Nancy Pelosi

US-Wahlkampf Pelosi erwartet offenbar baldigen Ausstieg Bidens

Stand: 19.07.2024 02:54 Uhr

Bleibt Biden Präsidentschaftskandidat der Demokraten? Laut US-Medien rechnet nicht nur die Ex-Sprecherin des Repräsentantenhauses, Pelosi, mit einem baldigen Ausstieg des US-Präsidenten aus dem Wahlkampf.

Laut einem Bericht der Zeitung Washington Post glaubt die einflussreiche Demokratin und ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, dass Präsident Joe Biden schon sehr bald überzeugt werden könne, aus dem Rennen um die US-Präsidentschaft auszusteigen. Die Zeitung beruft sich in dem Bericht auf drei ungenannte Funktionäre der demokratischen Partei.

Die Nachrichtenagentur AP will auch erfahren haben, dass Pelosi, dem Präsidenten unter Verweis auf Umfragewerte gesagt habe, dass er seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump wahrscheinlich nicht werde bezwingen können.

Die einstige Frontfrau der Demokraten soll Biden zudem gewarnt haben, dass ihre Partei bei den Wahlen im November nicht die Kontrolle über das Repräsentantenhaus wiedererlangen könnte, sollte er aus dem Rennen ums Weiße Haus nicht aussteigen.

Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es aber nicht. Laut der Nachrichtenagentur Reuters habe das Büro von Pelosi nicht auf Anfragen reagiert.

Ausstieg nur eine Frage der Zeit?

Reuters berichtet auch über Aussagen von Insidern, wonach Biden bereits darüber nachdenke, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Die Agentur berief sich dabei auf nicht näher genannte Quellen. Biden nehme demnach die Forderungen ernst, als Kandidat der Demokraten zurückzutreten.

Mehrere Funktionäre der Demokraten gingen zudem davon aus, dass ein Ausstieg nur eine Frage der Zeit sei. "Ich weiß mit Sicherheit, dass er tatsächlich in sich geht", habe einer der Insider gesagt, der ebenfalls anonym bleiben wollte. "Er denkt sehr ernsthaft darüber nach." Ein weiterer Insider bei den Demokraten sagte, Biden habe nach den Rücktrittsforderungen die Zeichen der Zeit erkannt. "Es fühlt sich so an, als wäre es eine Frage des (...) Wann, nicht ob", so der Insider.

Wahlkampfleiter dementiert: "Unsere Kampagne schreitet voran"

Die New York Times berichtete ebenfalls unter Berufung auf mehrere Personen aus dem nahen Umfeld des Demokraten, der 81-Jährige scheine allmählich zu akzeptieren, dass er seinen Wahlkampf womöglich aufgeben müsse. 

Er habe begonnen, "sich mit dem Gedanken abzufinden, dass er im November möglicherweise nicht gewinnen kann und aus dem Rennen aussteigen muss, um den wachsenden Forderungen vieler besorgter Mitglieder seiner Partei nachzugeben", schrieb die Zeitung.

Quentin Fulks, stellvertretender Wahlkampfleiter Bidens, sagte hingegen, der Präsident sei nicht unentschlossen und habe seine Entscheidung getroffen: "Joe Biden hat gesagt, dass er für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidiert. Unsere Kampagne schreitet voran."

Auch Obama offenbar skeptisch

Zuvor hatte sich bereits der frühere US-Präsident Barack Obama offenbar skeptisch über die Wiederwahlchancen von Amtsinhaber Biden geäußert. Das meldeten unter anderem ebenfalls die Washington Post sowie die Nachrichtenagentur AP.

Laut AP soll Obama in privater Runde gegenüber Vertrauten Bedenken über Bidens Festhalten an seiner Kandidatur geäußert haben.

"Immer mehr Anzeichen"

Auch nach Ansicht des demokratischen Senators John Hickenlooper sprechen immer mehr Argumente für einen Rückzug des US-Präsidenten. "Das ist seine Entscheidung, aber sicherlich gibt es immer mehr Anzeichen dafür, dass dies im besten Interesse des Landes wäre", so Hickenlooper.

Er schloss sich jedoch nicht der wachsenden Zahl von Parteigenossen an, die explizit fordern, dass Biden das Handtuch wirft. "Wenn es so viel Unruhe und so viel Unzufriedenheit gibt, ist es für niemanden leicht, die Partei zu einen", sagte er. Biden sei immer noch beliebt, doch die politische Landschaft habe sich im Vergleich zur vorherigen Wahl geändert.

Arzt: Milde Corona-Symptome bei Biden

Nach seinem blamablen Auftritt im TV-Duell gegen Trump Ende Juni haben inzwischen immer mehr Demokraten Bidens Rückzug gefordert. Die Kritiker befürchten, dass der 81-Jährige nicht mehr die geistige Frische für eine weitere Amtszeit hat. Zudem infizierte sich der schwächelnde Präsident mit dem Coronavirus. Nach Angaben seines Arztes leidet er unter milden Symptomen. Seinen Wahlkampf musste der Demokrat aber vorerst abbrechen.

Zuletzt rief der prominente demokratische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus, Adam Schiff, Biden dazu auf, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Die beiden Top-Demokraten im US-Kongress, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, warnten Biden übereinstimmenden Medienberichten zufolge davor, an seiner Präsidentschaftsbewerbung festzuhalten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Juli 2024 um 21:00 Uhr.