Mehr als 50 Tote auf Hawaii-Insel "Lahaina gibt es nicht mehr"
Mindestens 55 Todesopfer, Hunderte niedergebrannte Häuser und Tausende Obdachlose: Auf Maui wird das Ausmaß der Busch- und Waldbrände sichtbar, besonders in der Stadt Lahaina. Viele wollen nun die Insel verlassen.
Hubschrauberpiloten können nicht fassen, was sie bei Tageslicht sehen. Erst nach und nach wird klar, welches Ausmaß die Zerstörung im Westen der Insel Maui hat. "Schau die ganzen Häuser an", sagt ein Pilot beim Flug über die Stadt Lahaina. Es sehe aus wie im Kriegsgebiet. Hunderte niedergebrannte Häuser, Schiff- und Autowracks.
Lahaina ist die am schlimmsten betroffene Stadt. Rund 13.000 Menschen haben in der historischen Hafenstadt gelebt, die auch bei Touristen sehr beliebt war.
Kongresszentrum als Notfallunterkunft
"Lahaina gibt es nicht mehr. Es ist nichts mehr übrig. Die Banken, die Supermärkte, die Kirchen. Alles ist verschwunden", sagt Harry Donenfeld. Er lebt auf Maui, sein Haus wurde verschont. Er habe Menschen aufgenommen, die obdachlos geworden sind. "Die meisten haben aber einfach am Straßenrand geschlafen", berichtet er.
Das Kongresszentrum des Staates Hawaii wurde in eine Notfallunterkunft umgewandelt. "Das waren zwei superintensive Tage", sagt eine Frau in der Unterkunft dem Lokalfernsehen. "Der Strom ist ausgefallen, die Tankstelle ist explodiert. Und seitdem haben wir einfach versucht, dem Feuer zu entkommen."
Rettung durch einen Sprung ins Wasser
Es habe sich wie die Hölle angefühlt, unbeschreiblich, sagt ein Mann im Lokalfernsehen. Er habe sich durch einen Sprung ins Wasser gerettet. "Ich habe die Polizei gerufen und bin ins Wasser gesprungen." Die Küstenwache konnte ihn und andere aus dem Wasser ziehen.
US-Präsident Joe Biden hat den Katastrophenfall ausgerufen. Damit können zum Beispiel Gelder für Notunterkünfte und Reparaturen von Häusern fließen. Das US-Militär schickte Hubschrauber, Such- und Rettungsmannschaften nach Hawaii.
Gleichzeitig versuchen Tausende, die Insel zu verlassen. 14.000 Menschen seien schon von der Insel gebracht worden, bis Freitagabend deutscher Zeit sollen es weitere 14.500 sein. Wer nicht unbedingt nach Maui müsse, solle die Reise absagen oder umbuchen, raten Behörden.
Tausende Menschen haben die Insel bereits verlassen.
Suche nach Notunterkünften
Die Feuer im Westen der Insel seien mittlerweile zu 80 Prozent eingedämmt, zwei weitere im Osten bis zu 70 Prozent. "Wir müssen Tausende Menschen unterbringen", sagt der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, und richtet sich in einer Pressekonferenz ans ganze Land: "Wenn Sie Platz zu Hause haben, wenn Sie jemand von West-Maui unterbringen können, bitte tun Sie das."
Maui ist eines der beliebtesten Urlaubsziele Amerikas und hängt vor allem vom Tourismus ab. Bis aber wieder Menschen auf die Insel können und wollen, werde es dauern, vermutet Bewohner Harry Donenfeld. "Wir haben unsere Wirtschaftsgrundlage verloren", sagt er.
Das sei das eine, das andere die vielen tragischen Geschichten, die vielen Opfer, die hohen Verluste. Ein Freund von ihm habe am Montag eine Galerie eröffnet, am Dienstag sei sie niedergebrannt. Alles, für was er sein ganzes Leben gearbeitet hat, ist weg.
Die Küstenstadt Lahaina liegt im Nordwesten der Hawaii-Insel Maui.