Netanyahu warnt Hisbollah "Kein Terrorist ist immun"
Der israelische Regierungschef Netanyahu hat die Hisbollah vor weiterer Gewalt gewarnt, nachdem es erneut zu Beschuss an der Grenze zum Libanon gekommen ist. Die israelische Armee meldete Erfolge im Süden des Gazastreifens.
Angesichts der angespannten Lage in der israelisch-libanesischen Grenzregion hat Israels Premierminister Benjamin Netanyahu der Hisbollah-Miliz im Nachbarland gedroht. "Ich schlage vor, dass die Hisbollah lernt, was die Hamas in den letzten Monaten bereits gelernt hat: Kein Terrorist ist immun", sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros bei einer Kabinettssitzung.
Er drängte darauf, den Bewohnern Nordisraels eine Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen. "Dies ist ein nationales Ziel, das wir alle teilen und an dessen Erreichung wir alle verantwortungsvoll arbeiten. Wenn wir können, werden wir dies diplomatisch tun, und wenn nicht, werden wir auf andere Weise vorgehen", sagte der Chef der konservativen Likud-Partei. Er betonte zugleich: "Was am 7. Oktober passiert ist, wird nicht noch einmal passieren."
Auch am Wochenende kam es erneut zu gegenseitigem Beschuss an der Nordgrenze zum Libanon. Die eng mit dem Iran verbundene Hisbollah teilte mit, sie habe heute zehn Angriffe auf das israelische Grenzgebiet ausgeführt. Nach Angaben der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden mehrere Grenzorte von israelischem Artilleriebeschuss getroffen. Es gab zunächst keine Berichte über Opfer.
Einem Bericht der "Washington Post" zufolge sollen die USA Israel vor einer "deutlichen Eskalation" im Nachbarland gewarnt haben. Die Sorge unter Regierungsbeamten sei groß, dass eine Eskalation noch blutiger sein könnte als der letzte Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006.
Mehrere Tote bei Angriff im Westjordanland
Äußerst angespannt bleibt die Lage auch im Westjordanland. Bei einem israelischen Luftangriff wurden laut der palästinensischen Gesundheitsbehörde sieben Menschen getötet. Der Angriff in der Stadt Dschenin traf nach palästinensischer Darstellung eine Bürgerversammlung. Israelischen Angaben zufolge handelte es sich bei den Getöteten um Terroristen.
In Dschenin, das von der palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet wird und als Sammelpunkt von Extremisten gilt, finden regelmäßig Razzien statt. Seit Beginn des Gaza-Krieges geht die israelische Armee verstärkt im Westjordanland vor.
Armee meldet Erfolge in Chan Yunis
Unterdessen setzt die israelische Armee ihre Kampfhandlungen im Gazastreifen fort. Nach eigener Darstellung zerstörte sie mehr als 100 Ziele palästinensischer Terroristen in der heftig umkämpften Stadt Chan Yunis im Süden des Küstenstreifens. Dutzende Terroristen seien getötet worden. Unter den zerstörten Anlagen seien etwa Tunnel, Beobachtungsposten sowie ein Hauptquartier der Hamas.
Bericht über getötete Journalisten im Gazastreifen
Wie der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, kam bei einem israelischen Luftangriff auch der 27-jährige Sohn von Wael al-Dahdu, dem Büroleiter des arabischen Senders in Gaza, ums Leben. Hamza al-Dahdu sei ebenfalls Journalist gewesen und mit einem Fahrzeug im Westen der Stadt Chan Yunis unterwegs gewesen, als eine Rakete einschlug. Neben al-Dahdu seien ein weiterer Journalist getötet sowie ein dritter Insasse verletzt worden. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht.
Zugleich feuerten extremistische Palästinenser heute erneut Raketen Richtung Israel. In Grenzorten nahe des Gazastreifens wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst.
Baerbock und Blinken reisen nach Nahost
Um eine Deeskalation im Krieg zwischen Israel und der Hamas zu erreichen und eine Ausweitung abzuwenden, besuchen sowohl Außenministerin Annalena Baerbock als auch US-Außenminister Antony Blinken erneut Länder des Nahen Ostens. Baerbock wurde zum Auftakt ihres Aufenthaltes in Israel von Präsident Izchak Herzog empfangen.
Vor dem Abflug nach Israel hatte Baerbock eindringlich zum Ende der Gewalt aufgerufen. Das Land habe das Recht und die Pflicht, sich gegen den Terror zu verteidigen, müsse aber Zivilisten bei seinem militärischen Vorgehen viel besser schützen, verlangte sie. Im Gazastreifen sei viel mehr humanitäre Hilfe gegen Hunger, Seuchen und Kälte nötig.
Auch Blinken machte auf die verheerenden Zustände im Gazastreifen aufmerksam. Die Ernährungssituation für die Menschen dort sei "sehr schwierig", sagte er nach einem Besuch eines Lagerhauses des Welternährungsprogramms in der jordanischen Hauptstadt Amman. Auf Blinkens Programm stehen auch Gespräche in Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien. Zudem will er wie Baerbock Israel, das Westjordanland und Ägypten besuchen.