Proteste an Columbia University Kommission sieht zu wenig Schutz vor Antisemitismus
Im Frühjahr hatten propalästinensische Proteste an der US-Elitehochschule Columbia University für Aufsehen gesorgt. Eine Kommission befand nun: Die Uni habe jüdische Studenten nicht genug geschützt. Sie berichteten von heftigen Anfeindungen.
Im Zusammenhang mit den pro-palästinensischen Protesten an der renommierten New Yorker Columbia University hat eine Untersuchungskommission der Hochschule schwere Versäumnisse beim Schutz jüdischer Studierender vor Antisemitismus vorgeworfen.
"Wir haben die Erfahrungen jüdischer und israelischer Studenten an der Columbia im vergangenen Studienjahr gesammelt und festgestellt, dass die Universität ihre grundlegendste Aufgabe nicht erfüllt", schreiben die Autorinnen und Autoren der Hochschulkommission gegen Antisemitismus in ihrem Bericht. "Die Zunahme der heftigen antisemitischen und fremdenfeindlichen Rhetorik, die unseren Campus im vergangenen akademischen Jahr erschüttert hat, hat gezeigt, dass das gemeinsame Werte- und Normenverständnis nicht mehr existiert."
Geschubst, beleidigt, ausgeschlossen
Für den Bericht seien rund 500 Studierende befragt worden. "Die meisten Zeugenaussagen, die wir hörten, waren schwer zu ertragen", hieß es. "Studenten beschrieben, dass sie geschubst und zu Boden gedrückt wurden, dass sie beschimpft wurden, weil sie zionistische Anliegen unterstützten, und dass sie sahen, wie israelische Flaggen verbrannt wurden."
Zudem habe es Hakenkreuzschmierereien in Wohnheimzimmern gegeben. Andere berichteten, ihnen sei der Zugang zu öffentlichen Bereichen der Universität verwehrt worden, weil sie jüdisch oder israelisch seien. "Einige Studenten wurden unter Druck gesetzt, sich politischen Positionen anzuschließen, die sie nicht vertraten; andere wurden zum Schweigen gebracht oder in Vorlesungssälen bloßgestellt und gedemütigt", so die Kommission.
Aufklärung und bessere Meldestrukturen gefordert
Die Columbia University verfüge nicht über angemessene Strukturen, um den Betroffenen zu helfen, befand die Kommission. "Viele Studenten wussten nicht, wo sie die Vorfälle melden sollten", heißt es. Einige Professoren und Uni-Angestellte reagierten demnach "mitfühlend" und angemessen. Andere hätten die Sorgen der Betroffenen nicht ernst genommen und selbst in schlimmen Fällen nur langsam oder auf eine ineffiziente Art und Weise reagiert.
Die Autoren des Berichts forderten "ehrgeizige, aufeinander abgestimmte und langfristige Anstrengungen" zur Verbesserung des Klimas an der Columbia University. Dies schließe Weiterbildungen und Aufklärung für Studierende, Lehrende und weiteres Uni-Personal ein. Zudem müssten die Meldestrukturen verbessert werden.
Pro-Palästina-Demos schlugen hohe Wellen
Die Kommission gegen Antisemitismus der US-Elitehochschule hatte bereits zuvor einen ähnlichen Bericht veröffentlicht, nachdem es im Frühjahr an der Columbia University und anderen Universitäten in den USA angesichts des Krieges im Gazastreifen massive pro-palästinensische Proteste gegeben hatte.
Im Zuge des Vorgehens gegen die pro-palästinensischen Demonstrierenden hatte es auch Vorwürfe gegeben, die Universität sei zu hart vorgegangen. Die Polizei hatte im Mai ein von Protestierenden besetztes Gebäude geräumt und etliche Demonstrierende festgenommen. Mitte August erklärte die Präsidentin der Columbia University, Minouche Shafik, ihren Rücktritt, nachdem es "Drohungen" und "Beleidigungen" gegen sie gegeben habe. Sie war bereits die vierte Präsidentin einer US-Eliteuniversität, die diesen Schritt vor dem Hintergrund der landesweiten Hochschulproteste ging.