Während einer Demonstration, bei der Premierministerin Hasina Wajed zum Rücktritt aufgefordert wird, brennt ein Bekleidungsgeschäft, das von Randalierern in Brand gesteckt worden sein soll.

Bangladesch Regierungssitz gestürmt, Premier geflohen

Stand: 05.08.2024 13:30 Uhr

Nach heftigen Zusammenstößen bei Protesten in Bangladesch haben Demonstrierende den Palast von Premierministerin Hasina gestürmt. Ein Militärvertreter meldete ihren Rücktritt. Hasina ist nach Indien ausgereist.

In Bangladesch haben Demonstranten die offizielle Residenz von Regierungschefin Sheikh Hasina gestürmt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Tausende Menschen in den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka eindringen. Wenig später meldete ein Militärvertreter ihren Rücktritt.

Lokale Videoaufnahmen zeigen, wie Hasina und ihre Schwester in einen Militärhubschrauber einsteigen. Nach Informationen von CNN-News18 sind sie in Andala gelandet, einer Stadt im Nordosten von Indien. Indien biete Hasina eine sichere Durchreise an, wie CNN im Bezug auf geheimdienstliche Quellen berichtete.

Andreas Franz, ARD Neu-Delhi, mit aktuellen Informationen zur Lage in Bangladesch

tagesschau24, 05.08.2024 14:00 Uhr

Militär kündigt Übergangsregierung an

In Bangladesch werde nun eine Übergangsregierung gebildet, gab Armeechef Waker-Uz-Zaman in einer im staatlichen Fernsehen übertragenen Rede an die Nation an bekannt. Dafür werde er mit den wichtigsten Oppositionsparteien sowie Vertretern der Zivilgesellschaft sprechen - nicht aber mit der Partei von Hasina. "Ich übernehme die volle Verantwortung", betonte Waker-Uz-Zaman.

Er kündigte an, das Militär werde sich zurückziehen und eine Untersuchung der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Militär, Polizei und Demonstrierenden einleiten. "Wir werden alle Morde untersuchen und die Verantwortlichen bestrafen", sagte er. Jetzt sei es die Pflicht der Studierenden, ruhig zu bleiben und ihm zu helfen.

Schwerste Ausschreitungen seit Unabhängigkeit des Landes

Im vergangenen Monat waren Studierende auf die Straßen gegangen, um gegen Quotenregelungen bei der Vergabe von Stellen im öffentlichen Dienst zu protestieren. Dies hatte sich zu Protesten gegen Hasina und ihre Partei, die Awami-Liga, ausgeweitet. Im Rahmen dieser Proteste war es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Dabei wurden mindestens 300 Menschen getötet.

Noch im Januar war Hasina für ihre vierte Amtszeit in Folge wiedergewählt worden. Nach ihrer Wiederwahl war die 76-Jährige die Regierungschefin mit der längsten Amtszeit in der Geschichte von Bangladesh. Vor der Wahl wurden Tausende von Oppositionsmitgliedern inhaftiert und die Opposition hatte die Abstimmung boykottiert.

Peter Hornung, ARD Neu-Delhi, tagesschau, 05.08.2024 12:13 Uhr