Männer stehen um Minenschacht herum

Südafrika Bürgerrechtler fordern Rettung von Minenarbeitern

Stand: 01.01.2025 15:45 Uhr

In Südafrika sitzen seit Monaten hunderte illegale Minenarbeiter unter Tage fest. Menschenrechtsaktivisten fordern eine schnelle Rettung der Menschen.

Von Karin Wehrheim

Niemand weiß, wie viele Minenarbeiter noch immer bis zu zwei Kilometer tief unter der Oberfläche stecken, in Stilfontein, zwei Autostunden südwestlich von Johannesburg. In den vergangenen Tagen kamen 60 Menschen nach oben, entweder von Helfern an einem zwei Kilometer langen Seil gezogen oder nach einer tagelangen Kletteraktion entlang stillgelegter Aufzugsschienen.

Der Sprecher der südafrikanischen Bürgerrechtsorganisation Sanco, Mzukisi Jam, sagte im Nachrichtensender eNCA: "Sie kommen hoch aus diesem Schacht, aber es ist nicht so einfach, wie die Polizei uns weismachen will. Und die, die zuletzt rauskamen, haben erzählt, sie brauchten fünf Tage, um an die Oberfläche zu gelangen."

"Wir schicken Kriminellen keine Hilfe"

1.500 Zama Zamas, wie die illegalen Minenarbeiter in Südafrika heißen, also "die, die ihr Glück versuchen", sollen seit August die stillgelegten Schächte verlassen haben. Mindestens 300 sind noch unten, vielleicht aber auch 1.000, sagt das Aktionsbündnis der vom Bergbau betroffenen Gemeinden, MACUA. Das Bündnis fordert, dass das Verfassungsgericht auch den illegalen Minenarbeitern das Recht zu leben zugesteht und die Regierung dazu bringt, sie schnellstmöglich zu retten.

Im August hatte die Regierung Südafrikas die Aktion "Vala Umgodi" gestartet, das bedeutet "die Löcher zustopfen". Sie hatte Ein- und Ausgänge der Schächte geschlossen oder von der Polizei bewachen lassen. Im November, als die Vorräte in den stillgelegten Minen zu Ende gingen, sagte Präsidialamtsministerin Khumbudzo Ntshavheni:

Wir schicken Kriminellen keine Hilfe. Wir räuchern sie aus. Kriminellen muss man nicht helfen, man muss sie strafverfolgen.
Khumbudzo Ntshavheni

Doch ein Gericht verurteilte die Regierung dazu, die Versorgung der Eingeschlossenen zu ermöglichen. Die jedoch bleibt der Ansicht, die illegalen Minenarbeiter seien freiwillig in der Tiefe. Da sei Taktik, hieß es unlängst in einer Presseerklärung. Sie kämen nur nicht herauf, weil sie nicht festgenommen werden wollten.

Arbeiter haben wenig Chancen, sich zu befreien

Bürgerrechtler Mzukisi Jam sagte, selbst wer versuche, nach oben zu gelangen, habe wenig Chancen: "Es hieß beim letzten Mal, von den 20, die versucht hätten herauszukommen, hätten es nur fünf ins Freie geschafft. Die anderen seien wieder hinabgefallen, weil Steine aus dem Schacht brachen."

Luftaufnahme eines Minenschachts

Viele Minenarbeiter versuchten, aus den Schächten zu klettern.

Zehntausende arbeiten in stillgelegten Minen

Nach Angaben der Bench Mark Foundation, die die Bergbauindustrie in Südafrika kritisch begleitet, gibt es etwa 6.000 stillgelegte Minen im Land. Viele von ihnen sind entgegen der Vorschrift nicht versiegelt.

Die Foundation schätzt, dass allein in den Gold- und Platinminen rund um Johannesburg und Pretoria 36.000 Menschen illegal unter Tage arbeiten, aus Not. Die meisten kommen aus den Nachbarländern Simbabwe, Mosambik und Lesotho.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell am 01. Januar 2025 um 11:36 Uhr.