Biden nach Duell-Debakel "Ich glaube nicht, dass jemand qualifizierter ist"
Nach dem Duell-Debakel hat sich US-Präsident Biden nun in einem TV-Interview beweisen müssen. Aufgeben wolle er nicht, er sei weiterhin der qualifizierteste für diesen Job, betonte er. Das sehen aber nicht alle Demokraten so.
Joe Biden bleibt entschlossen, zu kämpfen. Schon bevor zur besten Sendezeit sein Fernseh-Interview gesendet wurde, rief er bei einer Wahlkampfrede in die Menge: "Sie versuchen mich aus dem Rennen zu drängen. Lasst es mich so klar sagen, wie ich kann. Ich bleibe im Rennen", so Biden in Madison im Bundesstaat Wisconsin vor Parteianhängern der Demokraten.
Dann im ABC-Interview die Frage: Was war los bei der für ihn desaströsen TV-Debatte? Bidens Antwort: "Ich hatte einen schlechten Abend." Und weiter erklärte er: "Ich war krank, ich habe mich schrecklich gefühlt. Meine Ärzte haben vorher einen Covid-Test gemacht, getestet, ob ich mich anderweitig infiziert habe, hatte ich nicht, es war nur eine schlimme Erkältung."
Biden glaubt nicht an Umfragewerte
Doch er glaube weiter nicht, dass jemand besser qualifiziert sei als er, Präsident zu sein oder dieses Rennen zu gewinnen. Sich einem ärztlichen Test zur geistigen Fitness zu unterziehen, lehnte Biden ab. Er absolviere jeden Tag einen kognitiven Test, indem er Wahlkampf mache und die Welt regiere.
Den Umfragen, die ihn inzwischen deutlich hinter Donald Trump sehen, glaube er nicht, so Biden. Die Meinungsforscher, mit denen er rede, würden ihm sagen, es sei ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
"Nur der allmächtige Gott" könne ihn aus dem Rennen drängen, sagte Biden und antwortete auf die Frage, ob er nach wie vor sicher sei, Trump schlagen zu können, mit einem vierfachen "Ja".
Selbstsicherer - aber Kritik bleibt
Biden wirkte tatsächlich selbstsicherer, sah besser aus, kam deutlich weniger ins Stocken als bei der TV-Debatte gegen Trump, doch seine Kritiker hat er nicht überzeugt.
"Joe Biden ist ein guter Mensch, ein amerikanischer Patriot", sagte Lloyd Doggett aus Texas, der als erster demokratischer Kongressabgeordneter offen Bidens Rückzug gefordert hatte, nach den neuen Auftritten bei CNN. "Aber die Notwendigkeit, zur Seite zu treten, ist noch dringender geworden."
Mit Blick auf die Umfragen warf er Biden Realitätsverweigerung vor. Der Präsident liege tatsächlich in immer mehr Bundesstaaten deutlich hinter Trump zurück. Deshalb würden immer mehr Demokraten aus dem ganzen Land ihm zurufen: "Die Gefahr einer Trump-Präsidentschaft, die die Demokratie zerstört, ist so groß, dass wir den stärksten Kandidaten brauchen." Und das sei eben nicht Biden, so Doggett. Der Abgeordnete aus Texas gab sich überzeugt, dass der Protest in den kommenden Tagen nicht leiser, sondern noch lauter wird. Der Streit um Bidens Zukunft in der eigenen Partei geht weiter.