Gazastreifen Israel meldet begrenzten Vorstoß von Bodentruppen
Israelische Truppen sind bei einem kurzen Vorstoß mit Panzern in den Gazastreifen vorgerückt. Den Beginn einer Bodenoffensive bedeutet das aber offenbar noch nicht. Auch an der Grenze zum Libanon gab es erneut gegenseitigen Beschuss.
Bodentruppen des israelischen Militärs sollen für kurze Zeit mit gepanzerten Fahrzeugen in den Gazastreifen vorgedrungen sein. Das teilte ein Sprecher der Armee mit. Unabhängig verifizieren lassen sich diese Angaben nicht.
Ziele des nächtlichen Angriffs im Norden des Gazastreifens waren dem Militärsprecher zufolge von der militant-islamistischen Hamas genutzte Infrastruktur sowie Abschussrampen für Panzerabwehrraketen. Auch "Terroristen" selbst seien angegriffen worden. Nach dem kurzen Vorrücken hätten die israelischen Bodentruppen den Gazastreifen wieder verlassen.
Der Vorstoß sei Teil der Vorbereitungen "für die nächsten Kampfphasen" gewesen, hieß es von der israelischen Armee weiter. Soldaten hatten in den vergangenen zweieinhalb Wochen bereits mehrere begrenzte Vorstöße in den Gazastreifen unternommen.
Start einer möglichen Bodenoffensive weiter offen
Ob diese Angriffe auf den bevorstehenden Beginn einer Bodenoffensive Israels im Gazastreifen hindeuten, bleibt unklar. Wiederholt hatte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant den baldigen Beginn einer solchen Offensive angekündigt. An der Grenze zum Gazastreifen hat Israel bereits Zehntausende Soldaten zusammengezogen.
Doch auch nach Angaben von ARD-Korrespondent Björn Dake, der aus Tel Aviv berichtet, ist nach wie vor offen, "wann eine Bodenoffensive beginnen wird und wie sie dann aussieht". In Israel gebe es durchaus Bedenken angesichts der möglicherweise hohen Verluste in den Reihen des eigenen Militärs, wenn die Truppen im Gazastreifen am Boden angreifen sollten. Daher diese "einzelnen Kommandoaktionen", bei denen Dake zufolge bereits wiederholt Panzer eingesetzt worden waren. "Vielleicht ist das auch erst einmal die Bodenoffensive, wie wir sie in den nächsten Tagen erleben werden."
Israel geht von 224 Geiseln aus
Eine weitere Sorge in Zusammenhang mit einem möglicherweise zeitnahen Beginn einer Bodenoffensive: die Geiseln, die sich in den Händen der Hamas befinden. Einem Bericht der "New York Times" zufolge soll zuletzt die US-Regierung aus diesem Grund Israel geraten haben, mit einer solchen Offensive noch abzuwarten. Nun betonte US-Präsident Joe Biden jedoch, er habe Israel keinesfalls dazu aufgefordert, eine Bodenoffensive zu verschieben. Er habe lediglich betont, dass - wenn es möglich sei - die Geiseln im Gazastreifen sicher befreit werden sollten.
Wie viele Geiseln genau sich in der Gewalt der Hamas befinden, ist unklar. Das israelische Militär geht derzeit davon aus, dass es sich um 224 Menschen in Geiselhaft handelt. Vier der Geiseln wurden von der Terrormiliz wieder freigelassen: eine Jugendliche mit ihrer Mutter, beide besitzen die US-Staatsbürgerschaft. Und vor zwei Tagen folgten zwei Israelinnen, 79 und 85 Jahre alt.
Israel greift erneut zahlreiche Ziele im Gazastreifen an
Neben den kleinen Vorstößen am Boden setzt Israel seine Angriffe aus der Luft auf den Gazastreifen fort. Über den eigenen Telegram-Kanal teilte die Armee mit, dass am Mittwoch mehr als 250 "Terrorziele" im Gazastreifen angegriffen worden seien. Dazu gehörten Kommandozentralen, Tunnelschächte und Raketenabschussrampen inmitten von Wohngebieten. Zudem sei eine Abschussbasis für Boden-Luft-Raketen in der Gegend von Chan Yunis im Süden des Gazastreifens getroffen worden. Bei dem Beschuss der Stadt sei auch ein Wohnhaus getroffen worden, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Sie berief sich dabei auf Augenzeugen, denen zufolge mehr als 70 Menschen in dem Gebäude gelebt hätten. Vonseiten der von der Hamas kontrollierten Behörden im Gazastreifen gab es bislang keine Angaben zu Schäden oder möglichen Opfern.
Auch die Hamas soll am Mittwochabend erneut Ziele in Israel beschossen haben. So gab es sowohl in Tel Aviv als auch in der Hafenstadt Haifa und in Eilat im Süden des Landes erneut Luftalarm.
Auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kam es erneut zu gegenseitigem Beschuss. Israelische Kampfjets hätten "eine Reihe von militärischen Zielen der Hisbollah im Libanon angegriffen", teilte das israelische Militär mit. Die Angriffe hätten sich "gegen terroristische Infrastrukturen, darunter ein Militärgelände und Beobachtungsposten" gerichtet. Zuvor hatte die schiitische Hisbollah-Miliz mitgeteilt, vom Libanon aus mindestens drei Angriffe auf die Grenzgebiete in Israel verübt zu haben.