Gazastreifen Gegenseitige Angriffe von Palästinensern und Israelis
Einen Tag nach der Tötung von mindestens zehn Palästinensern bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland sind vom Gazastreifen aus mehrere Raketen auf Israel abgefeuert worden. Das israelische Militär flog daraufhin Luftangriffe auf den Gazastreifen.
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben in der Nacht sechs Raketen auf Israel abgefeuert. Fünf Raketen seien abgefangen worden, eine Rakete sei in offenes Gebiet gefallen, teilte die israelische Armee auf Twitter mit.
Kurz darauf erklärte die Armee dann, ihrerseits Ziele im Gazastreifen aus der Luft angegriffen zu haben. Die Luftangriffe richteten sich nach Angaben der israelischen Armee gegen eine "Waffenfabrik" und ein "Militärlager" der radikalislamischen Hamas, die den Gazastreifen seit 2007 kontrolliert. Berichte über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.
Zu den Raketenangriffen bekannte sich die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad. Es handelte sich demnach um eine Vergeltungsaktion für den folgenschwersten israelischen Militäreinsatz im besetzten Westjordanland seit dem Jahr 2005. Dabei waren am Mittwoch nach palästinensischen Angaben mindestens zehn Palästinenser getötet worden. Zudem wurden mehr als 100 Menschen bei dem Einsatz in Nablus verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Unter den Toten waren demnach auch ein 72-Jähriger sowie ein 16-Jähriger.
Gesuchte waren Mitglieder des Islamischen Dschihad
Das israelische Militär teilte mit, bei der versuchten Festnahme von drei Terrorverdächtigen seien die Einsatzkräfte unter heftigen Beschuss geraten. Daraufhin sei mit Schüssen geantwortet worden. Bei den drei Männern, denen der Einsatz galt, soll es sich um Mitglieder des Islamischen Dschihad und einer Terrorzelle in Dschenin im Norden des Westjordanlands handeln.
Extrem angespannte Sicherheitslage
Sicherheitsexperten sehen in der aufgeheizten Stimmung das Risiko neuer Terroranschläge und einer weiteren Eskalation. Dabei ist die Sicherheitslage im besetzten Westjordanland schon seit Monaten angespannt. Nach einer Reihe von palästinensischen Terroranschlägen finden dort immer wieder Razzien des israelischen Militärs statt. Das Ziel der Einsätze ist es, weiteren Terror zu verhindern.
Allein in diesem Jahr starben bislang 59 Palästinenser bei Anti-Terror-Einsätzen und bei Anschlägen. Viele von ihnen waren bewaffnete Kämpfer - doch immer wieder sind auch Zivilisten unter den Opfern. Neun Israelis und eine Ukrainerin wurden seit Jahresbeginn bei Anschlägen getötet.
Mehr Gewalt wird in den kommenden Wochen erwartet, wenn der muslimische Fastenmonat Ramadan, das jüdische Pessach-Fest und Ostern zusammenfallen.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Studio Tel Aviv