Kämpfe gehen weiter Waffenruhe im Sudan erneut gebrochen
Die für eine Woche vereinbarte Waffenruhe im Sudan ist erneut nach kurzer Zeit gebrochen worden. Laut Berichten kam es zu schwerem Beschuss in der Hauptstadt Khartum. Der Südsudan versucht zu vermitteln.
Die vereinbarte Waffenruhe im Sudan ist erneut gebrochen worden. Laut dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira kam es am Morgen zu Luftangriffen und schwerem Beschuss in der Nähe des Präsidentenpalasts in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Auch in den angrenzenden Städten Bahri und Omdurman waren Bombenexplosionen und Schüsse zu hören.
Die Anführer der sudanesischen Armee und der mit ihnen rivalisierenden Paramilitärs hatten am Mittwoch eigentlich einer siebentägigen Waffenruhe vom 4. bis zum 11. Mai zugestimmt. Seit Beginn des blutigen Konflikts vor drei Wochen sind bereits wiederholt Waffenruhen von bis zu 72 Stunden ausgehandelt, aber immer wieder gebrochen worden. Eine wirkliche Feuerpause wurde von beiden Seiten faktisch nicht eingehalten.
Verfeindete Generäle
In dem Land am Horn Afrikas trägt De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte einen Machtkampf gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo aus, der die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) anführt.
Die beiden Generäle hatten sich am Mittwoch noch bereit erklärt, Vertreter für Verhandlungen zu benennen, die in der südsudanesischen Hauptstadt Juba stattfinden sollten. Der Präsident des Südsudan, Salva Kiir, versucht seit einigen Tagen, als Vertreter des nordostafrikanischen Regionalverbunds IGAD zwischen den beiden Konfliktparteien zu vermitteln.
Al-Burhan und Daglo hatten einst durch gemeinsame Militärcoups die Führung im Sudan übernommen. Wegen Fragen der Machtverteilung kam es aber zum Zerwürfnis zwischen den beiden Lagern, das am 15. April in offene Kämpfe mündete und das Land mit seinen etwa 46 Millionen Einwohnern in eine Krise stürzte.
Hunderttausende auf der Flucht
Durch die schweren Kämpfe im Sudan sind seit Mitte April nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben worden. Mehr als 330.000 Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht. Nach Schätzungen des Flüchtlingshilfswerk UNHCR suchten seit Beginn der Kämpfe zudem bereits mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländern des Sudans Zuflucht. Viele kämen im Tschad, im Südsudan und in Ägypten an.
Das Gesundheitsministerium meldete Ende vergangener Woche etwa 530 Tote und gut 4600 Verletzte durch die Kämpfe. Wegen der unübersichtlichen Lage im Sudan gehen Experten aber davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher liegen dürften.