Zum Tod von Paul Auster Dank Beharrlichkeit zum literarischen Weltstar
New York war seine Stadt, seine "New-York-Trilogie" verhalf ihm zum Durchbruch. Sein letztes Werk "Baumgartner" schien den Abschied vorauszunehmen. Jetzt ist Paul Auster mit 77 Jahren gestorben.
Schreiben sei für ihn kein Akt des freien Willens - es sei eine Frage des Überlebens, hat Paul Auster einmal in einem Interview gesagt. Aber das Leben, das war für den erfolgreichen Schriftsteller von der Macht des Zufalls geprägt. Ein Motiv, das sich durch sein gesamtes Werk zieht. Vor allem durch seinen Roman "4 3 2 1", der ein Leben in vier Varianten erzählt. Ein Leben, das so gar nicht zufällig seinem eigenen ähnelte - und das er noch vor zwei Jahren pries.
Ich bin dankbar, dass ich so viele Jahre hatte. Und ich hoffe, dass noch ein paar Jahre kommen. Aber wir werden sehen. Es könnte auch heute schon vorbei sein. Ich habe keine Ahnung.
Studium in Frankreich, Jobs als Übersetzer
1947 wurde Paul Auster in New Jersey als Sohn jüdischer Einwanderer geboren. Schon als Jugendlicher träumte er davon, Schriftsteller zu werden. Er studierte Literatur in New York und Frankreich und finanzierte sich anfangs durch Lehraufträge und Übersetzungsarbeiten.
Am Ende wurde der markante Autor mit den schweren Augenlidern zum Literaturstar: Er schrieb mehr als 30 Bücher, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden und meistens in seiner Wahlheimat New York spielen.
Der Durchbruch kam erst mit 40
Dabei sah es lange nicht so aus, als würde Auster mit den Schreiben Erfolg haben. "Ich glaube, 'Stadt aus Glas', den ersten Teil der 'New York Trilogie', haben 17 Verlage abgelehnt", erinnerte sich der Literat. "Das war ein entscheidender Moment in meinem Leben. Statt zu verzweifeln, habe ich weitergeschrieben."
Die experimentellen Kriminalgeschichten der Trilogie brachten dem damals bereits 40-jährigen Auster den Durchbruch. Romane wie "Mr. Vertigo" oder "Buch der Illusionen" machten ihn zum gefeierten Bestsellerautor.
Du erreichst ein gewisses Alter. Ich werde älter. Und viele Menschen, die du geliebt hast, sind tot. Beste Freunde, Verwandte sind tot. Du läufst mit Geistern in deinem Kopf herum. So wie du mit denen lebst, die noch da sind. Und dann kapierte ich, dass ich jeden Tag genauso mit den Toten sprach wie mit den Lebendigen.
New York und immer wieder New York
Austers Geschichten spielen oft in Brooklyn, wo er 50 Jahre lang mit seiner zweiten Ehefrau, der norwegisch-amerikanischen Schriftstellerin Siri Hustvedt, lebte. Dort spielt - in einem Tabakladen - auch der Film "Smoke", zu dem er das Drehbuch schrieb. Seine Figuren sind oft von seiner eigenen Lebensgeschichte beeinflusst. Sind exzentrisch, zerrüttet. Auf der Suche nach sich selbst, verlieren sie sich oft in dunklen Abgründen.
"Ich hatte meinen Teil an Tragödien, Ärger und Enttäuschungen im Leben", so der Autor. "Aber die ganze Zeit haben mich meine Arbeit und die Liebe zu Siri über Wasser gehalten. Ich bin wirklich froh, sie gefunden zu haben und eine Arbeit, die ich liebe."
Späte Schicksalsschläge
In den vergangenen Jahren schlug das Schicksal böse in Austers Leben zu: Nach dem Tod seiner zehn Monate alten Enkelin trauerte er auch um seinen Sohn. Beide starben an einer Opioid-Vergiftung. Vor gut einem Jahr gab Siri Hustvedt dann bekannt: Ihr Mann sei bereits seit Längerem an Krebs erkrankt.
Ob aus freiem Willen oder nicht: Fast bis zum Schluss schrieb Paul Auster. Im vergangenen November erschien sein letzter Roman "Baumgartner" in den USA.
Politisch aktiv gegen Trump
Schon vor den letzten Präsidentschaftswahlen hatte Auster zusammen mit anderen Schriftstellern die Initiative "Writers against Trump" - "Autoren gegen Trump" - gegründet. Das Ziel: möglichst viele Menschen zum Wählen zu motivieren, um doch noch "das Schlimmste" zu verhindern. Er sei nicht besonders optimistisch, sagte er bis zum Schluss.