Kamala Harris

Nach Bidens Rückzug Was man über Kamala Harris wissen sollte

Stand: 22.07.2024 10:17 Uhr

Lange galt sie politisch als zu blass - nun will Kamala Harris US-Präsidentin werden. Sie wäre nicht nur die erste Frau im Amt, sondern auch die erste Person mit asiatischen Wurzeln. Und erstmals gäbe es einen "First Gentleman".

Nach dem Rückzug Joe Bidens aus dem US-Präsidentschaftsrennen will Kamala Harris als Kandidatin der Demokraten nachrücken. Ob sich die Partei hinter der 59-Jährigen versammeln wird, muss sich zeigen. Im Falle eines Wahlsiegs würde sie an die Spitze der weltgrößten Volkswirtschaft rücken und zugleich die Oberbefehlshaberin des Militärs der atomaren Supermacht werden, kurz: Sie wäre die mächtigste Frau der Welt. Fünf Dinge, die man über Harris wissen sollte.

Erste Frau und erste Schwarze als Vize

Bereits als Vizepräsidentin machte Harris Geschichte: Sie war nicht nur die erste Frau in dem Amt, sondern auch die erste Schwarze - und die erste Asiatischstämmige. Ihr Vater - ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler - stammt aus Jamaika, ihre Mutter - eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin - aus Indien. Die Eltern lernten sich in den 1960er-Jahren in den USA kennen und trennten sich, als Harris noch ein kleines Kind war.

Harris selbst sagt, Indien sei ein wichtiger Teil ihres Lebens. Als sie und ihre Schwester Maya noch Kinder gewesen seien, sei ihre Mutter fast jedes zweite Jahr mit den Kindern zu Verwandten in ihr Heimatland gereist. 2009 verstarb die Mutter. "Sie erzog uns zu stolzen starken schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein", sagte Harris 2020 in einer Rede. Würde Harris Präsidentin, wäre sie auch hier die erste Frau und die erste mit asiatischen Wurzeln - und nach Barack Obama die zweite schwarze Person im höchsten politischen Amt der Vereinigten Staaten.

"Law-and-order"-Vergangenheit

Harris wurde die erste schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. Ihr teils tougher Law-and-Order-Kurs damals ging manchem in der Partei zu weit. Als sie 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor.

Umstritten in der eigenen Partei

Auch in der eigenen Partei ist Harris alles andere als unumstritten. Wie Biden kämpft sie mit niedrigen Zustimmungsraten. Als Nummer zwei tat sie sich lange schwer, ihr Profil zu schärfen und hervorzustechen, vielen galt sie politisch als blass. Gerade in der Anfangszeit ihrer Vizepräsidentschaft wurde sie von einigen Demokraten gar als Belastung empfunden.

Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden. Sie ergriff eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein. Die Republikaner machten sie zuletzt verstärkt zur Zielscheibe rhetorischer Attacken, besonders nachdem sich immer mehr andeutete, dass Biden womöglich seinen Platz räumen könnte. Sie werfen Harris vor allem ein Versagen bei der Einwanderungspolitik vor, einem der heißesten Wahlkampfthemen. Kritische Stimmen sagen Biden nach, dass er seiner Vize mit dem Thema Migration eine unlösbare Aufgabe zugeschustert hat. 

Außenpolitische Positionen

Außenpolitisch würden Harris als Präsidentin große Streitthemen beschäftigen, allen voran die Kriege in der Ukraine und in Nahost und das angespannte Verhältnis der USA zu China. Ihr außenpolitisches Profil hat sie in den letzten Monaten geschärft. Im Februar bekannte Harris sich in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur NATO und zur internationalen Zusammenarbeit - offensichtlich in Abgrenzung zu Trump, der deutlich kritischere Töne anschlägt, wenn es um die Militärallianz oder traditionelle Verbündete geht. Harris vertrat Biden auch beim internationalen Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel mit deutlichen Worten zur Mäßigung in Gaza.

Kamala Harris und Doug Emhoff

Seit 2014 ist Harris mit ihrem Mann Doug Emhoff verheiratet. Er hat zwei Töchter aus erster Ehe.

Wer würde der "First Gentleman"?

Würde Harris Präsidentin, gäbe es in den USA erstmals einen "First Gentleman" statt einer "First Lady". Ihren Partner Doug Emhoff fand Harris erst relativ spät im Leben. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff ist Rechtsanwalt und hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole und Ella. Als Harris Vizepräsidentin wurde, wurde Emhoff bereits erster "Second Gentleman" in den USA.

Katrin Brand, ARD Washington, tagesschau, 22.07.2024 06:41 Uhr