COP29 Worum es bei der Klimakonferenz in Baku geht
Hauptthema bei der in Baku stattfindenden Klimakonferenz wird wohl das Geld sein. Die Länder müssen sich auf ein neues Klimafinanzziel verständigen. Dabei sind noch viele Fragen offen.
Zunehmend nervös, so sieht die Gefühlswelt der Klimaforschenden gerade beim Blick auf den Planeten aus, sagt Johan Rockström, Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.
Er erinnert: Noch vor einem Jahr auf der Klimakonferenz in Dubai hatten sich die Staaten auf ambitionierte Wege begeben. Hier, fordert Rockström, müsste es jetzt weitergehen: "Und zwar damit, dass die Welt den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas startet und beschleunigt. Denn die Zeit drängt."
Das macht auch Inger Andersen, Chefin des UN-Umweltprogramms UNEP, bei Veröffentlichung eines Treibhausgas-Berichts deutlich: "Im Wesentlichen bräuchten wir eine globale Mobilisierung in einem noch nie dagewesenen Ausmaß und Tempo."
Neues Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025
Doch für diese Mobilisierung, etwa den Ausbau Erneuerbarer Energien oder Moor- und Waldschutz, braucht es erst einmal Geld. Genau das steht im Zentrum der diesjährigen Verhandlungen. Die Länder sollen sich auf ein neues Klimafinanzierungsziel einigen. Also im besten Fall eine konkrete Summe Geld benennen, die vor allem die Industriestaaten nach 2025 mobilisieren sollen für einkommensschwache Länder.
Die neue Summe, sagt Simon Stiell, Chef des UN-Klimasekretariats, muss weit höher sein als die 100 Milliarden US-Dollar, die bislang erreicht wurden: "Wir wissen, dass Billionen mehr nötig sind. Und es ist klar, dass öffentliche Finanzierung dabei im Mittelpunkt stehen muss."
Entwicklungsländer fordern mehr Geld
Mindestens eine Billion US-Dollar jährlich: Diese Forderung haben viele Entwicklungsländer bereits im Vorfeld der Konferenz formuliert. Und dabei soll es sich vor allem um öffentliche Gelder, also vor allem Schenkungen handeln. Bislang war das nicht der Fall. Tatsächlich mobilisierten die Industrieländer erst zwei Jahre später als vereinbart - und dann vor allem in Form von Krediten.
Das treibt die Verschuldung der am meisten von der Klimakrise betroffenen Staaten voran, erklärt Sabine Minninger von Brot für die Welt. Das neue Ziel müsste auch Zahlungen für Schäden und Verluste durch die Klimakrise abdecken: "Denkt man nur mal an den Deichbau oder Dämme in Bangladesch. Doch wir wissen nicht, was da noch alles kommt bei einer steigenden globalen Durchschnittstemperatur. Und es kann sein, dass das Investment dann auch ganz schnell zerstört wird durch den nächsten Zyklon."
Schon heute gehören Bangladesch oder Pakistan zu den Ländern, die am heftigsten von der Klimakrise betroffenen sind. Die Folgen extremer Regenfälle setzen den Menschen vor Ort zu. Im konkreten Fall sei es wichtig, dass diese Länder also schnell an diese internationalen Gelder kommen, sagt Minninger.
Baerbock will Ölstaaten und China in die Pflicht nehmen
Um eine hohe Summe zu erreichen, das hat bereits Bundesaußenministerin Annalena Baerbock klar gemacht, will sie, dass künftig nicht mehr nur Industriestaaten zahlen. Sie fordert, dass auch große und finanzstarke Emittenten mit einsteigen in die Mobilisierung der Klimafinanzen. Die Grünen-Politikerin will die Ölstaaten, aber auch China in die Pflicht nehmen. Staaten, die viele Klimagase ausstoßen und damit eine zunehmende Verantwortung für die Erderhitzung tragen.
Trump-Sieg sorgt für Unsicherheit
Doch Forderungen an China zu stellen, die offiziell in den Verhandlungen noch als "Entwicklungsland" gelten, dafür ist das Momentum mit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl entscheidend geschrumpft, sagen Beobachtende. Schon bei seiner ersten Amtszeit war Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten und erklärte die Klimakrise für einen Scherz.
Deshalb, so die Forderungen von Expertinnen und Experten, wird die EU, darunter auch Deutschland, nun noch ambitionierter vorgehen müssen in Baku. Wie viel Deutschland nach dem Bruch der Ampel bei den Verhandlungen bewirken kann, bleibt unklar. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Teilnahme am Gipfel abgesagt.
Nationale Klimapläne: Herzstück des Pariser Abkommens
Je höher die Summe für das neue Finanzziel sein wird, desto besser können einkommensschwache Staaten ihre nationalen Klimaziele gestalten. Die sollen bis Anfang nächsten Jahres von jedem Land vorliegen. Und ein Nachsteuern sei dringend nötig, sagt Fentje Jacobsen von der Umweltorganisation WWF: "Es reicht hinten und vorne nicht."
Bis 2030, rechnet der Emission-Gap-Bericht der UNEP vor, müssen sich die Emissionen fast halbieren, damit das Pariser Klimaziel noch gehalten werden kann. Die aktuellen Pläne der Staaten aber schaffen gerade mal drei statt 42 Prozent.
Ölstaat Aserbaidschan leitet COP
Doch auch der Gastgeber Aserbaidschan, der dritte Ölstaat als Gastgeber der Konferenz in Folge, gibt sich bislang wenig ambitioniert, den Ausstieg aus den Fossilen voranzutreiben. Beim Petersberger Klimadialog im Mai hatte Präsident Ilham Aliyev in Berlin gesagt: "Als Chef eines Landes, das reich an fossilen Energien ist, werde ich natürlich das Recht dieser Länder verteidigen, weiterhin zu investieren und zu produzieren. Die Welt braucht das."
Gleichzeitig wirbt das Land im Kaukasus damit, mehr in Erneuerbare wie Wind- und Sonnenenergie investieren zu wollen. Inwiefern der aserbaidschanische Konferenzvorsitz unter diesen Voraussetzungen ein ehrlicher Makler der Klimaverhandlungen sein kann, das wird sich in den kommenden zwei Wochen zeigen.