Afghanistan Die Hoffnung für die Ortskräfte schwindet
Fallschirmjäger der Bundeswehr sollen die verbliebenen Deutschen und Ortskräfte in Kabul zum Flughafen bringen, damit sie ausgeflogen werden können. Doch die Taliban wollen Afghanen nicht mehr aus dem Land lassen.
Nach dem holprigen Start der Evakuierungsmission der Bundeswehr sollen in den kommenden Tagen noch zahlreiche deutsche Staatsangehörige und afghanische Ortskräfte aus Afghanistan ausgeflogen werden. Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers der Bundeswehr-Universität München, Carlo Masala, könnte das jedoch schwierig werden. "Die Taliban haben angekündigt, dass Afghanen das Land nicht verlassen dürfen", sagte er bei tagesschau24. Das sei vor allem ein Problem mit Hinblick auf die Ortskräfte. "Ob wir die rausbekommen, dafür gibt es keine Garantie."
Optimistischer zeigte sich Masala bei den verbliebenen Deutschen in Kabul. So lange die US-Amerikaner den Flughafen sichern würden, könnten Ausländer ausgeflogen werden, so der Politikwissenschaftler. Das hätten die Taliban zugestanden. "Die US-Amerikaner haben versprochen, dass sie noch zwei Wochen in Kabul bleiben werden", sagte Masala. So lange könne die Evakuierungsoperation damit wohl andauern.
"Situation könnte extrem gefährlich werden"
Dass die erste Bundeswehrmaschine mit lediglich sieben Menschen an Bord aus Kabul zurückgekehrt ist, hat laut Masala vor allem einen Grund: "Die US-Amerikaner haben den Flughafen unter Kontrolle. Dass nur sieben Menschen ausgeflogen wurden, liegt auch daran, dass nur sieben Menschen reingelassen wurden", sagte Masala.
Um die verbliebenen Deutschen in Kabul sicher zum Flughafen zu bringen, seien Fallschirmjäger der Bundeswehr auch in der Stadt im Einsatz. "Die Situation könnte extrem gefährlich werden, sowohl für die Personen, die evakuiert werden, als auch für die Soldaten", so Masala. Die Anwesenheit der Fallschirmjäger in Kabul könnte in Kämpfen mit den Taliban enden.
Die 600 Soldaten, die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bereitstellen möchte, um die Evakuierung abzusichern, würden nicht viel ausrichten können, sollten die US-Soldaten abziehen, sagte Masala. Momentan seien 7000 US-Amerikaner vor Ort.
Bis gestern Nachmittag hatten sich vier Bundeswehr-Maschinen auf den Weg nach Kabul gemacht. Die Luftwaffe will eine Luftbrücke zwischen Kabul und Taschkent einrichten. Deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sollen zunächst in die Hauptstadt Usbekistans ausgeflogen und dann mit Charterflugzeugen nach Deutschland gebracht werden.