Kämpfe im Sudan Armee bereit zu längerer Feuerpause
Im Sudan sind die Streitkräfte von General al-Burhan zu einer Verlängerung der Feuerpause um 72 Stunden bereit. Zwar wird weiter von Kämpfen berichtet. Aber die Vermittlungsbemühungen werden intensiviert - und die Evakuierungen gehen weiter.
Im Sudan sind die Streitkräfte von General Abdel Fattah al-Burhan nach eigenen Angaben zu einer Verlängerung der am Freitag auslaufenden Feuerpause bereit. Al-Burhan habe einem Vorschlag der regionalen afrikanischen Organisation IGAD zugestimmt, den am Dienstag in Kraft getretenen Waffenruhe um 72 Stunden zu verlängern und einen Vertreter zu Verhandlungen in die Hauptstadt Juba zu entsenden, teilte die Armee mit. "Burhan dankt der IGAD", hieß es.
Die andere Konfliktpartei, die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) unter Leitung von al-Burhans Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, äußerte sich noch nicht zu einer möglichen Verlängerung der Feuerpause. Der nordostafrikanische Staatenbund IGAD hatte die neue diplomatische Initiative vermittelt. Der Vorschlag sieht neben einer Verlängerung der Waffenruhe auch direkte Gespräche zwischen Militär und RSF vor, die sich seit dem 15. April bekämpfen.
USA und Afrikanische Union vermitteln
Sollten beide Seiten zustimmen, wäre das ein großer Erfolg für die internationale Diplomatie und zugleich ein erstes Signal für echte Verhandlungen über eine Beilegung des Konflikts. Nach Angaben des US-Außenministeriums bemühen sich US-Außenminister Antony Blinken und der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, gemeinsam um ein dauerhaftes Ende der Kämpfe.
Die seit Dienstag geltende Feuerpause wird allerdings weiterhin gebrochen. Gestern flogen Kampfflugzeuge der Armee über die nördlichen Vororte der Hauptstadt Khartum, wo sie von der paramilitärischen RSF-Miliz beschossen wurden, wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP sagten. Der östliche Stadtrand von Khartum war Ziel von Luftangriffen und im Süden Khartums kam es nahe einem Haus von RSF-Anführer Daglo zu Gefechten mit Maschinengewehren.
Bundestag stimmt Evakuierung nachträglich zu
Mindestens 512 Menschen wurden bislang getötet und fast 4200 verwundet. In Khartum und anderen Landesteilen gibt es kaum noch Strom und auch Essen ist schwer zu bekommen. Viele Hilfsorganisationen mussten ihre Arbeit einstellen. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten teilte mit, dass nur jedes vierte Krankenhaus in Khartum voll funktionsfähig sei.
Bundeswehr bringt weitere Menschen in Sicherheit
Wegen der anhaltenden Gewalt setzten mehrere Länder die Evakuierungsaktionen für ihre Staatsangehörigen im Sudan fort. Die Bundeswehr flog nach eigenen Angaben seit Sonntag etwa 780 Menschen auf mehr als 40 Nationen aus dem Land aus, wie das Einsatzführungskommando am Vormittag mitteilte.
Nachdem gestern der sechste und vorerst letzte geplante Evakuierungsflug durchgeführt worden war, nahm die Bundeswehr nun im Rahmen ihrer Rückverlegung weitere 65 Menschen mit nach Jordanien. Die Luftwaffe ist auf der Strecke weiter mit Transportflugzeugen unterwegs, um Soldaten, Waffen und Material von einem Militärflughafen bei Khartum über Jordanien zurück nach Deutschland zu bringen.
Weitere Länder setzen Evakuierung fort
Frankreich brachte unterdessen 398 Menschen per Schiff in Sicherheit. Darunter befanden sich neben fünf Franzosen auch Deutsche sowie Menschen aus insgesamt 50 Nationen, wie das Außenministerium in Paris mitteilte. Eine Fregatte der Marine brachte die Menschen von der Hafenstadt Port Sudan nach Dschidda in Saudi-Arabien.
Großbritannien rief seine Staatsangehörigen dazu auf, umgehend zu versuchen, Plätze in letzten britischen Evakuierungsflügen unterzukommen. "Jetzt ist es an der Zeit zu handeln", sagte der britische Außenminister James Cleverly dem Fernsehsender Sky News. Es sei nicht sicher, ob Flüge über das Ende der bislang vereinbarten 72-stündigen Waffenpause hinaus fortgeführt werden könnten.
Auch mehr als 1300 chinesische Staatsbürger wurden aus dem Sudan in Sicherheit gebracht. Wie die Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking sagte, habe ein Teil das afrikanische Land bereits an Bord chinesischer Marineschiffe verlasse, die die Regierung entsandt hatte. Es seien nur noch wenige Chinesen außerhalb von Khartum im Sudan. Berichten von Staatsmedien zufolge gelangten auch 300 chinesische Staatsbürger auf dem Landweg in Nachbarländer.