Kirchen in Pakistan angegriffen Mehr als 120 Festnahmen nach Attacken auf Christen
In Pakistan hat ein wütender Mob ein christliches Viertel angegriffen und mehrere Kirchen in Brand gesteckt. Die Polizei nahm bisher 129 Verdächtige fest. Im Süden des Landes gab es eine Demonstration gegen Gewalt.
In der Provinz Punjab in Pakistan hat ein wütender Mob ein christliches Viertel angegriffen und mehrere Kirchen in Brand gesetzt. Videoaufnahmen zeigen, wie Flammen aus den Fenstern einer Kirche schlagen und wie ein Mob wütender Männer vor einer weiteren Kirche steht. Von innen schmeißen andere Männer Möbel und Gegenstände auf die Straße.
Die muslimischen Männer waren mit Knüppeln und Steinen bewaffnet durch ein christliches Viertel in der Millionenstadt Faisalabad im Osten von Pakistan gezogen. Sie hatten zuvor eine christliche Familie beschuldigt, den Koran geschändet zu haben.
Ein Anwohner ist über die Auschreitungen empört und sagte der Nachrichtenagentur AP: "Ein oder zwei Personen, die an Gotteslästerung beteiligt sind, bedeuten nicht, dass wir eine ganze Gemeinschaft bestrafen. Wir appellieren an die Regierung und die Polizei, streng gegen die Beteiligten vorzugehen. Denn Muslime werden durch diese Tat verletzt."
Menschen stehen im Hof einer ausgebrannten Kirche in Jaranwala im Distrikt Faisalabad in der Provinz Punjab.
Demonstration gegen Gewalt
In Karatschi im Süden von Pakistan gingen Mitglieder der christlichen Gemeinde auf die Straße, etwa mit Schildern, die ein Ende der Gewalt fordern. Eine Teilnehmerin sagte: "Die Häuser unserer christlichen Gemeinschaft wurden niedergebrannt, unsere Kirchen angegriffen und unsere religiösen Gegenstände zerstört. Dies ist nicht das erste Mal, dass sich solche Vorfälle in Pakistan ereignen. Sie kommen häufig vor. Wir haben uns immer um Frieden bemüht. Heute sind wir zusammengekommen, um die Regierung aufzufordern, unser Volk zu schützen."
In Pakistan ist der Islam Staatsreligion. Nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind Christen. Immer wieder kommt es zu Übergriffen. Auch eine weitere christliche Demonstrantin forderte jetzt Unterstützung: "Die Regierung sollte diejenigen entschädigen, die ihre Häuser verloren haben. Wir fordern auch den Obersten Gerichtshof auf, sich mit diesem Vorfall zu befassen."
Weit über 100 Festnahmen
Auch der pakistanische Bischof Azad Marshall aus der Nachbarstadt Lahore hatte gestern Justiz und Sicherheitskräfte aufgefordert, einzugreifen. Pakistans neu ernannter Geschäftsführender Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar erklärte, er sei entsetzt über die Geschehnisse. Gegen die gewalttätigen Demonstranten würden strenge Maßnahmen ergriffen. Inzwischen hat die Polizei nach Angaben der Bezirksregierung 129 Verdächtige festgenommen. Auch seien paramilitärische Truppen zur Unterstützung der Polizei abkommandiert worden.
Die Zeitung "Dawn" berichtete unter Berufung auf die Polizei, es sei eine Polizeieinheit zum Schutz religiöser Minderheiten ins Leben gerufen worden. Demnach sollen in der Hauptstadt Islamabad künftig 70 Beamte der Sondereinheit die Gemeinden religiöser Minderheiten schützen.