Brüchige Waffenruhe Flucht mit dem Schiff aus dem Sudan
Die Waffenruhe im Sudan wird offenbar immer brüchiger. Bewohner der Hauptstadt Khartum berichten von Luftangriffen und Artilleriebeschuss. Ein Fahrzeugkonvoi unter US-Schutz erreichte inzwischen Port Sudan.
Aus der sudanesischen Hauptstadt Khartum werden Artillerie- und Luftangriffe gemeldet. Bewohner berichteten in Gesprächen mit mehreren Nachrichtenagenturen von Schusswechseln und Granateinschlägen - unter anderem rund um den Präsidentenpalast, nahe der Zentrale des staatlichen Rundfunks und einer Militärbasis.
Dies verstieße gegen eine Waffenruhe, die die beiden rivalisierenden Generale Abdel Fattah Burhan und Mohammed Hamdan Dagalo vereinbart hatten. Die Feuerpause gilt bis Mitternacht am Sonntag, sie wird aber offenbar nicht eingehalten.
Armee gibt sich kämpferisch
In diese Richtung deutet auch eine Äußerung der sudanesischen Armee in sozialen Medien. Dort verkündet sie, dass der sudanesische Staat sich bald als siegreich erweisen werde. Jegliche Versuche, das Land in Geiselhaft zu nehmen, würden gestoppt.
Die Armee unter dem Oberkommando Burhans kämpft seit dem 15. April mit der paramilitärischen Gruppe RSF unter General Dagalo. Es sollen nach Angaben des Ärzteverbands bisher mehr als 500 Menschen getötet und etwa 4500 verletzt worden sein. Mehr als 400 Todesopfer seien Zivilisten.
US-Konvoi erreicht Port Sudan
Inzwischen erreichte ein Fahrzeugkonvoi, der von der US-Regierung durchgeführt wurde, die Hafenstadt Port Sudan. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP wurde der Konvoi von bewaffneten Drohnen aus der Luft bewacht.
Es war die erste größere Evakuierungsoperation der USA für ihre Staatsbürger. Am 22. April hatte eine Spezialeinheit lediglich das Personal der US-Botschaft und andere US-Regierungsvertreter ausgeflogen. Im Sudan hielten sich zuletzt geschätzt 16.000 Amerikaner auf, viele von ihnen Menschen mit einer Doppelstaatsbürgerschaft.
Viele Ausländer hatten das ostafrikanische Land bereits in den vergangenen Tagen verlassen. Die Bundeswehr beteiligte sich an der Evakuierung. Von Sonntag bis Mittwoch wurden nach deutschen Regierungsangaben mehr als 700 Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen. Darunter waren mehr als 200 Deutsche.
Flucht Richtung Port Sudan
Inzwischen haben sich auch Tausende Sudanesinnen und Sudanesen auf den beschwerlichen Landweg von Khartum nach Port Sudan begeben. Von dort bringen Schiffe Flüchtlinge über das Rote Meer in Sicherheit. Einige Flüchtlinge berichten von Übergriffen an Straßensperren.
Nach UN-Schätzungen sind bereits mehr als 50.000 Menschen in die Nachbarländer Tschad, Südsudan, die Zentralafrikanische Republik sowie nach Ägypten geflohen.
Ex-Ministerpräsident warnt vor "Albtraum"
Der bei einem Militärputsch 2021 gestürzte sudanesische Ex-Ministerpräsident Abdalla Hamdok warnt vor den Folgen einer weiteren Eskalation des Konflikts. "Gott bewahre, dass es im Sudan zu einem echten Bürgerkrieg kommt", sagte er bei einer Konferenz in Kenia. Dies wäre "ein Albtraum für die Welt". Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich für ein sofortiges Ende der Kämpfe im Sudan einzusetzen.