Ein buddhistischer Mönch steht inmitten der Trümmer des durch ein Erdbeben eingestürzten Klosters in Naypyitaw in Myanmar.
Player: videoMarco Pilz, GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung, über das Erdbeben in Südostasien

Katastrophe in Südostasien "Frühwarnsysteme für Erdbeben fehlen"

Stand: 28.03.2025 13:15 Uhr

Südostasien ist eine Risikoregion für Erdbeben. Die Schwere des aktuellen Bebens ist für den Experten Marco Pilz daher nicht überraschend. Umso kritischer sei es, dass in den Gebieten nach wie vor Frühwarnsysteme fehlen.

Das Ausmaß der Schäden, die durch das schwere Erdbeben in Myanmar und Thailand verursacht wurden, ist nach wie vor nicht vollständig abzuschätzen. Gerade in der thailändischen Hauptstadt Bangkok seien die Risiken durch ein starkes Erdbeben aber groß. Denn in der in weiten Teilen von Hochhäusern dominierten Metropole herrschten "ungünstige Bodenbedingungen, die die Erdbebenwellen stark verstärken können", sagt Marco Pilz vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam im tagesschau24-Interview.

Bei einem solchen Erdbeben würden sogenannte langperiodische Wellen erzeugt, "die unabgeschwächt große Distanzen zurücklegen können", so der Experte. Diese würden von Hochhäusern aufgenommen, sodass große Schäden oder gar ein Einsturz drohe.

Player: videoMarco Pilz, GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung, über das Erdbeben in Südostasien

Marco Pilz, GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung, über das Erdbeben in Südostasien

tagesschau24, 28.03.2025 11:00 Uhr

Keine Frühwarnsysteme für Erdbeben

Eine weitere Schwierigkeit sind die in Südostasien fehlenden Frühwarnsysteme für Erdbeben, führte Pilz weiter aus. Zwar wurden nach dem verheerenden Tsunami im Indischen Ozean, durch den 2004 etwa 230.000 Menschen in Indonesien, Sri Lanka, Thailand ums Leben kamen, auch mit internationaler Hilfe Frühwarnsysteme für die Bedrohung eines Tsunamis eingerichtet. Für die Entscheidung, auch Frühwarnsysteme für Erdbeben einzurichten, seien jedoch die Länder selbst zuständig, so Pilz. Und diese Entscheidung werde auch von ideologischen oder geophysikalischen Faktoren beeinflusst.

Dabei sei das aktuelle Erdbeben nicht überraschend gekommen, betonte Pilz. Die Ursache für das Beben sei die Nordwärtsbewegung der indischen Kontinentalplatte, die in der Region auf die eurasische Platte stößt. Dadurch komme es zu einer "Verhakung der Platten", durch die das Beben ausgelöst worden sei.

Karte: tektonische Platten in Myanmar

Das Epizentrum des starken Bebens lag in Myanmar. Das Land wird von einer tektonischen Verwerfung durchzogen.

In der Gegend habe es schon vor 50 bis 100 Jahren mehrere Erdbeben der Magnitude 7 oder mehr gegeben. In den vergangenen 50 Jahren sei es aber relativ ruhig geblieben, "sodass sich Spannungen aufgebaut haben, die sich nun in diesem starken Beben aufgelöst haben", sagte Pilz weiter. Er rechne mit dem Risiko von mehreren, eventuell auch starken Nachbeben über einen größeren Zeitraum. Die Gefahr eines Tsunamis drohe aber nicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. März 2025 um 11:00 Uhr.