Hintergrund

Bemühen um weltweiten Klimaschutz Von Kyoto über Bali nach ...?

Stand: 16.12.2007 11:54 Uhr

Trotz aller Kritik: Das Kyoto-Protokoll hat als erstes weltweites Klimaschutz-Abkommen Zeichen gesetzt. 2012 läuft der Vertrag aus - doch der Klimawandel ist laut UN-Studie ein drängenderes Problem denn je. Mit der Konferenz von Bali haben die schwierigen Verhandlungen für einen Nachfolgevertrag begonnen.

Trotz aller Kritik an Mängeln des Abkommen: Das Kyoto-Protokoll war ein politischer Meilenstein in Sachen Klimaschutz. 2012 läuft der Vertrag aus - doch der Klimawandel ist laut jüngsten UN-Studien ein drängenderes Problem denn je. Mit der Konferenz von Bali haben die schwierigen Verhandlungen für einen einen Nachfolgevertrag begonnen.

Das Kyoto-Protokoll

Das 1997 in der japanischen Stadt Kyoto vereinbarte Protokoll war das erste internationale Klimaschutzabkommen. Mit ihm reagierten die Industrieländer auf die Erwärmung der Atmosphäre durch den Ausstoß gigantischer Kohlendioxidmengen. 38 Industriestaaten verpflichteten sich, den Ausstoß der sechs wichtigsten Treibhausgase bis 2012 um weltweit 5,2 Prozent zu vermindern. Insgesamt sind dem Protokoll knapp 180 Staaten beigetreten.

In Kraft trat die Vereinbarung im Februar 2005, nachdem Russland die Verpflichtungen akzeptiert hatte - und damit mindestens 55 Industriestaaten, die zusammen für mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich waren. Die Vereinigten Staaten - nach Expertenschätzungen verantwortlich für etwa 25 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes - haben das Protokoll zwar unterzeichnet, als einziges Industrieland jedoch nie ratifiziert.

Die Abmachungen von Kyoto

Im Kyoto-Protokoll ist die Reduktion der Emissionen nach Ländern aufgeteilt. So muss etwa die EU ihre Emissionen um insgesamt acht Prozent verringern, die USA hatten sieben Prozent zugesagt, Japan sechs. Die EU-Länder haben untereinander sehr unterschiedliche Reduktionsziele ausgehandelt. Während Deutschland seine Treibhausgase bis 2012 um 21 Prozent verringern will, dürfen Länder wie Irland oder Portugal ihre Emissionen sogar erhöhen. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Handel mit Emissionsrechten.

Treibhausemissionen der wichtigsten Kyoto-Länder
Land Emissionen 2005 Vorgabe für 2012 Veränderung bis 2005
Russland 2289 Mio. t 0,0 % -27,7 %
Japan 1264 Mio. t -6,0 % +7,1 %
Deutschland 965 Mio t. -21,0 % -19,5 %
Kanada 730 Mio. t - 6,0 % + 54,2 %
Großbritannien 655 Mio. t -12,5 % -15,4 %
Frankreich 495 Mi. t 0,0% -7,1 %
Italien 470 Mio t -6,5 % +7,4 %
Spanien 391 Mio. t -15,0 % +59,8 %
Polen 367 Mio t -6,0 % -33,8 %
Ukraine 360 Mio. t - 58,7% 0,0 %

Quelle: UN-Klimasekretariat, Angaben als CO2-Äquivalent

Wie können Indien, China und die USA eingebunden werden?

Den Schwellen- und Entwicklungsländern wurden im Kyoto-Protokoll keine Verpflichtungen auferlegt. Angesichts der rasanten Wirtschaftsentwicklung in den großen Schwellenländern Indien und China, die pro Kopf der Bevölkerung zwar wenig, insgesamt aber sehr viel Kohlendioxid ausstoßen - und bei unveränderter Entwicklung in den kommenden Jahren immer mehr - halten viele Experten das aber für notwendig. Der Weltklimarat der Uno (IPCCC) hat aber in seinem 2007 in vier Teilen veröffentlichten Bericht in dramatischen Worten auf den vom Menschen mit verursachten Klimawandel hingewiesen.

Bei Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz in Bali im Dezember 2007 ging es vor allem darum auszuloten, ob und zu welchen Bedingungen sich weitere Länder an einem Nachfolgeabkommen für Kyoto beteiligten. Die Vereinigten Staaten hatten vorab erklärt, sie wollten keinen Vertrag unterzeichnen, der sie zu einer Kürzung der Treibhausgasemissionen verpflichtet. China und Indien hatten jede Maßnahme als inakzeptabel bezeichnet, die ihre boomende Wirtschaft behindern könnte und verwiesen darauf, dass für die Industrieländer bei deren Entwicklung auch kein Einschränkungen galten. Gemeinsam verursachen die drei Länder mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen bis 2015. "Wenn wir keinen Weg finden können, China, Indien und die USA an Bord zu holen, werden wir keine Chance haben, das Problem des Klimawandels anzugehen", stellte etwa der Chefökonom der Internationalen Energiebehörde (IEA), Fatih Birol, fest.

Das Verhandlungsmandat steht

Nach harten Verhandlungen einigten sich die Delegierten auf Bali auf einen Verhandlungsrahmen für einen Kyoto-Nachfolger, dem auch die USA zustimmten. Auf ihren Druck wurde allerdings auf eine Nennung konkreter Zielwerte für die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen im Mandatstext verzichtet. Enthalten ist allerdings ein Verweis auf die Erkenntnisse des Weltklimarats. Die Entwicklungsländer werden aufgefordert, ihre Emissionen zu vermindern, deutlichere Festlegungen allerdings vermieden. Dafür sollen sie durch durch Technologietransfer und einen Anpassungsfonds von den Industrieländern Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels und vorbeugenden Maßnahmen erhalten.

Für den Weg zu einem neuen Klimaschutz-Abkommen haben sich die Staaten zwei Jahre lang Zeit gegeben: Ende 2009, so das Ziel, soll der Kyoto-Nachfolger in Kopenhagen verabschiedet werden.