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US-Wahlkampf Biden geht - und jetzt?

Stand: 21.07.2024 22:28 Uhr

Nachdem US-Präsident Biden seinen Rückzug aus dem Wahlkampf bekannt gegeben hat, müssen die Demokraten einen Ersatz finden. Vieles deutet auf Kamala Harris hin, doch es gibt weitere Alternativen. Fragen und Antworten zur aktuellen Lage.

Der Druck auf US-Präsident Joe Biden, sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzuziehen, wuchs in den vergangenen Tagen enorm. Die Zweifel an seiner Eignung als Kandidat wegen seines Alters und seiner mentalen Fitness waren immens, auch bei seinen engsten Vertrauten. Nun kündigte der Demokrat seinen Rückzug an.

Zu dem Abgang und seinen Folgen wichtige Fragen und Antworten:

Was passiert nach Bidens Rückzug?

Der US-Präsident hatte die internen Vorwahlen seiner Partei bereits gewonnen und sich dort die nötigen Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag gesichert, der vom 19. bis 22. August in Chicago im Bundesstaat Illinois stattfindet. Eigentlich sollte der 81-Jährige dort offiziell als Präsidentschaftskandidat gekürt werden.

Nach seinem Ausstieg aus dem Rennen sind die Delegierten in Chicago jetzt nicht mehr an den Ausgang der Vorwahl in ihrem Bundesstaat gebunden, sondern frei in ihrer Entscheidung. 

Die Demokraten dürften so kurz vor der Wahl aber kein Interesse haben, einen offenen Konkurrenzkampf mehrerer Ersatzkandidaten zu starten und den Parteitag zum Austragungsort für ein Abstimmungsdrama zu machen. Wahrscheinlicher ist, dass sie versuchen, die Partei vorab hinter einer neuen Spitzenperson zu versammeln.

Wer könnte das jetzt sein?

Bidens Vizepräsidentin, Kamala Harris. Unmittelbar nach der Ankündigung seines Rückzugs schlug Biden seine Stellvertreterin als Ersatzkandidatin für die Wahl im November vor. Der 81-Jährige teilte mit, es sei im Wahljahr 2020 seine beste Entscheidung gewesen, Harris als Vizekandidatin auszuwählen. Er spreche ihr daher seine volle Unterstützung aus, als Kandidatin der Demokraten bei der anstehenden Wahl anzutreten. 

Harris erklärte schon kurz nach Bidens Rückzug ihre Bereitschaft für die Kandidatur. "Ich fühle mich geehrt, die Unterstützung des Präsidenten zu haben, und ich habe die Absicht, diese Nominierung zu verdienen und zu gewinnen", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Harris gilt als natürliche Nachfolge Bidens. Sie ist die erste Frau und die erste Schwarze, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Ihr Vater wanderte einst aus Jamaika ein, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin, kam aus Indien. Die Demokraten bräuchten gute Gründe, Harris einfach zu übergehen.

Wie ist die Ausgangslage für Harris?

Die Vizepräsidentin ist durch ihre Rolle bereits bekannt. Sie hat alle Checks für das Weiße Haus durchlaufen und könnte wohl auf den Wahlkampfapparat sowie vermutlich auch auf gesammelte Spenden von Biden zugreifen, weil sie als Vize schon Teil von dessen Wiederwahlkampagne ist. Nun muss sie sich noch einen Vizekandidaten an ihrer Seite holen. 

Die 59-Jährige galt in ihrem Amt lange als blass und hatte mit schlechten Umfragewerten zu kämpfen. Angesichts von Bidens Hängepartie gewann sie zuletzt an Zuspruch. Biden selbst lobte Harris in den vergangenen Tagen öffentlich auffällig offensiv.

Gäbe es noch weitere Alternativen?

Neben Harris fielen zuletzt am häufigsten die Namen Gavin Newsom und Gretchen Whitmer. Newsom (56) ist Gouverneur des mächtigen Bundesstaates Kalifornien. Er hat sich national einen Namen gemacht und intensiv an seinem Profil gearbeitet, zuletzt unter anderem mit viel beachteten Auslandsreisen. 

Whitmer (52) ist Gouverneurin von Michigan und gilt seit Längerem als aufstrebende Kraft in der Partei. Vor der Wahl 2020 hatte Biden sie als seine Vize in Erwägung gezogen.

US-Medien zufolge sollen beide intern klargemacht haben, dass sie als mögliche Vize für Harris nicht zur Verfügung stehen.

Mit Material von dpa