BioNTech-Hauptversammlung Erfolgreich mit mRNA-Technologie
Auf der heutigen Hauptversammlung hat die BioNTech-Spitze große Erfolge vorzuweisen. Das liegt nicht nur am Corona-Impfstoff, bei dem das Unternehmen viele Konkurrenten abgehängt hat.
Eigentlich ist das, was dem Tübinger Impfstoffhersteller CureVac passiert ist, der Normalfall in der Biotech-Branche: Ein Wirkstoffkandidat enttäuscht. Die Forschung ist langwierig und verschlingt Milliarden. Der schnelle Erfolg des Konkurrenten BioNTech wiederum war mehr als ein Glücksfall, glaubt Vermögensverwalter Hendrik Leber von der privaten Kapitalgesellschaft Acatis.
Die Mainzer Biotech-Firma habe vieles richtig gemacht, sagt er. "BioNTech hat sehr schnell die Entscheidung getroffen, überhaupt einen Impfstoff zu entwickeln. Und die Wahl des Partners, also mit Pfizer zu arbeiten, war eine extrem gute Entscheidung." Der US-Pharmakonzern war Türöffner für den amerikanischen Markt, hat zugleich die Vermarktung und die klinischen Studien im Tempo vorangetrieben.
Liegt CureVacs Chance in den Mutanten?
Der Tübinger Konkurrent CureVac hinkt nicht nur in der Zeit, sondern auch bei der Wirksamkeit seines Vakzins hinterher. Experten sind uneins, ob sich dieser Rückstand überhaupt noch aufholen lässt. Pharmaspezialist Alexander Nuyken von der Beratungsgesellschaft EY gibt das Rennen ist für CureVac aber noch nicht verloren - angesichts immer neuer Mutationen und einer geringen Impfquote der Weltbevölkerung.
mRNA-Impfstoff mit großem Potenzial
Der EY-Experte sieht aber über den Corona-Impfstoff hinaus ein enormes Potenzial in der Biotechnologie, insbesondere in der neuartigen mRNA-Technik, an der ja auch CureVac forscht. "Sie ist im Ursprung gar nicht mit Covid im Blick entwickelt worden, sondern für ganz andere Therapien, beispielsweise Krebs", erinnert Nuyken. Es gebe das Potenzial, andere Krankheiten mit dieser Technologie zu adressieren, und zwar, so der Experte, "kostengünstiger, schneller und effizienter."
Die Hoffnung - nicht nur bei Anlegern - ist groß, dass die mRNA-Technologie wirksame Mittel gegen bislang unheilbare Krankheiten entwickeln kann - nicht nur gegen Krebs, sondern auch etwa gegen Alzheimer. BioNTech forscht schon lange an einem Impfstoff gegen Krebs und hat vor wenigen Tagen erstmals in einer Phase-II-Studie einen Hautkrebs-Patienten mit einem mRNA-Impfstoff behandelt.
Mehr Risikobereitschaft wünschenswert?
Der Weg hin zum überraschenden Erfolg mit dem Corona-Impfstoff war für BioNTech aber nur möglich dank geduldiger Geldgeber im Hintergrund. Hier brauche es mehr Risikobereitschaft in Deutschland, glaubt EY-Pharma-Experte Nuyken. "Wie kriegen wir die gute Wissenschaft, die wir in Deutschland ohne Zweifel haben, in Unternehmen? Und wie können wir diese Unternehmen dann weiter entwickeln bis zur Marktreife?", fragt der Experte.
Er sieht hier die eigentlich größte Hürde im deutschen Umfeld. "Wir haben - anders als im amerikanischen Markt - deutlich weniger Kapital, was zur Verfügung steht für die Entwicklung dieser Unternehmen." Kein Wunder also, dass CureVac und BioNTech in den vergangenen beiden Jahren in den USA an die dortige Technologie-Börse Nasdaq gegangen sind.
Doch auch in Deutschland haben Corona und die Suche nach einem Impfstoff die Biotech-Branche ins (Rampen-)Licht gerückt. Laut EY ist deutschen Biotechnologie-Unternehmen im Corona-Jahr 2020 so viel Kapital zugeflossen wie noch nie. Bei CureVac ist sogar der Bund mit 300 Millionen Euro eingestiegen - ein durchaus riskantes Investment.