Rohingya-Flüchtlinge in einem Lage in Bangladesch

Militärputsch in Myanmar "Die Unterdrückung wird von vorne beginnen"

Stand: 04.02.2021 09:08 Uhr

Der Militärputsch in Myanmar ist auch für die Rohingya-Flüchtlinge im benachbarten Bangladesch bedrückend. Denn viele wollen nun keinesfalls in ihre Heimat zurückkehren - sie fürchten noch größere Repressalien.

Der Militärputsch in Myanmar hat bei den Rohingya in Bangladesch alle Hoffnungen auf eine Rückkehr in ihre Heimat platzen lassen. Jetzt, nachdem das Militär wieder die Macht ergriffen habe, werde eine Rückkehr unmöglich, sagte Nurul Amin, einer der Rohingya in einem Flüchtlingscamp südlich von Cox's Bazar. Auch wenn man sie zwinge, so Amin, würden sie jetzt "auf keinen Fall" mehr dorthin zurückgehen: "Dieses Regime wird den Völkermord doch fortsetzen."

Mehr als 700.000 Rohingya waren im Sommer 2017 vor Massenvergewaltigungen, Mord und Brandstiftung durch die Streitkräfte von Myanmar nach Bangladesch geflohen. Die Vereinten Nationen bezeichneten das Vorgehen des Militärs gegen die Rohingya als Völkermord.

Auch der 70 Jahre alte Mohammad Jaffar glaubt nicht daran, dass er seine alte Heimat jemals wiedersehen wird: "Wir haben alle darauf gehofft und gewartet, irgendwann zurückkehren zu können. Aber jetzt, nach diesem Militärputsch haben wir das Gefühl, dass die Unterdrückung der Rohingya in Myanmar von vorne beginnt."

Völlig überfüllte Lager

Die Flüchtlingscamps der Rohingya im Süden von Bangladesch sind völlig überfüllt, wie auf Filmmaterial der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen ist. Seit mehr als drei Jahren leben die Menschen in den armseligen Hütten auf engstem Raum. Gespräche zwischen der Regierung von Bangladesch und der Regierung von Myanmar unter der de-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi über eine Rückführung der Flüchtlinge waren erfolglos geblieben, weil Myanmar die Rohingya nicht als Staatsbürger anerkannte.

Jetzt nach dem Sturz von Aung San Suu Kyi durch das Militär dürfte eine akzeptable Lösung für die Rohingya noch schwieriger werden. Ohne Druck der internationalen Staatengemeinschaft auf die Militärs in Myanmar gebe es keine Hoffnung für die Rohingya, meint Abdul Bashar, einer der Anführer im Flüchtlingslager Kutapalong. In Maungdaw, einem Ort im Rakhine-Staat wo er gelebt habe, seien die Menschen von den Streitkräften von Myanmar schlecht behandelt worden. Aber auch unter der Regierungspartei NLD von Aung San Suu Kyi sei es nicht besser gewesen.

Umstrittene Umsiedlung

Ende vergangenen Jahres hatte die Regierung von Bangladesch damit begonnen, einen Teil der Rohingya-Flüchtlinge auf eine unbewohnte kleine Insel vor der Küste im Golf von Bengalen umzusiedeln. Obwohl die Vereinten Nationen Zweifel hatten, ob die Insel wegen der Überschwemmungsgefahr überhaupt bewohnbar ist, waren dort Unterkünfte für Zehntausende Menschen gebaut wurden. Die Insel Bhasan Char ist vor allem während der Monsunzeit gefährdet. Außerdem gibt es dort kaum Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Schulen für die Kinder.

Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen, die Rohingya seien gezwungen worden, wies die Regierung in Dhaka zurück. Die Umsiedlung nach Bhasan Char erfolge auf freiwilliger Basis. Einer der Rohinga, der kurz vor dem Jahreswechsel eines der bereit gestellten Schiffe bestieg, sagte, er glaube, dass es auf der Insel besser sei als im Flüchtlingsglager und dass es dort ruhiger sein werde. Ein anderer, der sich gegen die Umsiedlung entschied, bemängelte, die Insel sei "sehr tief gelegen, und wenn es einen Sturm gibt, dann wird alles überschwemmt und es gibt keinen sicheren Ort, zu dem man flüchten kann, um sein Leben zu retten".

Fast 4000 Rohingya wurden inzwischen auf die Insel umgesiedelt. Die Regierung in Dhaka plant, bis zu 100.000 Flüchtlinge aus den überfüllten
Flüchtlingslagern nach Bhasan Char zu bringen. Insgesamt leben fast eine Million Rohingya in Bangladesch. Ihre Zukunft scheint nun ungewisser denn je.

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 03. Februar 2021 um 15:31 Uhr.