Anhaltende Kämpfe UN rechnen mit 860.000 Flüchtlingen aus dem Sudan
Im Sudan ist ein Ende der Kämpfe nicht in Sicht. Bereits jetzt sind mehr als 100.000 Menschen aus dem Land geflohen. Erst der Anfang, fürchten die Vereinten Nationen und fordern mehr Geld.
Die schweren Kämpfe im Sudan dauern an, immer wieder erweisen sich vereinbarte Waffenruhen als brüchig. Immer mehr Menschen verlieren die Hoffnung auf baldigen Frieden und verlassen das Land. Bereits jetzt sind es mehr als 100.000, schätzen die Vereinten Nationen. Und es könnten noch viel mehr werden. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR rechnet mit 860.000 Flüchtlingen, wenn die Krise andauert. Für die Unterstützung der Menschen seien über das kommende halbe Jahr 445 Millionen US-Dollar nötig, heißt es in einem gemeinsamen Hilfsplan, den humanitäre Organisationen bei einer Geberkonferenz in Genf vorstellten.
Frieden in der gesamten Region gefährdet
Vorgesehen sind Sofortmaßnahmen im Tschad, Südsudan, Ägypten, der Zentralafrikanischen Republik und Äthiopien. Allein in der äthiopischen Grenzstadt Metemma seien seit Aufflammen der Kämpfe mehr als 12.000 Flüchtlinge gezählt worden, teilte die Internationale Organisation für Migration der Vereinten Nationen (IOM) mit.
Der UNHCR-Chef für Hilfsoperationen, Raouf Mazou, sprach von einer tragischen humanitären Situation in und um den Sudan. Die Anforderungen an die Flüchtlingshilfe stiegen, sagte Mazou. "Wenn die Krise andauert, könnten Frieden und Stabilität in der ganzen Region auf dem Spiel stehen."
Die Zahl von 860.000 Schutzsuchenden nannte das UN-Hilfswerk eine "vorläufige Projektion für die finanzielle und operationelle Planung". Man gehe davon aus, dass etwa 580.000 Sudanesen das Land verlassen und 235.000 im Sudan lebende Flüchtlinge trotz widriger Bedingungen zurückkehren. Weitere 45.000 nicht-sudanesische Flüchtlinge würden der Annahme zufolge aus dem Sudan in ein anderes Zufluchtsland überwechseln.
Hilfsprojekte unterfinanziert
Die meisten Ankünfte erwarte man in Ägypten und im Südsudan. Augenblicklich sind durch den Konflikt laut UNHCR mehr als 330.000 Menschen innerhalb des Sudan vertrieben und mehr als 100.000 ins Ausland geflüchtet. In vielen Aufnahmeländern und im Sudan selbst seien Hilfsoperationen seit Langem unterfinanziert; die meisten Projekte hätten nicht einmal 15 Prozent ihres Finanzbedarfs für das laufende Jahr erhalten.
Kämpfe trotz Waffenruhe
Trotz einer offiziell geltenden und mehrfach verlängerten Waffenruhe wird im Sudan seit Mitte April heftig gekämpft. In dem Konflikt stehen sich Armeeeinheiten von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und die von seinem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo angeführte RSF-Miliz gegenüber.
Bei den Gefechten wurden nach offiziellen Angaben bereits mehr als 500 Menschen getötet und Tausende verletzt. Es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Opferzahl deutlich höher ist. Westliche Länder wie beispielsweise Deutschland haben ihre Staatsbürger inzwischen per Flugzeug oder Schiff in Sicherheit gebracht. International wachsen Befürchtungen, dass der Sudan in einen Bürgerkrieg versinken und die ganze Region destabilisieren könnte.