, dass die Beschwerden, die ich bis dahin hatte, sehr zügig zurückgegangen sind und dass ich da merklich eine Verbesserung gespürt habe."
Medikament noch nicht für die präventive Verwendung zugelassen
Die Studie zeigt einen Erfolg der erprobten Vorab-Behandlung mit dem Medikament. Doch damit ist der Weg für einen allgemeinen Einsatz noch nicht geebnet. "Bisher hat dieses Medikament für die prärheumatoide Arthritis noch keine Zulassung für die präventive Verwendung, da sind noch weitere Studien notwendig, um das wirklich in der breiten Masse zu erproben und zu testen, ob das ein tragfähiges Konzept ist", erklärt Wissenschaftler Grieshaber- Bouyer. In ein paar Jahren könnte das vielen für Rheuma gefährdeten Patienten das Leben leichter machen. Denn heilen können Mediziner diese Krankheit bisher nicht.