Rettungseinsatz in Indien Gewaltige Flutwelle nach Gletscherabbruch
Im Norden Indiens werden nach einer massiven Sturzflut mindestens 150 Menschen vermisst. Hunderte Rettungskräfte sind im Einsatz. Ein Gletscher war zuvor von einem Berg im Himalaya abgebrochen und in einen Fluss gefallen.
Im nordindischen Bundesstaat Uttarkhand sind die Rettungskräfte im Großeinsatz. Nach dem Abbruch eines Gletschers im Himalaya wurde im Dhauliganga, einem Nebenfluss des Ganges, eine gewaltige Flutwelle ausgelöst.
Wie auf Handy-Videos von Anwohnern zu sehen ist, die von der indischen Nachrichtenagentur ANI verbreitet wurden, stürzen gewaltige Wassermassen die engen Felsschluchten hinab. Ein Wasserkraftwerk, das sogenannte Rishiganga-Projekt, wurde beschädigt. Medienberichten zufolge werden bis zu 150 Mitarbeiter des Kraftwerks vermisst. Es wird befürchtet, dass sie gestorben sind.
Anwohner und Einsatzkräfte aus der Region sorgen für die Evakuierung der Ortschaften entlang des reißenden Flusses, wie auf Filmmaterial der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen war.
Hunderte Rettungskräfte im Einsatz
Hunderte Rettungskräfte aus Neu-Delhi seien bereits in die Hochgebirgsregion geflogen worden, so Indiens Innenminister Amít Shah. Weitere seien unterwegs, sagte er einem Reporter der Nachrichtenagentur ANI. Die Regierung von Premierminister Narendra Modi werde der betroffenen Region in Uttarkhand jede erdenkliche Hilfe zukommen lassen.
Viele Ortschaften entlang des Flusses müssen evakuiert werden. Durch die herabstürzenden Wassermassen am Oberlauf des Dhauliganga dürfte es weiter unten, am Fuße des Himalaya, zu weiteren Erdrutschen und Überschwemmungen kommen. So wurden unter anderem die Bewohner von Rishikesh und Haridwar vor den Auswirkungen des Gletscherabbruchs gewarnt.
Bis zu 150 Mitarbeiter eines Kraftwerks in der nordindischen Region Uttarkhand werden vermisst.
Staudamm beschädigt
Der Dhauliganga, der am Raikanagletscher auf 4700 Metern Höhe entspringt, ist ein Nebenfluss der Alaknanda, dem linken Quellfluss des Ganges.
Bei Joshimath - einem kleinen Gebirgsort, der vom Bergtourismus lebt - war indischen Medienberichten zufolge ein Teil eines Gletschers abgebrochen und hatte den nahe gelegenen Staudamm des Rishiganga Power Projects beschädigt. Warum es zum Gletscherabbruch kam, ist noch unklar.
Forscher warnen seit Jahren vor Gletscherschmelze
Seit Jahren warnen Wissenschaftler vor den Auswirkungen des Klimawandels. Sollte der Anstieg der CO2-Emmissionen und der damit verbundene Anstieg der die Erderwärmung nicht gestoppt werden, könnten die Gletscher im Himalaya bis Ende des Jahrhunderts weitgehend verschwunden sein, hieß es in einer vor knapp zwei Jahren veröffentlichten Studie des Internationalen Zentrums für Gebirgsentwicklung in Kathmandu.
Die Autoren stellten fest, dass die Eisfelder am Mount Everest und am K2, dem zweithöchsten Berg der Welt, dann als nacktes Gestein sichtbar würden. Selbst im besten Fall, also einer Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad - wie vom Weltklimarat IPCC festgelegt - wäre bis dahin noch ein Drittel des sogenannten Ewigen Eises geschmolzen.
Nach einer Studie der Columbia-Universität in Washington schmelzen die Gletscher auf dem "Dach der Welt", wie die Gebirgsregion mit den höchsten Bergen genannt wird, schon jetzt doppelt so schnell, wie vor der Jahrhundertwende.