Zwölf Jahre in Syrien vermisst Freiheit für verschleppten US-Journalisten?
Austin Tice war Journalist in Syrien, als er 2012 verschleppt wurde - laut US-Regierung vom Assad-Regime. Nach dessen Sturz gibt es neue Hoffnung, dass er freikommen könnte.
"Free My Son" (deutsch: "Befreit meinen Sohn") stand auf dem dunkelgrünen T-Shirt, das Debra Tice vor wenigen Tagen bei einer Pressekonferenz in Washington trug. Austin ist ihr erstes Kind, der Älteste von sieben Geschwistern. Er war gerade 31 geworden, als er in der Nähe von Damaskus von Unbekannten verschleppt wurde.
"Die Nachrichten, die wir aus dem Nahen Osten hören ... Solche Dinge können eine Mutter aufwühlen", sagte Debra Tice mit brüchiger Stimme im National Press Club in Washington.
"Austin Tice ist am Leben"
Ihr heute 43-Jähriger Sohn arbeitete 2012 als freier Journalist in Syrien, unter anderem für die Washington Post. Der Sturz des Assad-Regimes macht Debra Tice nun neue Hoffnung - zusammen mit Informationen, die ihrer Familie vorlägen.
Es gäbe viele Möglichkeiten, wie das Ganze ausgehen könne. "Aber das Beste ist, dass wir von einer wichtige Quelle erfahren haben: Austin Tice ist am Leben." Er werde gut behandelt, so seine Mutter.
US-Regierung will Assad zur Rechenschaft ziehen
Ähnliches war wenig später auch von US-Präsident Joe Biden zu hören: "Wir glauben, dass er am Leben ist. Wir glauben, dass wir ihn zurückholen können", sagte Biden zu Reporterinnen und Reportern im Weißen Haus - auch wenn es dafür noch keine direkten Beweise gebe. Und: Assad solle zur Rechenschaft gezogen werden.
Die US-Regierung macht das syrische Regime bereits seit mehreren Jahren für das Verschwinden von Austin Tice verantwortlich. Nach einem Treffen mit Beamten des Außenministeriums und des Weißen Hauses übte seine Familie jedoch auch deutliche Kritik an den Bemühungen, ihn sicher zurück in die USA zu bringen.
Ein Satz bringe das Problem gut auf den Punkt, sagte beispielsweise seine Schwester Meagan Tice bei CNN: "Austin ist noch nicht zu Hause."
Bis zu eine Million Dollar für Hinweise
Das sei nun allerdings eine "Toppriorität", heißt es von Jake Sullivan, Bidens Nationalem Sicherheitsberater. Man kommuniziere mit verschiedenen Kontakten, auch vor Ort in Syrien, um so möglicherweise das Gefängnis ausfindig zu machen, in dem Tice sich befinde.
Außerdem sei eine Belohnung auf Hinweise rund um Austins Verbleib ausgesetzt, sagte Sullivan bei CBS: "Wir werden tun, was nötig ist, um Austin Tice sicher nach Hause zu bringen."
Laut dem FBI sollen Tipps, die zum Aufenthaltsort von Tice führen, mit bis zu einer Million Dollar belohnt werden.
Neue Hoffnung bei der Familie
Austins Eltern, seine sechs Geschwister und seine Nichten und Neffen, die er noch nie traf, hoffen darauf, dass die aktuelle Situation in Syrien zu solchen Hinweisen führt.
"Im Chaos liegt die Chance. Und diese Chance wollen wir nutzen", sagte Jonathan Tice, einer von Austins Brüdern, bei CNN.