Netanyahu zu Luftangriff Tod der Hamas-Kommandanten ist unklar
Bei einem israelischen Luftangriff sollen bei Chan Yunis viele Menschen getötet worden sein - aber noch immer ist unklar, ob darunter auch jene Terroristen sind, die Israel treffen wollte. Ministerpräsident Netanyahu machte deutlich: Kein Hamas-Anführer werde entkommen.
Nach dem israelischen Luftangriff im Süden des Gazastreifens gibt es keine Bestätigung dafür, dass Hamas-Militärchef Mohammed Deif und Kommandeur Rafa Salama getötet wurden. Es bestehe noch keine absolute Gewissheit, räumte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu auf einer Pressekonferenz ein. Allerdings kündigte Netanyahu an: Keiner der Hamas-Anführer werde Israel entkommen.
Die Armee hatte zuvor bereits mitgeteilt, dass sie noch prüfe, ob Deif und Salama ums Leben gekommen seien. Ein hochrangiger Militärvertreter sagte in einem Online-Briefing, dass die Armee äußerst zuverlässige nachrichtendienstliche Informationen habe, dass sich Deif und Salama zum Zeitpunkt des Angriffs in der Basis aufhielten. Ein ranghoher Vertreter der Terrororganisation Hamas sagte dem Sender Al-Dschasira, Deif sei nicht getötet werden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Deif ist einer der meistgesuchten Terroristen. Er gilt vielen Experten als der Stratege hinter der Hamas-Terrorattacke im Süden Israels am 7. Oktober mit fast 1.200 Toten. Er soll in der Vergangenheit mehrere israelische Attentatsversuche überlebt haben. Salama ist der Kommandeur der Chan-Junis-Brigade.
"Abgezäunte, bewachte Hamas-Basis"
Bei dem Angriff wurde das Flüchtlingslager von Al-Mawasi bei Chan Yunis getroffen. Nach Angaben der militant-islamistischen Hamas sind mindestens 90 Palästinenser getötet und 300 Menschen verletzt worden.
Von palästinensischer Seite hieß es, Israels Armee habe dabei Zelte von Vertriebenen getroffen. Ein Vertreter der Armee räumte ein, dass das getroffene Objekt in der von Israel so deklarierten "humanitären Zone" westlich von Chan Junis gelegen habe.
"Es war aber eine abgezäunte, bewachte Hamas-Basis, besetzt mit Terroristen." Das Militär sei sich sicher, dass sich zum Zeitpunkt des Angriffs keine israelischen Geiseln in dem Objekt befunden hätten.
Auf der Online-Plattform X bezeichnete die israelische Armee den Ort des Angriffs als "offenes Gelände, das von Bäumen, mehreren Gebäuden und Schuppen umgeben war". Zwei Luftaufnahmen sollen den Ort vor und nach dem Angriff zeigen.
Sollte sich die gezielte Tötung Deifs durch Israel bewahrheiten, befürchten viele in Israel, dass die Hamas die Geisel-Verhandlungen aussetzen könnte. Dabei geht es um den Austausch der verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie eine Waffenruhe im Gaza-Krieg.
Die indirekten Gespräche verlaufen schleppend, weil sich beide Seiten nur schwer zu Kompromissen durchringen können. Der Druck auf Netanyahu bleibt groß. Am Abend gingen erneut Tausende Menschen auf die Straße, um für Verhandlungen über die Befreiung von Geiseln zu demonstrieren.