Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus

Bangladesch Nobelpreisträger Yunus soll Übergangsregierung leiten

Stand: 06.08.2024 21:38 Uhr

Nach dem Rücktritt von Premierministerin Hasina in Bangladesch soll Friedensnobelpreisträger Yunus die Übergangsregierung leiten. Der 84-Jährige galt lange als ihr politischer Widersacher.

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus soll eine Übergangsregierung in Bangladesch anführen. Die Entscheidung habe Präsident Mohammed Shahabuddin bei einer Sitzung mit der Armeeführung und Vertretern der Studentenorganisation SAD getroffen, wie das Präsidialamt mitteilte. Die offizielle Ernennung sei noch nicht erfolgt. Yunus sei bereit, das Amt zu übernehmen, zitierte der Sender BBC Bangla eine Sprecherin des Nobelpreisträgers.

Demonstranten wünschten sich offenbar Yunus

Der 84-jährige Yunus soll demnach bis zu einer Neuwahl an der Macht bleiben. Wann diese stattfinden soll, ist bisher unklar. Yunus sei die von den Demonstranten gewünschte Person für die Aufgabe, sagte Studentenführer Nahid Islam. Shahabuddin habe zugesichert, dass die Übergangsregierung "so schnell wie möglich" gebildet werden solle.

Am Montag war die zuletzt zunehmend autokratisch regierende Premierministerin Sheikh Hasina nach Massenprotesten nach Indien geflohen. In dem Land war es in den vergangenen Wochen zu Demonstrationen und Unruhen gekommen. Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen und zahlreichen Toten bei den Protesten wurde der nationale Polizeichef entlassen, teilte das Präsidialamt mit.

Yunus will freie Wahlen

Yunus hatte im Vorfeld der Entscheidung Shahabuddins betont, die Übergangsregierung sei "nur der Anfang". Wirkliche Befriedung könne es nur mit freien Wahlen geben. Ohne Wahlen gebe es keinen Wandel. Der 84-Jährige galt lange als politischer Widersacher von Hasina. Gegen ihn wurden mehr als 100 Gerichtsverfahren angestrengt, die Unterstützer als politische Verfolgung kritisierten. 

Yunus hatte in den 1980er-Jahren die Grameen Bank gegründet, die Mikrokredite an die ärmsten Menschen in Bangladesch vergibt. 2006 wurde dem Wirtschaftswissenschaftler dafür der Friedensnobelpreis verliehen. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. August 2024 um 21:34 Uhr.