Armee und paramilitärische Miliz Kämpfe im Sudan gehen trotz Feuerpause weiter
Im Sudan halten sich die Armee und die paramilitärische RSF-Miliz offenbar nicht an die Waffenruhe. Einheiten sollen sich Gefechte in Khartum und der Region West-Darfur geliefert haben. Die Menschen verlassen zu Tausenden das Land.
Obwohl die Konfliktparteien im Sudan eine Feuerpause vereinbart hatten, erschüttern weiter Gefechte das Land. Kampfflugzeuge der Armee flogen Angriffe auf Vororte der Hauptstadt Khartum, während sich Soldaten und Kämpfer der paramilitärischen RSF-Miliz am Boden Gefechte lieferten, berichteten Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP.
Auch Gefechte in West-Darfur
Kritisch ist die Lage zudem in der Region West-Darfur. Den zweiten Tag in Folge wurden heftige Gefechte gemeldet. Augenzeugen in der Regionalhauptstadt Geneina berichteten von Kämpfen zwischen Militär und RSF. Die Armee gab bekannt, im dem Bundesstaat komme es zu ethnischen Konflikten.
Berichten zufolge soll es zu Gewalt zwischen den afrikanischstämmigen Masalit sowie arabischstämmigen Gruppen gekommen sein. Die Vereinten Nationen hatten am Mittwoch Tötungen, Plünderungen und Brandstiftungen in Geneina gemeldet und erklärt, wegen der Kämpfe könnten 50.000 schwer unterernährte Kinder nicht weiter versorgt werden.
Waffenruhe soll bis Sonntag verlängert werden
Im Sudan kämpfen seit fast zwei Wochen Armeeeinheiten unter der Führung von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan gegen die von seinem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo angeführte RSF-Miliz. Nach Angaben des sudanesischen Gesundheitsministeriums wurden bei den Kämpfen bislang mindestens 512 Menschen getötet und 4193 Menschen verletzt.
Seit Dienstag galt zwischen den Konfliktparteien eigentlich eine Waffenruhe, die unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens ausgehandelt worden war. Diese soll nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bis 30. April verlängert werden. Darauf hätten sich beide Konfliktparteien geeinigt.
Neue Verhandlungsinitiative
Der BBC sagte Perthes, die sudanesischen Streitkräfte hätten Verhandlungen in Juba zugestimmt, der Hauptstadt des benachbarten Südsudan. Die erneute Verhandlungsinitiative wurde vom nordostafrikanischen Regionalverbund Igad organisiert. Eine Reaktion der RSF steht bislang aus.
Zuvor hatten sich auch die USA darum bemüht, die Waffenruhe zu verlängern. Das bestätigte Außenminister Antony Blinken in Washington. Die jetzige Vereinbarung sei zwar unvollkommen, habe aber trotzdem die Gewalt reduziert, sagte er. "Das hat offenbar etwas bessere Bedingungen für die Menschen im Sudan geschaffen."
16.000 Menschen flüchten nach Ägypten
Gleichwohl wirken sich die andauernden Kämpfe auf die afrikanischen Nachbarländer aus. Nach Angaben der Behörden in Ägypten haben 16.000 Menschen aus dem Sudan die Grenze ins Nachbarland überquert.
Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge sind bislang mehr als 3500 Menschen nach Eritrea geflüchtet. Die Vereinten Nationen rechnen zudem damit, dass bis zu 270.000 Menschen vor der Gewalt in die Nachbarländer Tschad und Südsudan fliehen könnten.
Länder treiben Evakuierungen voran
Unterdessen setzten einige Länder die Evakuierungen ausländischer Staatsbürger aus dem Sudan fort. Das französische Außenministerium teilte mit, Frankreich habe 398 Menschen per Schiff evakuiert. Darunter befanden sich neben fünf Franzosen auch Deutsche sowie Menschen aus insgesamt 50 Nationen.
In einem dringenden Appell forderte der britische Außenminister James Cleverly im Sudan verbliebene Briten dazu auf, Evakuierungsflüge zu nutzen, solange diese noch verfügbar seien. "Während die Waffenruhe gilt, gibt es Pläne und Kapazitäten, Sie herauszuholen", sagte Cleverly im Sender Sky News. Großbritannien könne das allerdings nicht mehr gewährleisten, wenn die Waffenruhe beendet sei. London hatte laut dem britischen Außenministerium seit Dienstag fast 900 Menschen mit acht Flügen aus dem Sudan evakuiert.
Auch China schickte seine Marine für eine Evakuierungsaktion in den Sudan. "Bislang sind mehr als 1300 chinesische Staatsbürger in Sicherheit gebracht worden", teilte das Außenministerium in Peking am Donnerstag mit. Zudem seien Menschen aus weiteren fünf Ländern mitgenommen worden. Weitere Staaten baten China demnach um Hilfe bei der Evakuierung.