Foltervorwürfe gegen 72-Jährigen Syrischer Ex-Gefängnischef in den USA angeklagt
Er soll im berüchtigten Adra-Gefängnis in Damaskus den Befehl gegeben haben, Assad-Gegner körperlich und seelisch zu quälen. Nun ist in Los Angeles ein 72-Jähriger wegen Foltervorwürfen angeklagt worden. Der Mann lebt seit 2020 in den USA.
Der frühere Leiter eines berüchtigten Gefängnisses der syrischen Hauptstadt Damaskus ist in den USA wegen Foltervorwürfen angeklagt worden. Dem 72-jährigen Samir Ousman Alsheikh werde zur Last gelegt, seinen Untergebenen befohlen zu haben, politischen und anderen Gefangenen schwere körperliche und seelische Leiden zuzufügen, teilte das US-Justizministerium mit. Manchmal sei er auch persönlich an der Folter beteiligt gewesen.
Der Mann soll unter dem gestürzten Machthaber Baschar al-Assad von etwa 2005 bis 2008 das Zentralgefängnis von Damaskus geleitet haben, das auch als Adra-Gefängnis bekannt sei.
Während dieser Zeit soll er befohlen haben, politischen und anderen Gefangenen schwere körperliche und seelische Schmerzen und Leiden zuzufügen, so das Ministerium. Der Angeklagte habe Dissidenten und andere Gefangene foltern lassen, um die Opposition abzuschrecken, sagte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Nicole M. Argentieri.
US-Staatsbürgerschaft beantragt
Der heute 72-Jährige war laut der Anklage 2020 in die USA eingewandert und hatte dort 2023 die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt. Medienberichten zufolge war er im Juli dieses Jahres am Flughafen von Los Angeles festgenommen worden, als er in den Libanon reisen wollte. Damals war ihm Visum- und Einbürgerungsbetrug vorgeworfen worden.
Seine Anwälte weisen die Vorwürfe zurück, wie es weiter hieß. Der Fall war vor eine Grand Jury in Los Angeles gebracht worden, also eine Gruppe von Geschworenen, die nach Vorlage von Beweismitteln durch die Staatsanwaltschaft entscheidet, ob Anklage erhoben werden kann.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London sind mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, häufig unter Einwirkung von Folter.