Vereinte Nationen zum Sudan Humanitäre Lage "am Tiefpunkt"
Die UN rechnen mit bis zu 800.000 Flüchtlingen aus dem Sudan und sprechen von einer "ausgewachsenen Katastrophe". Unterdessen gehen die Kämpfe unvermindert weiter. Doch es gibt auch einen Hoffnungsschimmer.
Die Situation für die Zivilbevölkerung im Sudan spitzt sich zu. Der UN-Nothilfekoordinator, Martin Griffiths, sagte, die humanitäre Situation sei "am Tiefpunkt angelangt".
Griffith nimmt an einer internationalen Konferenz in Kenias Hauptstadt Nairobi teil. Dort berät er unter anderem mit afrikanischen Staatschefs über die Lage im Sudan.
Er wandte sich mit einem eindringlichen Appell an die beiden Konfliktparteien: "Schützen sie Zivilisten und zivile Infrastrukturen. Ermöglichen Sie sichere Korridore für Zivilisten, die aus den Konfliktgebieten fliehen wollen. Respektieren Sie humanitäre Kräfte und Hilfen."
Die Krise verwandele sich in eine "ausgewachsene Katastrophe" und es bestehe das Risiko, dass sie auf die Nachbarländer übergreife, so Griffith.
Kämpfe gehen weiter - trotz Feuerpause
Medien- und Augenzeugenberichten zufolge gab es auch am Montag wieder schwere Gefechte zwischen Regierungstruppen und paramilitärischen Einheiten. Aus der Hauptstadt Khartum und der angrenzenden Stadt Omdurman wurden Luftangriffe und Schüsse gemeldet - unter anderem aus der Nähe des Präsidentenpalastes.
Am Sonntag hatten sich beide Parteien darauf, die Waffenruhe zu verlängern. Sie wäre am Abend ausgelaufen. Allerdings war bisher seit Beginn der Kämpfe am 15. April faktisch jede Feuerpause von beiden Seiten gebrochen worden.
Große Fluchtbewegung erwartet
In den vergangenen zwei Wochen sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits 73.000 Menschen aus dem Sudan geflohen. Die UN rechnet damit, dass die Zahl noch auf etwa 800.000 steigen könnte. Beratungen hätten ergeben, dass 815.000 Menschen in sieben Nachbarstaaten Zuflucht finden könnten, so ein UN-Beamter.
Unterdessen sieht der UN-Sonderbeauftragte Volker Perthes Signale für Gespräche zwischen den rivalisierenden Generälen. Ihm zufolge wollen beide Seiten Vertreter für Verhandlungen entsenden. Ein entsprechendes Treffen könnte möglicherweise in Saudi-Arabien oder im Südsudan stattfinden, so Perthes.
Noch keine Details zu dem Treffen
Zunächst würden sich die Verhandlungen auf einen stabilen und zuverlässigen Waffenstillstand konzentrieren, sagte Perthes. Dieser werde von nationalen und internationalen Beobachtern überwacht. Die Details für eine Zusammenkunft würden jedoch noch ausgearbeitet.
Das Militär hat Bereitschaft zur Teilnahme an Verhandlungen signalisiert. Die paramilitärische Gruppe RSF äußerte sich bisher nicht öffentlich dazu.