In einem Unterrichtsraum einer Schule liegen zahlreiche Smartphones auf einem Tisch.

Überblicksstudie Handyverbot in Schulen hat positive Effekte

Stand: 10.09.2024 06:33 Uhr

Ein Handyverbot in Schulen kann das soziale Klima verbessern und Lernleistungen steigern. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Vor allem ältere Schüler sollten aber auch den richtigen Umgang mit Smartphones lernen.

Von Anja Braun, SWR

Wirkt sich ein Verbot von Handys an Schulen auf die Leistungen und auf das soziale Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern aus? Diese Frage haben Forscher am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Augsburg untersucht. Ihre Überblicksstudie (PDF) ist im Fachjournal Education Sciences erschienen.

Forschende kommen zu eindeutigem Ergebnis

Die Augsburger Forscher verglichen in ihrer Studie fünf große Studien aus Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden. Alle kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass ein Smartphone-Verbot messbar positive Effekte auf das soziale Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern hat.

Da das soziale Klima für erfolgreiches Lernen und Lehren entscheidend ist, kann davon ausgegangen werden, dass sich diese positiven Effekte auch langfristig verstärken. Zudem hat das Verbot einen Effekt auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler.

Die beiden Augsburger Wissenschaftler berichten, dass das auch die Erfahrungen vieler Lehrkräfte bestätige. Ein Smartphone, das gut sichtbar auf dem Tisch platziert sei, schränke die Konzentration und damit die Lernprozesse ein.

Zudem verschlechterten Handys grundsätzlich das soziale Klima in Schulen. Etwa durch Cybermobbing. Deshalb soll ein Verbot auch dabei helfen, Schulen zu einem sicheren Ort zu machen - gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler.

Ein Verbot ohne pädagogische Begleitung bringt nicht viel

Die Forscher betonen, dass ein reines Handyverbot ohne pädagogische Begleitung nicht viel bewirke. Es sei wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernten, wie sie verantwortungsbewusst mit der Technik umgehen könnten. Sie empfehlen deshalb, ein Verbot immer mit Bildungsmaßnahmen zu kombinieren, die die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördern.

Da Smartphones auch viel Potenzial in Bezug auf Kommunikation und Informationsbeschaffung bieten, sollten Lehrkräfte sie durchaus auch als Unterrichtselement in einsetzen. Das sei wichtig, um bei den Heranwachsenden eine Medienmündigkeit zu entwickeln.

Mit zunehmendem Alter der Schülerinnen und Schüler sollte die Nutzung der Mobiltelefone dann eigenverantwortlich sein. Ein striktes Verbot ist laut den Forschern nur in den unteren Klassen sinnvoll.

Mehr Länder führen Handyverbot ein

In mehreren Ländern wie Frankreich und Italien sind Handys schon länger in Schulen verboten. Seit 2024 auch in Großbritannien und den Niederlanden. In Deutschland wird der Ruf nach einem Handyverbot in den Schulen gerade nach dem Einbruch der Schülerleistungen bei der PISA-Studie 2022 wieder lauter.

Für Schulangelegenheiten sind die Bundesländer zuständig. Sie können nach eigenem Ermessen Grundsätze und Verbote aufstellen. Zudem können einzelne Schulen individuelle Regeln in ihrer Hausordnung festlegen. Sie müssen allerdings immer dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgen und dürfen Schülerinnen und Schüler nicht in ihren Grundrechten, der freien Persönlichkeitsentfaltung und ihren Eigentumsrechten verletzen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR aktuell am 21. Juni 2024 um 19:30 Uhr.