"Polaris Dawn" Vier Privatpersonen starten in den Weltraum
Mit der Mission "Polaris Dawn" sollen heute vier Privatpersonen von Florida aus ins All starten. Zwei von ihnen wollen die Raumkapsel für einen Spaziergang im Weltraum verlassen.
"Polaris Dawn" - übersetzt Polarstern Morgendämmerung - so lautet der Name des Raumfluges, der am 27. August 2024 um 9.38 Uhr unserer Zeit von Cape Canaveral an der Westküste Floridas aus starten soll.
Zwei Männer und zwei Frauen sollen mehrere Tage in der Erdumlaufbahn verbringen. Allesamt sind keine Berufsastronauten, sondern Privatpersonen. Organisiert und finanziert wird der Flug von Jared Isaacman, einem US-amerikanischen Unternehmer - dem einzigen aus der Gruppe mit Erfahrung im All.
Isaacman startete 2021 zum ersten Mal ins All
Jared Isaacman ist ein US-amerikanischer Pilot und Inhaber eines Unternehmens, das Kampfpiloten ausbildet. Die Mission "Polaris Dawn" ist bereits der zweite Flug von Isaacman ins All.
Sein erster Flug im September 2021 war auch der erste Start einer Crew, zu der kein einziger Berufsastronaut gehörte. Isaacman selbst war Finanzier und Commander der Mission an Bord einer Raumkapsel des Raumfahrtunternehmens SpaceX - wie auch jetzt bei "Polaris Dawn".
Der Flug dauerte damals drei Tage und stand im Zeichen einer Spendensammlung für ein US-amerikanisches Kinderkrankenhaus. Knapp 240 Millionen US-Dollar wurden bei der Mission Inspiration4 gesammelt, der Großteil davon kam von Isaacman selbst und von Elon Musk, dem Besitzer des Raumfahrtunternehmens SpaceX.
Isaacman strebt mehrere Premieren und Rekorde an
Diesmal will Isaacman nicht drei, sondern fünf Tage im All bleiben. Der Flug soll zu mehreren Premieren und Rekorden in der Raumfahrt führen. Seine Mitflieger sind ein ehemaliger US-Kampfpilot und zwei Angestellte von SpaceX. Für alle drei ist es der erste Aufenthalt im All.
Ihr Raumschiff vom Typ Crew Dragon soll die Erde auf bis zu 1.400 Kilometer Höhe umkreisen - höher als je zuvor ein Raumschiff mit Menschen an Bord. Dabei wird der Crew Dragon zeitweise auch durch den sogenannten Van-Allen-Gürtel fliegen - einen Bereich mit intensiver gesundheitsgefährdender kosmischer Strahlung, in dem sich Raumfahrer nicht allzu lange aufhalten sollten.
Privatastronauten sollen Raumkapsel im Weltall auch verlassen
Statt eines großen Panoramafensters für den Blick auf die Erde wie bei Isaacmans erstem Flug verfügt der Crew Dragon nun über eine Tür zum All. Durch sie sollen erstmals zwei der Privatastronauten die Raumkapsel verlassen und 15 bis 20 Minuten außerhalb des schützenden Raumschiffs verbringen.
Für den Außeneinsatz müssen alle vier Crew-Miglieder ihren Raumanzug anziehen, weil der Crew Dragon keine Luftschleuse besitzt und das Innere der Raumkapsel dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt sein wird. Dann sollen Jared Isaacman und Sarah Gillis, Ingenieurin bei SpaceX, das Raumschiff verlassen. Der gesamte Außeneinsatz mit allen Vor- und Nachbereitungen soll rund zwei Stunden dauern.
"Polaris Dawn" soll zahlreiche Experimente machen
Beim Ausstieg wird ein neu entwickelter Raumanzug der Firma SpaceX getestet. Überhaupt scheint Isaacman sich gerne neuentwickelte SpaceX-Technik zu kaufen, um sie zu testen. So ist für seine Mission auch ein Test von SpaceX-Technik zur Kommunikation im All mit Laserlicht statt mit Funkwellen geplant.
Weitere 36 Experimente, fast alle im medizinischen Bereich, werden für US-amerikanische Forschungseinrichtungen und Universitäten gemacht. Zum Beispiel wird untersucht, wie die Strahlung im Weltall den menschlichen Körper beeinflusst, wieso Astronauten und Astronautinnen bei langen Weltraumflügen Probleme mit den Augen bekommen und wie Ultraschall beim Erkennen und Überwachen der Dekompressionskrankheit bei Tauchern und Astronauten eingesetzt werden kann.
Der erste von drei geplanten "Polaris"-Flügen
"Polaris Dawn" soll, so Isaacmans Plan, nur der erste von drei Flügen seines "Polaris"-Programms sein. Abschluss und Höhepunkt soll der erste Flug von Menschen an Bord eines Starships von SpaceX werden - jenes Riesenraumschiffs, das bei seinem letzten Test Anfang Juni seine erste fast komplette Erdumrundung geschafft hat - aber noch Jahre davon entfernt ist, eine Lizenz für den Flug mit Besatzung zu erhalten.