Raclette, Gans und Co. So nachhaltig ist unser Festessen
An Weihnachten sind die CO2-Emissionen, die für unser Essen anfallen, doppelt so hoch wie an einem durchschnittlichen Tag. Doch mit ein paar Anpassungen lässt sich auch an Festtagen die Umwelt schonen, ohne auf Genuss zu verzichten.
Kartoffelsalat mit Würstchen, Gans, Raclette oder Karpfen - viele klassische Weihnachtsgerichte basieren auf tierischen Produkten, die oft für einen Großteil der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Nils Rettenmaier vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg erklärt: "Fleisch und Milchprodukte machen zusammen beinahe zwei Drittel der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen aus."
Doch nicht alle Gerichte belasten das Klima gleichermaßen. Marco Springmann von der Universität Oxford forscht zu nachhaltiger Ernährung und Gesundheit. Er sagt, dass die Klimabilanz stark variiert "Rindfleisch verursacht bis zu hundert Mal mehr CO2-Emissionen als pflanzliche Alternativen. Schweinefleisch und Käse liegen bei einem Faktor von zehn."
Fleischfondue, insbesondere mit Rindfleisch, zählt also zu den Gerichten mit besonders hoher CO2-Bilanz. Im Vergleich zu Rindfleisch ist der CO2-Fußabdruck von Schweine- und Geflügelfleisch laut einer Berechnung des ifeu in etwa halb so groß. Der von Käse ist ähnlich hoch. Käsefondue ist also nicht unbedingt eine klimafreundlichere Alternative - je nachdem, welches Fleisch gegessen wird. Man kann an den Feiertagen aber auch Wild vom heimischen Jäger essen, schlägt der Ökologe Nils Rettenmaier vor.
Unter den Speisefischen hat der Karpfen eine relativ gute CO2-Bilanz.
Fisch und Meeresfrüchte: Nachhaltig wählen
Bei immerhin 16 Prozent der Deutschen kommt zu Weihnachten Fisch auf den Tisch. Im Schnitt hat Fisch eine so hohe CO2-Bilanz wie Hühnchen - wesentlich mehr als Gemüse, aber etwas weniger als Käsefondue oder Raclette. Es kommt aber auch hier auf die Fischart an. Der Ökonom Marco Springmann rät von Lachs zum Weihnachtsfrühstück ab: "Lachs ist ein großer Fisch, bei dem viel zugefüttert wird." Und die Herstellung von Futter braucht viel Energie.
Karpfen hingegen ist eine nachhaltige Wahl. Nicht nur im Vergleich zu anderen Fischen wie Lachs oder Forelle schneidet der Zuchtkarpfen aus Deutschland gut ab. Der Süßwasserfisch hat damit eine niedrigere CO2-Bilanz als Hühnchen. Eine weitere Option sind Muscheln, die in Spanien als traditionelles Weihnachtsgericht beliebt sind und durch ihre Zucht nur wenig Treibhausgase verursachen, erklärt Marco Springmann.
Regional gezogenes Gemüse muss nicht unbedingt klimafreundlicher sein.
Getränke und Beilagen: Klimafreundlich genießen
Auch bei den Getränken gibt es gute Nachrichten: Wer zu den Muscheln Champagner oder Weißwein trinken möchte, kann dies vergleichsweise klimafreundlich tun. "Schaumweine und Wein werden aus Trauben hergestellt. Deshalb haben sie einen geringen Einfluss auf die CO2-Bilanz, selbst wenn der Wein aus Spanien importiert wird," erklärt Marco Springmann. Der Transport mache nur etwa fünf bis sechs Prozent der Gesamtemissionen aus.
Bei den Beilagen lohnt sich ein Blick auf die Herkunft. Regional bedeutet nicht immer, dass die CO2-Bilanz besser ist. Obst und Gemüse wird häufig dort angebaut, wo ohnehin gute Bedingungen herrschen. Das bedeutet in der Regel, dass der Anbau effizient ist und weniger Dünger gebraucht wird, dessen Herstellung ebenfalls mit einer hohen CO2-Emission einhergeht.
"Tomaten aus Spanien, wo die Gewächshäuser nicht beheizt werden müssen, sind oft eine bessere Wahl als solche aus regionalem Anbau im Winter", erklärt der Ökonom Springmann. Es sind also viele Faktoren, die beeinflussen, wie CO2-intensiv verschiedene Beilagen sind. So haben Kartoffeln beispielsweise eine bessere Klimabilanz als Reis, da beim Reisanbau klimaschädliches Methan freigesetzt wird. Nudeln sind eine weitere Alternative, die vergleichsweise geringe Emissionen verursacht.
Zucker ist nicht gerade gesund, aber eher klimafreundlich.
Gute Nachricht aus der Weihnachtsbäckerei
Süßigkeiten gehören zur Weihnachtszeit einfach dazu - von Plätzchen und Lebkuchen bis hin zum Lebkuchen. Was für den Menschen ungesund ist, schadet dem Klima wenig. Zucker, der dabei oft als Grundzutat dient, schneidet mit etwa 0,5 bis 0,7 kg CO2 pro kg Zucker im Vergleich zu anderen Lebensmitteln sehr klimafreundlich ab. Denn der Anbau von Zuckerrüben oder Zuckerrohr ist weniger emissionsintensiv und bei der Produktion wird wenig Energie benötigt.
Längerer Zeitraum entscheidend
In der Summe komme es aber nicht so sehr auf die einzelnen Tage an. "Eine schrittweise Reduktion des Konsums tierischer Produkte kann schon einen großen Unterschied machen”, betont Nils Rettenmaier. Am Ende zähle die Gesamtbilanz, nicht der absolute Verzicht an einzelnen Tagen.