US-Vorwahlen in New Hampshire Weltpolitik auf dem Dorf
Schicken die Republikaner Trump oder Haley ins Rennen um die US-Präsidentschaft? Die Antwort darauf hängt stark damit zusammen, was heute in New Hampshire passiert: Ein Zweikampf, der den ganzen Bundesstaat im Griff hat.
Am letzten Tag des Wahlkampfs vor den US-Vorwahlen in New Hampshire fährt Nikki Haley von Veranstaltung zu Veranstaltung. Sie macht Selfies, zapft Bier im Restaurant, in dem sie auftritt, und schüttelt Hände. Es könnten ihre letzten Versuche gewesen sein, Donald Trump als Spitzenkandidaten ihrer Partei noch zu verhindern.
Dabei hat Haley nun endlich den Zweikampf, den sie sich längst gewünscht hatte. Nachdem Floridas Gouverneur Ron DeSantis seine Kampagne beendet hat, sind nur noch sie und Trump übrig. Laut Haleys Wahlkampfsprecherin sind seitdem mindestens eine halbe Million Dollar an Spendengeldern für sie dazugekommen.
Mehr Haley-Unterstützer als erwartet
Zu spüren ist die Zuspitzung des Wahlkampfs auch in der Kleinstadt Franklin. Zu einem Haley-Event sind dort neben dutzenden Kamerateams deutlich mehr Unterstützerinnen und Unterstützer gekommen als erwartet.
"Wir haben uns auf eine kleine Veranstaltung eingestellt - und jetzt haben wir fast keinen Platz mehr", erzählt Mitorganisator Chuck Berube. Der Rentner trägt das blaue Hemd einer Organisation, die sich für US-amerikanische Kriegsveteranen einsetzt.
Hätte es den 6. Januar 2021 und den Sturm auf das Kapitol nicht gegeben, würde er heute Trump wählen. Chuck sieht es so: Wer im Wahlkampf besiegt wird, macht bescheiden Platz für den Nächsten. Das Gegenteil von Trumps Reaktion auf den damaligen Wahlsieg von Präsident Joe Biden.
Bidens Name fällt in New Hampshire häufiger, auch wenn er wegen eines parteiinternen Streits nicht einmal auf dem Stimmzettel der Demokraten steht. Die erneute Nominierung ist ihm dennoch so gut wie sicher.
Um Nikki Haley zu unterstützen, sind Orde, Gabby und Ari Kittrie eigens nach New Hampshire gereist.
"Wichtigste Vorwahl in der Geschichte"
Orde Kittrie ist mit seinem Sohn Ari und seiner Tochter Gabby extra aus Maryland nach New Hampshire gereist. Acht Stunden - nur, um Nikki Haley zu unterstützen. Bei ihnen sind die Vorwahlen erst im Mai. Doch schon heute könnte eine Art Vorentscheidung fallen: Für Orde ist das quasi der Super Bowl, nur eben in der Politik.
"Ich habe den Eindruck, dass dies die wichtigste Vorwahl in der amerikanischen Geschichte ist. Denn sie wird darüber bestimmen, ob Donald Trump in der Präsidentschaftswahl auf Joe Biden trifft. Eine sehr folgenreiche Entscheidung, die die Menschen hier treffen müssen", meint er.
Lisa Bresciano, hier mit ihrer Tochter, ist eine große Trump-Unterstützerin. Seit 2016 besuche sie jede Wahlkampfveranstaltung Trumps in der Gegend.
Haley in Umfragen hinter Trump
Viel geholfen hat die Unterstützung Haley bisher nicht. In den Umfragen liegt sie hinter Trump zurück. Weit genug für ihn, um einige Wahlkampfevents in New Hampshire gar nicht selbst zu besuchen.
Stattdessen schickt er seinen Sohn: Trump Junior wird bei einem Auftritt in der Kleinstadt Hollis gefeiert, als wäre er sein Vater. Er selbst findet, die Unterstützung sei diesmal noch größer als bereits in den letzten Jahren: "Ich bin noch nicht einmal ein Kandidat und werde hier trotzdem so empfangen. Das stellt alles in den Schatten, was wir in den letzten Jahren erlebt haben", sagt er. Und: "Die Leute haben genug und werden entsprechend abstimmen."
Trump-Mützen, Trump-Schals, Trump-Schilder
Bei seinem Auftritt in Hollis gibt es keine Widerworte. Viele der Menschen hier tragen Trump-Mützen, -Schals oder -Schilder. Lisa Bresciano hat außerdem einen Kaffeebecher mit seinem Gesicht darauf mitgebracht.
Sie sei eine große Trump-Unterstützerin, erzählt sie. "Seit 2016 besuche ich jede Wahlkampfveranstaltung hier in der Gegend." Sie wird eine von sehr vielen sein, die heute in New Hampshire für Trump abstimmen.