Siedler im Westjordanland Schwere Ausschreitungen nach Anschlag
Nach einem tödlichen Anschlag auf Israelis im Westjordanland haben Siedler palästinensische Ortschaften attackiert. Fahrzeuge und Häuser wurden in Brand gesetzt. Ein Mensch soll erschossen worden sein. Israel flog einen Drohnenangriff nahe Dschenin.
Bei einem Angriff israelischer Siedler auf ein Dorf im besetzten Westjordanland ist nach palästinensischen Angaben ein Mensch getötet worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium erklärte, ein Mann aus Turmus Ajja sei nach einem Schuss in die Brust ins Krankenhaus eingeliefert worden und gestorben. Mehrere weitere Menschen seien durch scharfe Munition verletzt worden.
Der Bürgermeister von Turmus Ajja sagte, das palästinensische Dorf sei von 200 bis 300 Siedlern angegriffen worden. Die Angreifer hätten 35 Häuser beschädigt sowie Autos und Felder in Brand gesteckt. Die israelische Armee erklärte, die Sicherheitskräfte seien nach Turmus Ajja geschickt worden, "um die Brände zu löschen, Zusammenstöße zu verhindern und Beweise zu sammeln", nachdem "israelische Zivilisten Fahrzeuge und Besitz von Palästinensern niedergebrannt hatten".
Am Abend drangen rund 200 israelische Siedler Medienberichten zufolge in eine weitere palästinensische Ortschaft ein. Sie hätten sich in Urif südlich von Nablus Auseinandersetzungen mit Einwohnern geliefert. Aus dem Ort sollen zwei palästinensische Attentäter stammen, die am Dienstag im Westjordanland vier Israelis erschossen haben sollen.
Israel fliegt Angriff auf mutmaßliche Extremisten
Nahe Dschenin flog Israel am Abend einen Luftangriff auf ein Auto. Wie in sozialen Medien verbreitete Aufnahmen zeigten, geriet der Wagen in Brand. Nach Angaben des palästinensischen Fernsehens sollen dabei drei Palästinenser getötet worden sein. Das israelische Militär erklärte, es habe "eine Terroristenzelle in einem verdächtigen Fahrzeug ausgemacht" und dieses mit einer Drohne angegriffen. Die Extremisten seien für eine Reihe von Schusswaffenangriffen auf jüdische Siedlungen verantwortlich gewesen, hieß es.
Restaurant und Tankstelle beschossen
Am Dienstag hatten zwei palästinensische Angreifer nach israelischen Militärangaben in einem Restaurant und an einer Tankstelle nahe Eli das Feuer eröffnet und vier Israelis getötet. Ein israelischer Zivilist erschoss einen der Angreifer am Tatort, der andere wurde auf der Flucht von israelischen Soldaten getötet. Die militant-islamistische Gruppe Hamas teilte mit, dass die beiden Angreifer zu ihren Mitgliedern gehört hätten, bekannte sich aber nicht direkt zu dem Anschlag. Als Reaktion auf den Anschlag entsandte die Armee zusätzliche Truppen in das Palästinensergebiet und kündigte den Abriss der Häuser der beiden getöteten mutmaßlichen Täter an.
Israel kündigt Siedlungsausbau an
Nach dem Anschlag kündigte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu an, dort neue Wohnungen errichten zu lassen. 1000 neue Wohneinheiten seien in Eli geplant, sagte er. "Unsere Antwort auf den Terror ist, hart zurückzuschlagen und unser Land aufzubauen."
Der Ausbau und die Schaffung von israelischen Siedlungen im Westjordanland werden international scharf verurteilt. Viele sehen darin ein Hindernis für einen Frieden im Nahen Osten, denn die Palästinenser beanspruchen das Westjordanland, Ost-Jerusalem und den Gazastreifen für den von ihnen angestrebten künftigen Staat. Eine solche Zwei-Staaten-Lösung ist aber in den vergangenen Monaten in weite Ferne gerückt.
Israel führt viele Razzien durch
Nahezu täglich geht das israelische Militär mit Razzien gegen mutmaßliche Extremistennetzwerke im Westjordanland vor, die immer wieder Anschläge verüben. Erst am Montag gab es bei einer dieser Razzien ein heftiges Feuergefecht zwischen palästinensischen Extremisten und israelischen Soldaten im Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland.