J.D. Vance
Porträt

Trumps Vize J.D. Vance Vom Hillbilly zum Running Mate

Stand: 16.07.2024 08:02 Uhr

Gefeierter Buchautor, Senator - und möglicherweise bald Vizepräsident der USA. Dabei waren die Anfänge von J.D. Vance eher bescheiden. Wer ist der Mann, den Trump mit ins Weiße Haus nehmen will? Ein Porträt.

J.D. Vance war nicht immer ein Fan von Donald Trump: Dieser käme für ihn "niemals in Frage", den habe er "noch nie gemocht". Diesen Ausschnitt aus einem Interview im Oktober 2016 musste Vance sich in den vergangenen Jahren sehr häufig anhören. Bei anderen Gelegenheiten hatte er Trump sogar öffentlich als "Idioten" bezeichnet oder ihn in einer privaten Nachricht "Amerikas Hitler" genannt.

Plötzlicher Sinneswandel

Sein Sinneswandel kam ungefähr fünf Jahre später - 2021 - mit dem Start seiner eigenen politischen Karriere. Trump habe recht. Er sei zwar nicht immer nett zu ihm gewesen, erklärte Vance beispielsweise bei einer Wahlkampfveranstaltung 2022, aber Tatsache sei: "Trump ist der beste Präsident, den ich je erlebt habe. Er hat wie kein anderer die Korruption in den USA aufgedeckt."

Vor allem dank Trumps Unterstützung wurde der damalige Außenseiter Vance im gleichen Jahr für seinen Heimatbundesstaat Ohio in den US-Senat gewählt. Es war sein erster Wahlkampf.

Bescheidene Herkunft

Geboren wurde James David Vance, kurz J.D., 1984 in der kleinen Stadt Middletown im Rust Belt, dem Rostgürtel, der ältesten und größten Industriegegend der USA.

"Ich komme aus einer Stahlstadt in Ohio", erzählte Vance 2016 in einem TED-Talk. Einer Stadt, die wirklich zu kämpfen habe. Auf eine Art und Weise, die bezeichnend sei für die Kämpfe der amerikanischen Arbeiterklasse. Heroin, häusliche Gewalt und Scheidungen hätten Familien auseinandergerissen.

Großmutter mit drastischen Drohungen

Sein Großvater war viele Jahre lang Alkoholiker, seine Mutter von verschiedenen Drogen abhängig. Dass es für ihn anders lief, verdankt Vance seiner Großmutter, die er "Mamaw" nennt, wie er bei NPR erzählte. Als seine Oma zum ersten Mal bemerkte, dass er mit Kindern unterwegs war, die Drogen nahmen, habe sie zu ihrem 12- oder 13-jährigen Enkel gesagt: "Hör zu, J.D., entweder hörst du auf, dich mit denen abzugeben, oder ich überfahre sie mit meinem Auto."

Später ging Vance zum US Marine Corps, studierte unter anderem an der Eliteuniversität Yale Jura und arbeitete in San Francisco für eine Investmentfirma.

Bekannt wurde er in den USA 2016 durch sein Buch "Hillbilly Elegy", in dem er von seiner Kindheit und Jugend erzählt. "Hillbilly" heißt so viel wie "Hinterwäldler". Die deutsche Version hat sogar Bundeskanzler Olaf Scholz zu Tränen gerührt, wie er letztes Jahr in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung verriet.

Teils radikale Positionen

Politisch haben Scholz und Vance allerdings gar nichts gemeinsam: Trumps neuer Running Mate ist gegen das Recht auf Abtreibung, hat sich gegen die finanzielle Unterstützung der Ukraine ausgesprochen und ist der Meinung, Trump sei 2020 der Wahlsieg geklaut worden.

Ob er den Ausgang der kommenden Wahl akzeptieren werde, hat der Senator zuletzt bei NBC nicht eindeutig beantwortet: Sie würden die "verfassungsmäßigen Verfahren" nutzen, um Probleme anzufechten, sollte es aus ihrer Sicht welche geben, so Vance. "Aber wenn es eine freie und faire Wahl ist, werden wir die Ergebnisse respektieren."

Rasche Schuldzuweisungen

Auf Konfrontationskurs ist Trumps Vize-Kandidat außerdem, wenn es um das Attentat auf seinen Chef geht: Die Schuld daran gibt er Präsident Joe Biden und den Demokraten. Deren Wahlkampagne sei komplett darauf ausgerichtet, Trump als "autoritären Faschisten" darzustellen, der um jeden Preis gestoppt werden müsse. Das schrieb Vance auf der Plattform X. Diese Rhetorik habe seiner Meinung nach zu dem Attentat geführt.

Sollten die Republikaner im November gewinnen, wäre Vance mit 39 Jahren einer der jüngsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte. Im Wahlkampf soll er sich nun besonders auf die Arbeiter und Farmer in Bundesstaaten wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Ohio oder Minnesota konzentrieren, schrieb Trump auf "Truth Social".